Abstimmung über Zumthors Pfahlbauten
Die Novartis plant in Risch ZG auf Gut Abach oder vielmehr im Park des verstorbenen Bauunternehmers Ernst Göhner ein Ausbildungszentrum für Kaderleute. Aber nicht allen passt das 100-Millionen-Projekt. Im November gelangt es an die Urne.
Für die Architektur der pfahlbaudorfartigen Anlage zeichnet Peter Zumthor und für ihre Umgebung Landschaftsarchitekt Günther Vogt verantwortlich. Damit sich der Gebäudekomplex, der aus verschiedenen Pavillons auf Pfählen besteht, perfekt in die Landschaft einfügen kann, soll das als englischer Garten angelegte Areal renaturiert werden: Göhners Villa wird abgebrochen und der einstige Moränenhügel wieder aufgeschüttet. Wo heute noch Ufermauern stehen, werden Flachwasserzonen mit Schilf geschaffen. „Wir planen etwas sehr Lokales und etwas typisch Schweizerisches, ohne in Heidi-Romantik zu verfallen“, erklärte Vogt seinerzeit anlässlich der Präsentation des Projektes gegenüber der Zeitung „Blick“. Kosten soll das Projekt rund 100 Millionen Franken.
Kritik von WWF, Heimatschutz und Pro Natura
Trotz des sensiblen Umgangs mit Natur und Landschaft und obwohl die filigranen Holzbauten kaum gross auffallen werden, sorgte das Projekt während der letzten zwei Jahre für Diskussionen: Der geplante Standort des Zentrums liege im nationalen Landschaftsschutzgebiet Zugersee, monierten die Sektionen Zug des WWF und der Pro Natura sowie die Stiftung Landschaftsschutz Schweiz damals in einer gemeinsamen Medienmitteilung. In solchen Gebieten könnten nur neue Vorhaben gebaut werden, denen ebenfalls eine nationale Bedeutung zukomme. Dies sei beim Ausbildungszentrum der Novartis nicht der Fall. Des Weiteren wurde kritisiert, dass abgesehen vom Gärtnerhaus sämtliche Gebäude des Guts abgerissen werden: „Dadurch wird die im kantonalen Richtplan vorgesehene Spezialzone für die Erhaltung historische wertvoller Gebäude hinfällig.“ Es handle sich um ein Neubauprojekt, das zwingend in das bestehende Siedlungsgebiet gehöre. Die über den gesamten Park verteilten, insgesamt elf neuen Gebäude trügen unnötig zur weiteren Zersiedlung im Kanton bei. Mittlerweile wurde das Projekt etwas angepasst, in dem etwa der Abstand zum See nun breiter ist.
Der Ball liegt beim Stimmvolk
Der Kanton, der die Anlage als nicht mehr erhaltenswert eingestuft hatte, teilt diese Ansicht nicht: Der Bebauungsplan und die Zonenplananpassung für das geplante Novartis-Ausbildungszentrum in Risch sei von der Grundkonzeption her bewilligungsfähig, bedürfe aber noch einiger Überarbeitungen, teilte die Zuger Baudirektion vergangenen Februar mit. Allerdings verlangte sie, dass die Seeuferschutzzone deutlicher als naturbelassenes Areal vom gestalteten Landschaftspark abgesetzt wird. Daneben forderte sie eine eine öklologischere Umgestaltung des Aabachs und dass die Gemeinde Risch belegen muss, dass auf ihrem Gebiet kein eingezontes Land zur Verfügung steht, das sich für die Realisierung des Projektes nutzen lässt.
Ab Ende Mai bis vergangenen Montag lagen nun der Bebauungsplan und die für das Projekt nötigen Zonenplanänderungen auf. Bis jetzt sind zwei Einsprachen eingegangen. Und nun hat sich der Rischer Gemeinderat entschieden, dass das Stimmvolk über das Projekt befinden soll: Am 27. November gelangt das Ausbildungszentrum an die Urne. Ursprünglich hätte das Projekt nur vor die Gemeindeversammlung gelangen sollen, wie die „Neue Luzerner Zeitung“ berichtete. „Wir haben auch schon über andere Bebauungspläne in der Gemeindeversammlung angestimmt“, sagt Gemeindepräsident Peter Hausherr gegenüber der Zeitung. Man sei froh, dass die Frage der Abstimmung über das Projekt geklärt sei, dadurch erhalte das Votum des Volkes eine noch stärkere politische Legitimation. (mai)