ABB-Chef trotz weniger Umsatz zuversichtlich
Die ersten Quartalszahlen des sich im Umbruch befindenden Technologiekonzerns ABB zeigen eine fortlaufende Tendenz: Während der Gewinn erneut gesteigert werden konnte, ist der Umsatz rückläufig. Der Konzernchef bleibt jedoch zuversichtlich.
Der Technologiekonzern konnte seinen Gewinn im ersten Quartal erneut steigern – nämlich um 45 Prozent auf 724 Millionen Dollar. Dies hat das Unternehmen hauptsächlich dem Verkauf der Sparte mit Hochspannungskabeln zu verdanken, wie in einer Mitteilung schreibt. Im vergangenen September hatte das Unternehmen das Kabelgeschäft für 934 Millionen Dollar an das deutsche Unternehmen NKT Cables verkauft, das zum dänischen NKT-Konzern gehört. Das operative Ergebnis (EBITA) erlitt einen Rückgang um ein Prozent auf 943 Millionen Dollar.
Rückläufig ist jedoch weiterhin der Umsatz des Konzerns. Dieser ging in Berichtswährung um ein Prozent auf 7,85 Milliarden Dollar zurück. ABB betonte in der Mitteilung aber das um Währungs- und Konsolidierungseinflüsse bereinigte Umsatzplus von 3 Prozent.
Rückläufige Grossaufträge
Ebenfalls sinkende Zahlen muss das Unternehmen bei den Aufträgen hinnehmen. Sie gingen um 9 Prozent auf 8,4 Milliarden Dollar zurück. Dies ist insbesondere auf die rückläufigen Grossaufträge - jene ab einem Volumen von 15 Millionen Dollar - in den Divisionen Industrieautomation und Stromnetze zurückzuführen.
Auffallend ist der Rückgang von 20 Prozent in der Division Stromnetze. Dies liegt gemäss ABB an der starken Vorjahresbasis, als ein Grossprojekt in China das Auftragsbuch anschwellen liess. Insgesamt gingen die Grossaufträge in Berichtswährung um 50 Prozent zurück, wie dem Quartalsbericht zu entnehmen ist. Auch die Basisbestellungen unter der 15-Millionenmarke sanken, allerdings nur um ein Prozent.
Wachstumssignale in Sicht
Der insgesamt rückläufige Bestellungseingang macht Konzernchef Ulrich Spiesshofer indes keine Sorgen, wie er in einer Telefonkonferenz mit Agenturen sagte. «Der Bestellungseingang in der Division Stromnetze dürfte auch in den weiteren Quartalen Schwankungen unterworfen sein.»
Der Chef des Technologieunternehmens zeigt sich generell zuversichtlich: Es seien Wachstumssignale erkennbar und das kürzlich auf den Markt gebrachte Digitalangebot ABB Ability komme bei den Kunden gut an. Zwar würden makroökonomische und geopolitische Entwicklungen weiterhin ein unsicheres Bild zeigen. Einige Signale aus den USA würden jedoch positiv stimmen. Zudem rechnet das Unternehmen mit einem weiteren Wachstum in China. Angesichts dieser Entwicklungen und der laufenden Transformation geht ABB davon aus, dass 2017 für den Konzern ein Übergangsjahr wird. (Baublatt berichtete)
Lehren gezogen aus Korruptionsfall
Gestartet ist das Jahr jedoch mit einem Betrugsskandal, als im Februar bekannt wurde, dass in der südkoreanischen Niederlassung Unternehmensgelder im grossen Stil veruntreut worden sind. «Das hat uns alle sehr schockiert und die massive Kriminalität hat uns getroffen. Wir lernen aber aus diesem Fall», sagte Spiesshofer an der Telefonkonferenz. So seien unter anderem Management-Prozesse angepasst und in allen Ländern die Konti überprüft worden. Der Fall beschränke sich auf Korea.
Immerhin konnte die Firma auch ein positives Ereignis vermelden, als es vor zwei Wochen die Übernahme der österreichischen Firma Bernecker + Rainer Industrie-Elektronik bekannt gab. Mit dieser «Perle der Welt der Maschinen- und Fabrikautomation» könne das Unternehmen eine Lücke schliessen und stark wachsen, sagte Spiesshofer dazu. Damit ist der Übernahmehunger von ABB jedoch nicht gestillt. «Wir haben Ideen für weitere Akquisitionen», sagte der Chef an der Telefonkonferenz. Im Vordergrund stünden dabei die Bereiche Elektrifizierung sowie Roboter. (sda/awp)