1,5 Milliarden Franken für Stromproduktion
Die Bündner Energiegesellschaft Repower hat ihr Mega-Projekt für ein Pumpspeicherwerk im Südtal Puschlav zur Konzessionsreife gebracht. In das Kraftwerk werden 1,5 Milliarden Franken investiert.Das neue Werk soll fast so leistungsstark wie das Kernkraftwerk Leibstadt werden.
Repower will im Puschlav das grösste Kraftwerk des Kantons bauen, ein 1000-Megawatt-Pumpspeicherwerk. Dazu werden der Lago Bianco am Berninapass und der Lago di Poschiavo durch einen 17,4 Kilometer langen Druckstollen sowie einen Druckschacht von drei Kilometern zu einem System verbunden. Bei schwacher Stromnachfrage wird Wasser vom Lago di Poschiavo zum Lago Bianco hinauf gepumpt. Wird nach Strom verlangt, fliesst das Wasser über eine Höhendifferenz von 1250 Metern zu Tal und wird verstromt. Das Konzessionsprojekt „Lago Bianco“ wurde zusammen mit den Umweltorganisationen und den kantonalen sowie kommunalen Behörden erstellt. Dies erklärte Felix Vontobel, stellvertretender Direktor von Repower. Diesen Sommer sollen nun die Unterlagen bei den Konzessionsgemeinden Poschiavo und Pontresina eingereicht werden.
Erhält Repower die Bewilligungen von den Gemeinden und von der Bündner Regierung im Zeitplan, werden 2013 die Bauarbeiten aufgenommen. Für den Bau sind sieben Baustellen bis zu 700 Arbeitern vorgesehen. Die Betriebsaufnahme ist für 2019 vorgesehen.
Zwei Grossbaustellen
Laut Repower sind zur Realisierung des Projekts zwei Grossbaustellen nötig. Eine im Bereich Cambrenadelta am Berninapass, die andere bei Camp Martin am Lago di Poschiavo. Zudem gibt es fünf weitere, kleinere Baustellen: eine Mittelgrosse wird auf Plan di Laghet (ca. 2100 m ü. M.) errichtet, daneben sind drei kleinere Baustellen (Torn, Li Mandri, Cancian) geplant. Druckschacht und Druckstollen sollen vorwiegend mit zwei Tunnelbohrmaschinen ausgebrochen werden. Zugangsstollen, Apparatekammern, Wasserschloss und ein Teil der Wasserwege werden ausgesprengt. Untergebracht werden die Arbeiter in zwei Baustellendörfern und zwar oberhalb von Miralago und am Berninapass. Die Repower rechnet damit, dass die Zahl der Arbeiter während der rund sechs Jahre dauernden Bauzeit stark schwankt. Im Raum Bernina würden im Schnitt 100 Arbeiter, maximal 220 im Einsatz sein, heisst es in der Medienmitteilung. Bei Miralago sind es durchschnittlich 250, zu Spitzenzeiten voraussichtlich rund 450 Arbeiter.
Eine logistische und ökologische Herausforderung ist gemäss Repower der Umgang mit dem Ausbruchmaterial. Rund ein Drittel des Materials, insgesamt rund 3,5 Millionen Tonnen, könne grösstenteils für den Bau der Anlagen wiederverwertet werden. Ein Teil des Materials werde für vorgesehene Seeschüttungen eingesetzt. Das restliche Material muss schliessilch deponiert werden.
Umweltorganisiationen wollen mitreden
Grosses Gewicht komme den Umweltaspekten zu, schreibt Repower in ihrer Medienmitteilung. Das Projekt solle so verwirklicht und betrieben werden, dass übermässige Belastungen der Tier- und Pflanzenwelt sowie der Bevölkerung vermieden werden. Die Belastungen des Pumpspeicherbetriebes auf die beiden Seen sollen mit Wiederherstellungs- und Ersatzmassnahmen aufgefangen werden. Die Umweltorganisationen wollen bei der Umweltverträglichkeitsprüfung mitwirken und das Projekt weiter kritisch begleiten. Das Pumpspeicherwerk ist laut den Bündner Sektionen von WWF und Pro Natura grundsätzlich machbar. Viele Details seien bekannt, Ungewissheiten seien kleiner geworden, grössere Überraschungen gebe es nach aktuellem Kenntnisstand nicht mehr. Die geschätzten Kosten von 1,5 Milliarden Franken sind noch nicht finanziert. Die Finanzierung sei eine Herausforderung, sagte Vontobel. Die Repower befasse sich mit dem Gedanken, Partnerschaften einzugehen. Im Zusammenhang mit dem mit dem geplanten Pumpspeicherwerk sprach er von "paradiesischen Verhältnissen" im Puschlav: Zwei Seen seien vorhanden, Strasse und Schiene für die Erschliessung von Baustellen ebenfalls, und eine Stromleitung befinde sich auch "vor der Haustüre".
Das Projekt „Lago Bianco“ ist eines von drei neuen Pumpspeicherwerken in der Schweiz und das noch am wenigsten weit fortgeschrittene. Bereits im Bau sind die Projekte Linthal 2015 der Kraftwerke Linth-Limmern im Kanton Glarus sowie der Nant de Drance der Nant de Drance SA im Kanton Wallis. (mai/sda)