Abchreibungen von 80 bis 100 Millionen bei AFG
Nach der rasanten Expansion unter Edgar Oehler greift der Bauzulieferer Arbonia Forster (AFG) erneut zum Trennschneider: Drei weitere Geschäftsbereiche werden aufgegeben. Im laufenden Jahr dürften somit Abschreibungen von insgesamt 80 bis 100 Millionen Franken anfallen.
AFG will sich aus den Sparten Kühltechnik, Präzisionsstahlrohre und Oberflächentechnologie zurückziehen. Diese Einheiten mit insgesamt rund 900 Beschäftigten, zu einem grossen Teil in der Schweiz, sollen mittelfristig veräussert werden. Dies teilte das Unternehmen heute im Rahmen eines Investorenanlasses mitteilte. Der Rückzug hat Abschreibungen von 40 bis 60 Millionen Franke zur Folge, die laut einem Unternehmenssprecher voraussichtlich im laufenden Jahr verbucht werden.
Der Rückbau von AFG läuft schon länger. Zuletzt wurde im Oktober die deutsche Küchenfirma Warendorf an die US-Investmentgesellschaft CoBe Capital verkauft. Im Mai hatte sich AFG von der britischen Aqualux (Duschtrennwände und Badewannenaufsätze) getrennt. Zudem wurde das Verwaltungsgebäude am Hauptsitz in Arbon an einen Immobilienfonds der Credit Suisse verkauft und zurückgemietet.
Die Abschreibungen und Veräusserungsverluste von Warendorf, Aqualux und dem Verwaltungsgebäude verschlechtern das Konzernergebnis 2012 um 40 Millionen Franken. Die AFG musste bereits 2011 wegen Abschreibungen von 73 Millionen Franken einen Verlust von 70,2 Millionen hinnehmen.
„Etwas flaches“ Wachstum
Im ersten Halbjahr 2012 folgte ein weiterer Verlust von 11,3 Millionen Franken. Im zweiten Halbjahr sei ein „etwas flaches“ organisches Wachstum zu erwarten, erklärte der Konzernchef Daniel Frutig. Er hatte im Juni 2011 Edgar Oehler abgelöst, Oehler ist noch Verwaltungsratsmitglied der Gruppe. Laut Frutig läuft die Neuausrichtung plangemäss: AFG sei sowohl finanziell als auch strategisch auf Kurs. Bis 2013 solle die Basis für „nachhaltiges Wachstum“ gelegt sein und ab 2014 alle Geschäftsbereiche wieder profitabel arbeiten. Ziel bleibt, 2015 den Umsatz ohne Übernahmen um 5 Prozent zu steigern und eine operative Marge (EBIT-Marge) von 8 Prozent zu erreichen.
AFG will sich auf die Bauausrüstung „rund um Hülle und Innenraum von Gebäuden“ konzentrieren. Dazu werden die Geschäfte Heiztechnik, Sanitär, Fenster, Türen, Profilsystem und Küchen gezählt. In diesen Sparten expandiert die Gruppe auch. So wurde vergangene Woche die Übernahme des polnischen Fensterherstellers Dobroplast bekannt gegeben. Und in Roggwil TG wird die Türenproduktion ausgebaut.
Bei Anlegern überwog heute Donnerstag allerdings die Skepsis: Die Aktie notierte am Nachmittag um 6 Prozent schwächer. AFG befinde sich jedoch nach wie vor im Rohbau, kommentierte die Bank Notenstein. Und angesichts der wirtschaftlichen Unsicherheiten könnten sich die Ziele von AFG als zu ambitioniert erweisen. (sda)