Abstimmungen vom Wochenende: 200 Millionen für Bauprojekte in Stadt Zürich
In Zürich werden 200 Millionen für Bauprojekte ausgegeben, Bern kann Ausbau des Bahnhofs unterstützen und Stadthaus-Projekt in Kreuzlingen TG erhielt ein Nein – am Wochenende entschied das Stimmvolk über verschiedene baurelevante Vorlagen. Eine Übersicht.
Quelle: Paebi wikimedia CC BY-SA 3.0
Kirche in der Gemeinde Arth SZ. (Symbolbild)
Kommunale Abstimmungen
Arth SZ: Die Bauvorschriften ändern nicht
Die Gemeinde Arth SZ lockert ihre Bauvorschriften nicht. Die Stimmberechtigten haben sich klar gegen eine Initiative ausgesprochen, die grössere Häuser und weniger Abstand zu den Nachbargrundstücken zugelassen hätte.
Die Einzelinitiative war von einem Architekten eingereicht worden und verlangte eine höhere Ausnutzungsziffer und eine Verkleinerung des Grenzabstands bei Gebäuden mit einer Länge von 22 bis 25 Meter. Der Architekt begründete sein Anliegen damit, dass Bauherren unter den geltenden Bestimmungen oft auf Attika- oder Erdgeschosswohnungen verzichten müssten. Die von ihm vorgeschlagenen Änderungen würden einen Anreiz zum verdichteten Bauen schaffen.
Der Gemeinderat plädierte für eine Ablehnung der Initiative.
Er kritisierte, dass die Initiative eine Verdichtung in die Fläche fördere
statt in die Höhe. Weiter führte der Gemeinderat an, dass die Initiative die
Vorschriften im ganzen Siedlungsgebiet lockere. Er machte sich dagegen für
Vorgaben stark, die jeweils für einzelne Quartiere festgelegt werden.
Quelle: Nightnurse Images Zürich
Visualisierung des neuen Bubenbergplatzes in Bern.
Bern: Unterstützung für Bahnhof-Ausbau und neue Festhalle
Die Stadt Bern kann den Ausbau des Bahnhofs Bern mit einer Reihe von Bau- und Verkehrsmassnahmen unterstützen. Nach einem emotionalen Abstimmungskampf sagten die Stimmberechtigten Ja zum Kredit von 112 Millionen Franken.
Der zweitgrösste Bahnhof der Schweiz platzt aus allen Nähten. Seit Jahren sind deshalb Ausbauarbeiten im Gang. Beim Bubenbergplatz entsteht ein zusätzlicher Bahnhofzugang. Um diesen möglichst gut mit der Stadt zu verbinden, legten die Planer eine Reihe Massnahmen vor, darunter den Bau einer Fussgängerunterführung und die Drosselung des Strassenverkehrs.
Die komplexe Vorlage fand im Stadtparlament eine klare Mehrheit. Doch vor dem Urnengang gab es heftigen Widerstand: Die SVP und eine linksgrüne Splitterpartei, Naturschützer, Architekten, Denkmalpfleger und der TCS bekämpften die Vorlage. Manche fanden, die Fussgänger-Unterführung sei nicht zeitgemäss. Andere befürchteten eine Verschandelung des historischen Hirschenparks.
Die Befürworter mahnten, der 2027 vollendete Ausbau des Bahnhofs erfülle seinen Zweck nur, wenn die Stadt ihren Beitrag zum Gesamtprojekt leiste. Dazu gehöre eine Unterführung zur Bewältigung der Pendlerströme. Die SBB hatten signalisiert, dass ein Nein der Stadt zu jahrelangen Verzögerungen führen könnte.
Festhalle auf Bernexpo-Areal und Parkplätze
Die Stimmberechtigten haben drei weiteren Vorlagen zugestimmt – darunter einem Investitionsbeitrag von 15 Millionen Franken für eine neue Festhalle auf dem Bernexpo-Areal. 64,2 Prozent stimmten der Überbauungsordnung zu, die für einen Neubau und die Erweiterung des unterirdischen Parking nötig ist.
Mit einer neuen Festhalle für bis zu 9000 Gäste sollen in Bern wieder grosse Konzerte, Musicals, Sportveranstaltungen und Fernsehübertragungen sowie Kunstausstellungen, Kongresse und Versammlungen möglich sein. Die Beiträge von je 15 Millionen Franken von Stadt und Kanton Bern lösen Investitionen von rund 95 Millionen Franken aus. Die bestehende Festhalle wurde 1948 als Provisorium errichtet. Sie steht heute noch, ist aber in einem schlechten Zustand.
