70,2 Millionen Verlust für AFG
Mit einem Nettoverlust von 70.2 Millionen Franken rutscht Arbonia Forster (AFG) in die roten Zahlen. Grund sind der starke Franken und Abschreibungen von 73 Millionen Franken. CEO Daniel Frutig sieht auch 2012 als „Übergangsjahr“.
Nach einem Gewinn von 14,2 Millionen Franken im 2010 führten bei Arbonia Forster (AFG) im 2011 vor allem Wertberichtigungen und eine schwache Margenentwicklung zu einem enttäuschenden Ergebnis. Die Aktie, die seit Herbst 2011 um rund 30 Prozent zugelegt hatte, verlor am Dienstag nach Börsenbeginn über 10 Prozent ihres Wertes. Der Verwaltungsrat will auf eine Dividendenausschüttung verzichten. Mit flüssigen Mitteln von 249,6 Millionen Franken und einer Eigenkapitalquote von 40 Prozent präsentiert sich das Unternehmen aber nach wie vor solide aufgestellt.
Der starke Franken liess den Umsatz um 4,7 Prozent auf 1347,4 Millionen Franken schrumpfen. Den Nettoverlust von 70,2 Millionen wurde vor allem durch Abschreibungen von 73 Millionen Franken verursacht, hauptsächlich in den Bereichen Oberflächentechnologie, Heiztechnik und Sanitär, Stahltechnik und Corporate Services.
Während das erste Halbjahr 2011 noch ein währungs- und akquisitionsbereinigtes Wachstum von 6,2 Prozent auswies, fiel das Wachstum im normalerweise stärkeren zweiten Halbjahr auf 5 Prozent. Dazu haben auch das Auslaufen von Investitionsbeihilfen in Deutschland sowie Verunsicherungen im Zuge der europäischen Schuldenkrise beigetragen.
Unterschiedliche Entwicklungen in den einzelnen Sparten
Die grösste Division Heiztechnik und Sanitär litt vor allem auf Grund der geringeren Nachfrage ausserhalb Deutschlands, vor allem in Grossbritannien und in anderen westeuropäischen Staaten. Der Umsatz fiel in diesem Bereich um 11,4 Prozent auf 482,3 Millionen Franken.
Derweil bewegte sich die Division Küchen und Kühltechnik mit einem Umsatz von 257,6 Millionen (3,5 Prozent) währungsbereinigt nur um 2,4 Prozent, unter dem Vorjahres-Resultat. Der Bereich Küchen litt vor allem in den grenznahen Regionen und bei grösseren Projekten unter den zunehmenden Importen ausländischer Konkurrenzprodukte, die vom Wechselkurs profitierten. Produktionsprobleme bei Forster Küchen und die nicht genügend ausgelastete Produktion in Warendorf (D) setzten dem Geschäftsverlauf der Division ebenfalls zu.
Die stark auf den Heimmarkt ausgerichtete Division Fenster und Türen verzeichnete eine leichte Umsatzzunahme um 0,3 Prozent auf 406,4 Millionen. Alleine in der Schweiz betrug die Umsatzsteigerung 3 Prozent.
Bei der Division Stahltechnik registrierte die AFG eine Umsatzzunahme von 0,8 Prozent auf 140,5 Millionen. Die schwächere Nachfrage in den meisten europäischen Märkten und in den USA konnten durch die starke Marktstellung von Forster Profilsystemen in der Schweiz und in Deutschland kompensiert werden.
Die Division Oberflächentechnologie konnte sich umsatzmässig erneut steigern. Währungs- und akquisitionsbereinigt betrug die Umsatzzunahme 8,5 Prozent, effektiv 6.9 Prozent, was einem Jahresumsatz dieses Bereichs von 63.6 Millionen entspricht. Die neue Produktionstätte im chinesischen Changshu soll bereits den Betrieb aufnehmen. Wie die AFG mitteilt, beeinträchtigten der Bau des Werks und der Wechselkurs die Ertragslage stark – trotz „rigoroser Umsetzung der laufenden Kostensenkungsnmassnahmen“.
2012 als Teil einer Übergangsperiode
Die AFG betrachtet auch 2012 als Teil einer Übergangsperiode. Die ersten Früchte der grossen Anstrengungen zur Neuausrichtung des Unternehmens dürften erst in den Folgejahren geerntet werden können. Im Rahmen der Neuausrichtung wurden etwa die Kapazitätsprobleme bei EgoKiefer behoben. Für die Küchenmarken Forster, Piatti und Warendorf schuf man eine einzige, schweizweite, integrierte Verkaufsplattform. Zudem werden die Bereiche Rohr- und Profiltechnik neu jeweils in eigenständiger Leitung geführt, was eventuell aber auch auf Verkaufsabsichten dieser Sparten deuten könnte.
Weitere substanzielle Massnahmen im Rahmen der strategischen Neuausrichtung der AFG sind laut Medienmitteilung in Vorbereitung. Unter anderem sollen die internationalen Märkte beschleunigt entwickelt werden, nicht zuletzt um die Abhängigkeit vom Schweizer Franken etwas zu dämpfen. Als mittelfristiges Ziel hat sich die AFG ein Umsatzanteil von rund 40 Prozent in den Märkten ausserhalb der beiden Heimmärkte Schweiz und Deutschland gesetzt.
Trotz verhaltenem Optimismus in der Geschäftsleitung sehen es gewisse Analysten dramatischer: Ökonomen der Bank Notenstein sehen das Unternehmen trotz solcher Renovationsarbeiten aber immer noch im Rohbau:Der Konzern scheine unter einem Giftcocktail mit Zutaten aus einem starken Schweizer Franken, gestiegenen Rohstoffpreisen und sich im zweiten Halbjahr abschwächenden Märkten zu leiden. (mai/mgt)