1,8 Milliarden Franken für Berner Bahnhof
Nach Zürich gilt der Bahnhof Bern als zweitwichtigster Bahnknoten der Schweiz. Er hat seine Kapazitätsgrenzen längst erreicht. Ein Ausbau soll die Engpässe beheben: Zuerst erhält der Regionalverkehr Bern-Solothurn (RBS) mehr Platz, anschliessend erweitert die SBB die Perronhalle mit vier neuen Gleisen. Kosten soll das Projekt voraussichtlich 1,8 Milliarden Franken.
Quelle: zvg
Mehr Platz für Pendler und Passanten: der Berner Bahnhof soll massiv erweitert werden.
Bereits 2008 präsentierten Stadt, Kanton und Bahnunternehmen ein erstes „Jahrhundert-Projekt“ mit zwei Tiefbahnhöfen, das sich dann allerdings als zu teuer erwies. Mit dem neuen revidierten Gesamtkonzept starten sie jetzt einen zweiten Anlauf für einen nachhaltigen Ausbau des Bahnhofs. Nach Ansicht des externen Gutachters Ulrich Weidmann ist die nun angestrebte Lösung "nicht revolutionär, aber zweckmässig".
Etappierung notwendig
Das Projekt soll etappenweise umgesetzt werden; dabei dürften bis zum Jahr 2035 schätzungsweise 1,8 Milliarden Franken verbaut sein. In der ersten Etappe hat der Regionalverkehr Bern-Solothurn (RBS) Vorrang; er leidet unter besonders grossen Kapazitätsproblemen. Abhilfe schaffen soll entweder ein neuer Tiefbahnhof oder eine Erweiterung des heutigen Kopfbahnhofs. Beide Varianten kosten etwa 520 Millionen Franken. Entscheiden wollen sich die Verantwortlichen bis spätestens Ende 2012. Diese erste Bauetappe soll im Zeitraum 2015/16 bis 2025 realisiert werden. Gleichzeitig will man während dieser ersten Phase die Publikumsanlagen mit einer neuen Westpassage versehen und mit einem neuen Zugang Bubenberg die Umsteigemöglichkeiten verbessern. Die Westpassage soll ein vollwertiger Hauptzugang sein. Für eine direkte Anbindung an den öffentlichen Verkehr soll zudem unterirdische Passage sorgen, die vom Hirschengraben direkt auf die Perrons führt. Kostenpunkt: 100 Millionen Franken.
Die zweite Etappe betrifft den SBB-Perronausbau und folgt ab 2025. Dabei wird die heutige Perronhalle unter der grossen Schanze um vier zusätzliche Gleise erweitert. Dieser markante Ausbauschritt für die SBB dürfte nochmals 700 bis 1000 Millionen Franken kosten, deutlich weniger ist als der im ersten Projekt geplante SBB-Tiefbahnhof.
Finanzierung noch nicht klar
Baudirektorin Barbara Egger sieht im Gesamtkonzept einen „breit abgestützten Lösungsweg“. Wie der milliardenschwere Ausbau finanziert werden kann, will der Kanton mit dem Bund klären. Geld erhofft man sich vom Infrastrukturfonds, aber auch von der neuen Vorlage „Finanzierung und Ausbau von Infrastruktur“. Möglicherweise hilft ja auch der nächste oder übernächste Finanzausgleich. Denn Bern erhält anstatt 945 Millionen neu 1064 Millionen Franken von den „reichen“ Kantonen. Diese 121 Millionen-Zunahme lässt sich vielleicht nochmals anheben, dem neuen Bahnhof zuliebe. (mai)