Unbestritten war an der Urne zudem auch die Vorlage zur Überbauung des Meinen-Areals. 88,7 Prozent der Stimmenden gaben grünes Licht zur entsprechenden Überbauungsordnung. Auf dem Gebiet, auf dem früher eine Grossmetzgerei tätig war, sollen rund 180 Wohnungen sowie Gewerberaum entstehen.
Eschenbach LU: Zusätzliche Parzellen für Kiesabbau
Die Gemeinde Eschenbach kann mit dem Kiesabbau auf zwei weiteren Parzellen beginnen. Die Stimmberechtigten haben die entsprechenden Abbau- und Deponieverträge mit 91 Prozent genehmigt und damit einem höheren Abbaupreis zugestimmt. Somit hat Eschenbach mindestens für die nächsten 20 Jahre Kiesreserven.
Die Grundstücke zweier Privatpersonen und der Stiftung Frauenkloster Eschenbach mit einer Fläche von rund 5,8 Hektaren befinden sich bereits in der genehmigten Abbauzone. Während auf einer Parzelle schon Kies abgebaut wurde, legen die nun abgesegneten Verträge die Bedingungen für den Abbau und das Wiederauffüllen für die beiden übrigen Grundstücke fest.
Gleichzeitig wird auch der Vertrag für das erste Grundstück
erneuert. So steigt der Preis pro Kubikmeter Kies von 5,10 Franken auf 6
Franken. Laut der Gemeinde ist dies wegen höherer Deponieentschädigungen
gerechtfertigt. Die Verträge sind bis 2055 befristet. Die Abbaufläche
beinhaltet ein Rohstoffvolumen von rund 1,8 Millionen Kubikmeter.
Kerns OW: Neuer Werkhof kann geplant werden
Die Stimmberechtigten von Kerns befürworten die Idee, den Werkhof zu verschieben, damit der Entsorgungshof vergrössert werden kann. Sie haben am Sonntag mit einem Ja-Stimmenanteil von 79 Prozent einen Planungskredit von 310'000 Franken genehmigt.
Der Gemeinderat begründete das 3 Millionen Franken teure Projekt damit, dass der Entsorgungshof mehr Platz benötige. Beim Muldenwechsel und bei der Vorfahrt von Entsorgenden mit dem Auto sei die Sicherheit heute nicht mehr gewährleistet. Wegen den engen Platzverhältnissen ist eine Erweiterung des Entsorgungshofs aber nicht machbar. Um Platz zu schaffen, will der Gemeinderat den Werkhof abreissen und auf einer gegenüberliegenden Parzelle einen neuen bauen.
Der Gemeinderat geht davon aus, dass die neue Entsorgungsstelle
rund 770'000 Franken und der neue Werkhof 2,2 Millionen Franken kosten dürften.
Darin enthalten sind auch die Planungskosten. Über die Baukredite werden die
Stimmberechtigten im September 2021 befinden. Die neuen Bauten sollen bis Ende
2022 realisiert sein.
Quelle: PD
Visualisierung des Projekts «Schlussstein», welches auf dem Kreuzlinger Bärenplatz hätte entstehen sollen.
Kreuzlingen TG: Kein neues Stadthaus auf der Festwiese
Die Stimmberechtigten von Kreuzlingen sagen Ja zur Initiative für die Freihaltung der Festwiese beim Bärenplatz – dem geplanten Standort für ein neues Stadthaus. Damit muss der Stadtrat eine neue Stadthaus-Vorlage ausarbeiten.
Die Stadt Kreuzlingen plant seit 30 Jahren ein neues Stadthaus. Ende 2016 hiessen die Stimmberechtigten einen Kredit von 47,5 Millionen für den Neubau eines zentralen Stadthauses, den Bau einer Tiefgarage (250 Plätze) und die Neugestaltung der Festwiese äusserst knapp mit einer Mehrheit von fünf Stimmen gut.
Die jetzt angenommene Initiative zur Freihaltung der
Festwiese richtete sich gegen das Stadthaus-Projekt an diesem Standort. Das
Projekt mit einem 111 Meter langen Neubau wurde als zu gross und zu teuer
kritisiert. Der Stadtrat und der Gemeinderat lehnten die Initiative ab.
