320 Euro Monatslohn
Arbeiten für einen Hungerlohn: Auf einer Baselbieter Baustelle arbeiteten zwei ungarische Handwerker für einen Zahltag von gerade mal 320 Euro pro Monat. Dies war in der gestrigen Ausgabe der Basler Zeitung zu lesen.
Von „schockierenden Missständen“ auf einer Baselbieter Baustelle berichtete die gestrige Ausgabe der Basler Zeitung (BaZ). Kontrolleure der Zentralen Paritätischen Kommission (ZPK) stiessen dort auf zwei ungarische Handwerker, die für rund 320 Euro im Monat arbeiten. Bei einer 42-Stundenwoche bedeutet dies einen Stundenlohn von 1,75 Euro. Wie dem Artikel weiter zu entnehmen ist, hatte ihr Arbeitgeber auf den Bewilligungspapieren angegeben, dass die Männer 15 Euro pro Stunde verdienen. Der Mindestlohn liege im Kanton Baselland in dieser Branche bei rund 30 Franken.
Bis vor einem Jahr habe man im Baselbiet kaum Arbeiter aus Osteuropa gehabt, werden die ZPK-Kontrolleure zitiert. Aber jetzt steige der Druck auf dem Schweizer Markt immer mehr. Dabei hat die ZPK nicht die einzelnen Arbeiter im Visier, heisst es weiter. Die Arbeiten würden wie „moderne Sklaven“ behandelt, erklärt der ZPK-Geschäftsführer Mark Rohrer im Artikel. Der ZPK gehe es um die Firmen im Hintergrund, die mit billigen Arbeitskräften lukrative Geschäfte machen – und dabei das regionale Gewerbe bedrohen würden. Typisch für den Fall der beiden Ungaren ist laut BaZ, dass der ursprüngliche Auftrag des Schweizer Bauherrn an ein Schweizer Unternehmen ging und dann an einen deutschen Subunternehmer, der diesen Auftrag widerum an ein deutsches Subunternehmen in Ungarn weiter gab. Solche Kunstrukte seien oft schwer zu durchschauen, sagt dazu Rohrer.
Laut dem Artikel hatte das Kantonale Amt für Industrie, Gewerbe und Arbeit (Kiga) bei der ungarischen Firma, die die beiden Handwerker unter Vertrag hatte, interveniert. Die Firma hatte dem Kiga einen Stundenlohn von 15 Euro (ca. 22.50 Franken) angegeben, worauf das Amt eine Bestätigung verlangt habe, dass man einen Mindestlohn von 30 Franken bezahle. Darauf legte die Firma eine entsprechende Bestätigung vor. Das Kiga erteile sicher keine Bewilligungen an Firmen, die den Lohn schon per Antragsformular drückten, wird Mark Rohrer zitiert. (mai)