Alle sprechen von BIM, aber nur wenige nutzen es
Die Digitalisierung ist in der Planerbranche ein grosses Thema. In einer Usic-Umfrage haben aber 90 Prozent der Teilnehmer angegeben, Building Information Modeling (BIM) nur wenig oder gar nicht anzuwenden.
BIM ist für eine grosse Mehrheit der Usic-Mitglieder erst eine Idee, aber noch nicht Teil des Arbeitsalltags. Das ergab die erste grosse Umfrage der Schweizerischen Vereinigung beratender Ingenieurunternehmungen (Usic). Von den angefragten 440 Firmen nahmen 150 an der Umfrage teil, was einer beachtlichen Rücklaufquote von 34 Prozent entspricht. Während 90 Prozent der Befragten BIM nur wenig oder gar nicht anwenden, sind gleichzeitig die Erwartungen für die Zukunft hoch, wie die Usic mitteilt.
Grosser Nutzen erhofft
Insbesondere von der modellbasierten Zusammenarbeit, der Kollisions- und Qualitätsprüfung sowie der Mengenermittlung erhoffen sich viele Umfrageteilnehmer einen grossen Nutzen. Aber auch eine Aufwertung des Berufsbildes, inklusive mehr gesellschaftliches Ansehen für die Ingenieure, wird mit BIM in Verbindung gebracht. Gemessen daran, dass die eigene BIM-Kompetenz sehr tief bewertet wird und die Anwendung von BIM im eigenen Unternehmen noch wenig fortgeschritten sei, ist dies einigermassen bemerkenswert.
Zürich und Basel als BIM-Treiber
Kein eindeutiges Bild ergab die Frage, ob private oder staatliche Auftraggeber die stärkeren BIM-Treiber sind. Unter den staatlichen Akteuren stachen die Kantone Zürich und Basel als BIM-Treiber hervor, im Allgemeinen wird BIM am ehesten von Auftraggebern, Bauherren oder Generalunternehmern gefordert.
Die stärksten Sachgründe für die Verwendung von BIM werden im damit verbundenen Wettbewerbsvorteil gesehen sowie in dessen Eigenschaft als zentrale Informationsquelle für alle Beteiligten. Kritische Stimmen betonten, dass die neue Technologie grosse Investitionen in Mensch und Maschine bedinge, was für die Unternehmen schliesslich die Inkaufnahme von Risiken bedeutet.
Diese Aussage wurde verstärkt durch die Tatsache, dass grosse Firmen in der Umfrage tendenziell übervertreten waren. Darüber hinaus seien die beteiligten Akteure in der Branche für BIM noch nicht bereit, und ungelöste Fragen zur Honorierung würden die Anwendung von BIM unattraktiv machen. Insgesamt sind die Einschätzungen zu Berufsbild, Chancen und Risiken sehr divers, jedoch im Schnitt klar positiv. Unbestritten scheint auch, dass BIM immer wichtiger wird und das Aufspringen auf den Zug auf keinen Fall verpasst werden sollte.
Weitere Fragen aufgeworfen
Durch die Umfrage seien weitere Fragen aufgeworfen worden, schreibt die Usic. Was machen die Kantone Zürich und Basel in ihren Ausschreibungen anders als andere Kantone? Wie müssten die SIA-Phasen und damit zusammenhängend die Honorierung von BIM geregelt werden, um dessen Anwendung zu erleichtern? Welche rechtlichen Fragen gibt es zu diskutieren? Wie bringt man die Kooperationspartner dazu, BIM ebenfalls anzuwenden, um einen grösseren Nutzen für alle zu generieren?
Für die Verbände heisse das, sich zu koordiniere,n um Normen und Standards anzupassen, Schulungen und Erfahrungsaustausche anzubieten und das Thema oben auf der Agenda zu halten, erklärt die Usic weiter. Die Aufgabe der Politik werde es sein, auf die neue digitale Bauwelt mit Regulierungsanpassungen zu reagieren und als Bauherren aufzutreten, die BIM verlangen. An vorderster Front jedoch stünden die Unternehmen, die in Mensch und Technologie investieren müssen, um BIM überhaupt nutzen zu können. (pd)