Quelle: iPlus AG
So könnte die Überbauung am Bärenplatz dereinst aussehen. (Visualisierung Richtprojekt)
Langnau BE: Hauchdünnes Ja zur Planvorlage «Am Bärenplatz»
Im Dorfkern von Langnau kann eine Überbauung realisiert werden. Die Stimmberechtigten haben die Planvorlage «Am Bärenplatz» knapp angenommen. 63 Stimmen gaben den Ausschlag, wie die Gemeinde am Sonntag mitteilte.
Ein Komitee hatte das Referendum gegen die Vorlage ergriffen: Die Teilrevision des Baureglements und des Zonenplans ebne den Weg für eine Überbauung, die schlecht in den historischen Kern von Langnau passe. Im Zentrum der Kritik stand das geplante Wohn- und Geschäftshaus mit einer Höhe von rund 19 Metern.
Die Befürworter hielten entgegen, das Projekt füge sich
bestens in den Dorfkern ein. Im Gemeindeparlament hatte die Vorlage eine
deutliche Zustimmung gefunden.
Quelle: zvg
Campus Sursee. (Symbolbild)
Oberkirch LU: Weg frei für Erweiterung Campus Sursee
Die Stimmberechtigten von Oberkirch haben zwei Ortsplanrevisionen zugestimmt. Damit können beim Pflegezentrum Feld Alterswohnungen gebaut werden, und der Campus Sursee kann vergrössert werden. Die Umzonungen, über die separat abgestimmt wurde, wurden mit über 76 Prozent Ja-Stimmen gutgeheissen.
In Oberkirch wird das Pflegezentrum Feld saniert und vergrössert. Zudem soll auf dem Nachbargrundstück eine Alterssiedlung mit rund 40 Wohnungen gebaut werden. Zwischen der Grundeigentümerin, dem Pflegezentrum und der Gemeinde wurde eine Vereinbarung abgeschlossen. Die Gemeinde erhielt für die Alterswohnungen ein Vorkaufsrecht.
Die Stimmberechtigten machten zudem den Weg frei für die
Erweiterung des Campus Sursee. Das Seminar- und Bildungszentrum plant im Gebiet
«Chäsweid» Multifunktionshallen in Kombination mit Schulräumen. Diese sollen
für Ausbildungszwecke, temporäre Ausstellungen und Sportveranstaltungen genutzt
werden.
Quelle: Gemeinde Schwyz
Visualisierung: Das Altersheim Rubiswil soll um ein Stockwerk erweitert werden.
Schwyz: Altersheim Rubiswil wird ausgebaut
Das Altersheim Rubiswil in Schwyz kann um 13 Pflegeplätze ausgebaut werden. Die Stimmberechtigten haben einen Kredit von 4,2 Millionen Franken gutgeheissen. Das Altersheim verfügt über 139 Plätze, davon entfallen 18 auf Doppelzimmer.
Das Problem dabei: Es gibt kaum Nachfragen nach Doppelzimmer und es leben nur 129 Personen im Heim. Damit fehlen die Einnahmen von 10 Pflegeplätzen. Dies wiederum führt zu finanziellen Verlusten, die die Gemeinde tragen muss.
Mit den zusätzlichen Einzelzimmern könnten die Fixkosten auf
mehr Bewohner verteilt werden, begründete der Gemeinderat den Ausbau. Um die
Zimmer zu realisieren, wird der Westteil des Altersheims, der heute im
Gegensatz zum Ostflügel nur vier Stöcke hat, um eine fünfte Etage erweitert.
Gebaut wird mit Holzelementen.
Steffisburg BE: Hochwasserschutz-Kredit von 10 Millionen
In der Gemeinde Steffisburg kann die Zulg besser gegen Hochwasser geschützt werden. Die Stimmberechtigten haben grünes Licht zu einem Kredit von 13,8 Millionen Franken gegeben – davon sind rund 10 Millionen durch Subventionen von Bund und Kanton gedeckt. Das Projekt sieht nebst Ufererhöhungen und Sohlenabsenkungen den Einbau eines Holzrechens im Zulgboden vor. Damit soll Schwemmholz zurückgehalten werden.
Die Zulg trat in den letzten Jahren immer wieder über die
Ufer. Der wilde Gebirgsfluss aus dem Eriz trägt dann viel Geschiebe und Holz
mit sich. Bei den Überschwemmungen 2012 und 2015 entstand grosser Sachschaden.
Die Bauarbeiten sollen im kommenden Winter starten und dauern voraussichtlich
bis 2025.
