5 Milliarden schweren Schaden verhindern
Ein starkes Hochwasser an der Sihl und der Limmat könnte einen Schaden in der Höhe von bis zu fünf Milliarden Franken anrichten. Um dies zu verhindern, planen die Kantone Zürich und Schwyz entsprechende Massnahmen. Zwei Hochwasserschutzkonzepte sind nun ausgearbeitet. Sie müssen aber noch vertiefter abgeklärt werden.
Vor rund sieben Jahren entging Zürich knapp grossen Hochwasserschäden. Weil sich damals das Niederschlagszentrum aber über dem Berner Oberland befand, beliefen sich die Wasserschäden „nur“ auf 15 Millionen Franken. Viel ernster wäre die Situation gewesen, wenn es über dem Einzugsgebiet der Sihl gelegen hätte: grosse Teile der Limmatstadt wären von der Sihl überschwemmt worden.
Zum letzten Mal von einem massiven Hochwasser heimgesucht wurde Zürich übrigens 1910 (siehe Bilderstrecke). Damals schafften es die Fluten bis zum Hauptbahnhof und setzten den Platzspitz unter Wasser. Wiederholte sich die eine Katastrophe, bedeutete dies laut den Kantonen Zürich und Schwyz einen Schaden in der Höhe von bis zu 5 Milliarden Franken. Nicht mit eingerechnet sind bei diesem Betrag die volkswirtschaftlichen Kosten, die von Betriebsstörungen und –unterbrüchen sowie vom Ausfall der Infrastruktur verursacht würden. Diese lassen sich kaum beziffern; sie überstiegen aber die materiellen Schäden bei Weitem.
Um Solches zu verhindern, planen die Kantone Zürich und Schwyz langfristige Hochwasserschutzmassnahmen an der Sihl und der Limmat mit Einbezug des Zürichsees bei der Stadt und den betroffenen Gemeinden entlang der beiden Flüsse. Dazu sind zwei mögliche Lösungen ausgearbeitet worden.
Mehr Energie und mehr Platz für die Natur
Das Konzept „Kombilösung Energie“ sieht den Ausbau des Etzel-Pumpspeicherkraftwerks am Sihlsee vor. Das Gewässer soll nicht höher gestaut werden als heute. Mit Hilfe eines neuen, entsprechend grossen Druckstollens soll jedoch bei Hochwassergefahr mehr Wasser aus dem Sihlsee in den Zürichsee geleitet werden können. Mit diesem Konzept lässt sich sowohl der Hochwasserschutz für die Schwyzer Gemeinden unterhalb des Sihlseedammes, Langnau am Albis, Adliswil und Zürich sicherstellen als auch die Energienutzung steigern. Auch für die Gemeinden an der Limmat unterhalb Zürichs verbessert sich der Hochwasserschutz. Wird zusätzlich bei Einsiedeln die Alp durch einen Stollen teilweise in den Sihlsee geleitet, sind auch die Klosterstadt und die unterhalb gelegenen Gebiete an der Alp noch besser vor Hochwasser geschützt. - Die „Kombilösung Energie“ kann gestaffelt innerhalb von 15 bis 20 Jahren umgesetzt werden.
Das Konzept „Entlastungsstollen“ sieht einen Stollen bei Langnau am Albis bei Gattikon. Dieser soll die Sihl-Hochwasserspitzen in den Zürichsee bei Thalwil umleiten und den Hochwasserschutz für Langnau am Albis, Adliswil und Zürich sicherstellen. Überdies ergäbe sich laut Medienmitteilung so Potenzial für eine ökologische und städtebauliche Aufwertung des Sihl-Flussraumes zwischen Langnau am Albis und dem Zürcher Platzspitz, wo die Sihl in die Limmat fliesst. Diese Aufwertung lässt sich gleichzeitig oder nach dem Bau des Entlastungsstollens etappenweise umsetzen. Das Konzept „Entlastungsstollen“ könnte der Kanton Zürich innerhalb von acht bis zwölf Jahren umsetzen.
Wirtschaftlich angesichts möglicher Schadenskosten
Welche der Lösungen realisiert wird, steht noch nicht fest: Beide Konzepte schützen die Siedlungsgebiete vor Extremhochwasser. Sowohl mit dem Entlastungsstollen als auch mit der „Kombilösung Energie“ kann der Sihlflussraum ökologisch und städtebaulich aufgewertet werden. Bei Investitionskosten von 70 bis 130 Millionen Franken und angesichts der Schadenskosten von bis zu fünf Milliarden Franken sind beide Möglichkeiten wirtschaftlich.
Damit Kantone und übrige Beteiligte einen Entscheid fällen können, müssen Zürich und Schwyz die Konzepte vertiefen und zusätzliche Grundlagen erarbeiten. Das heisst, die die Auswirkungen auf die Alp, die Sihl, den Sihl- und den Zürichsee sowie auf das untere Linthgebiet bedürfen einer genaueren Abklärung. Die Kantone rechnen dass bis 2015 ein definitives Hochwasserschutzkonzept fest steht. (mai)