Quelle: zvg
Visualisierung Überbauung Eichwaldhof in Winterthur.
Winterthur: Ja für Gestaltungsplan «Eichwaldhof» und 340 Wohnungen
Die Winterthurer haben Ja gesagt zum Gestaltungsplan «Eichwaldhof». Damit können 340 Wohnungen am Stadtrand von Oberwinterthur gebaut werden. Vor das Volk kam der Gestaltungsplan, weil die Bewohner der heute baufälligen Wohnblöcke 1600 Unterschriften gegen das Neubauprojekt «Eichwaldhof» einreichten.
Sie kritisierten in erster Linie die Verkehrserschliessung
und forderten einen direkten Abzweiger von der Frauenfelderstrasse her. Der
Stadtrat war jedoch der Ansicht, dass ein solcher Abzweiger von einer
Kantonsstrasse her nicht bewilligungsfähig sei. Die Wohnungen, die nun anstelle
der alten Wohnblöcke gebaut werden, sind im mittleren und tiefen Preissegment.
Quelle: agps achitecture / Rotzler Krebs Partner / Visualisierung: Raumgleiter GmbH
Visualisierung des Parks, der auf dem Dach der Einhausung entstehen soll.
Zürich: Insgesamt 200 Mio. Franken für Einhausung Schwamendingen und weitere Projekte
Gleich über vier Grossbauprojekte hat die Stadtzürcher Stimmbevölkerung am Wochenende abgestimmt. Wie bereits im Gemeinderat waren die Vorlagen im Umfang von gut 200 Millionen Franken auch an der Urne unbestritten: Sie wurden alle angenommen.
Bei der Vorlage «Einhausung Schwamendingen mit Ueberlandpark» ging es um die Aufstockung des bereits gesprochenen Kredits um 11,4 Millionen Franken. Mit den neu 83,8 Millionen Franken soll der Park grüner gestaltet werden und mehr schattenspendende Dächer erhalten.
Der Kredit über 78 Millionen Franken für die Schule und den Quartierpark auf dem Areal Thurgauerstrasse wurde ebenfalls klar angenommen. Die Schule soll in 18 Primarschul- und zwei Kindergartenklassen Platz für 440 Kinder bieten. Der neue Park soll auch als Sportwiese für die Schule dienen. Das ehemalige Schützenhaus Seebach auf dem Areal wird instand gesetzt.
Mit dem Ja zum Kredit über 57,76 Millionen Franken für die Wohnsiedlung Letzi sollen bis in vier Jahren 265 neue Wohnungen in Altstetten entstehen. Neben Wohnungen entstehen Gewerbeflächen, ein Doppelkindergarten, eine Tiefgarage sowie ein Fuss- und Radweg.
Auch zum vierten Bauprojekt sagten die Zürcher Ja. Auf dem
Areal «Guggach III» im Unterstrass-Quartier können nach diesem
Abstimmungssonntag eine Schulanlage für 12 Primarklassen, eine Doppelsporthalle
sowie ein Quartierpark entstehen. Die Stimmbevölkerung genehmigte den Kredit
von 49 Millionen Franken mit einem klaren Ja.
Quelle: zvg
Visualisierung Campus Horw.
Kantonale Abstimmungen
Kanton Luzern übergibt Hochschulstandort in Horw LU an eine AG
Der Kanton Luzern soll eine Aktiengesellschaft gründen, die
an seiner Stelle den Hochschulstandort in Horw ausbaut und betreibt. Das
Stimmvolk hat die Übertragung der bestehenden Bauten des Campus mitsamt dem
ausführungsreifen Bauprojekt mit einem Ja-Stimmenanteil von 64,8 Prozent
genehmigt.
Ja zum Ausbau der Lammschlucht
Die Luzerner Stimmberechtigten genehmigten einen Kredit über 26,1 Millionen Franken für die Änderung der Kantonsstrasse K36 in den Gemeinden Schüpfheim und Escholzmatt-Marbach. Der Strassenabschnitt durch die Lammschlucht ist in einem baulich schlechten Zustand.
Zudem ereignen sich in dem Gebiet fast jährlich grössere
Steinschläge und Sturmschäden. Die Fahrbahn soll auf 6,5 Meter verbreitert
werden. Kernstück ist eine neue Brücke über die Waldemme, mit der die Strecke
begradigt würde und ein Tunnel sowie die bestehende Brücke überflüssig würden. (pb/mit Material der sda)