KOF: Corona-Krise könnte Schweizer Volkswirtschaft 35 Milliarden kosten
Wie wirkt sich die Corona-Krise in der Schweiz auf die Volkswirtschaft aus? Die Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) hat verschiedene Szenarios berechnet. Im negativsten kann dieser Verlust bis zu 35 Milliarden Franken betragen.
Quelle: Pixabay
Schweizer Flagge (Symbolbild).
Während angesichts des Corona-Virus das gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben in der Schweiz und vielen anderen Ländern grösstenteils zum erliegen gekommen ist, hat die Konjunkturforschungsstelle der ETH (KOF) geschätzt, wie hoch die volkswirtschaftlichen Kosten dafür sein könnten, die zwischen März und Juni dieses Jahres wegen der Ausnahmesituation entstehen. Laut den Berechnungen wird die die Schweiz in diesen vier Monaten mit einem Verlust der Wertschöpfung zwischen 22 und 35 Milliarden Franken rechnen müssen.
Die Basis für diese Berechnungen lieferten vier Szenarien für die weitere Entwicklung.
- Das positivste Szenario geht von einem einmonatigen Lockdown in der Schweiz und einem Einbruch der internationalen Wirtschaftsleistung um 10 Prozent aus. In diesem vergleichsweise „milden“ Szenario beläuft sich der Wertschöpfungsverlust zwischen März und Juni auf knapp 22 Milliarden Franken. Das sind zirka 9% der normalen Wirtschaftsleistung im selben Zeitraum.
- Das negativste Szenario geht von einem zweimonatigen Lockdown und einem Einbruch der internationalen Wirtschaftsleistung um 17 Prozent aus. In diesem «schärferen» Szenario belaufen sich die Gesamtkosten auf 35 Milliarden Franken oder zirka 15% der Wertschöpfung. Auf eine Woche heruntergerechnet, verursacht der Lockdown in der Schweiz Kosten in Höhe von zirka 1.2 Mrd. Franken.
Kosten hängen stark vom internationalen Umfeld ab
Die Berechnungen zeigen auch, welches aus Schweizer Sicht die Haupttreiber der hohen Verluste sind.
- Zwischen 44% und 71% der wirtschaftlichen Kosten gehen auf die internationale Entwicklung zurück – also auf den Einbruch der Weltwirtschaft.
- Die Lockdown-Massnahmen in der Schweiz (Betriebsschliessungen und Mobilitätseinschränkungen) verursachen je nach Szenario zwischen 19 und 45% der Kosten.
- Auf krankheitsbedingte Arbeitsausfälle und Quarantänemassnahmen gehen 8 bis 14% der Kosten zurück. Erhöhte sich die Infektionsrate allerdings stark und würden pro erkrankter Person zehn weitere unter Quarantäne gestellt, stiegen die Kosten für Arbeitsangebotsausfälle drastisch. Sie könnten in diesem Szenario bis zu 38% des gesamten Verlustes ausmachen.
„Die wirtschaftlichen Kosten für die Schweiz hängen stark vom internationalen Umfeld ab“
„Auch bei einer erfolgreichen Umsetzung der momentanen Strategie hängen die wirtschaftlichen Kosten für die Schweiz stark vom internationalen Umfeld ab“, erklärt KOF-Direktor Jan-Egbert. „Ohne eine weltweite Eindämmung der Krise bleiben die wirtschaftlichen Probleme in der Schweiz gross.“
Trotzdem würde eine Lockerung der Lockdown-Massnahmen eine grosse Erleichterung für die Schweizer Wirtschaft darstellen – unter der Bedingung, dass eine Rückkehr zu exponentiellen Ansteckungsraten verhindert werden kann. Ausserdem legen die Rechnungen nahe, dass durch effiziente Quarantänemassnahmen unnötige Wertschöpfungsverluste vermieden werden können.
Auswirkungen auf die einzelnen Wirtschaftszweige
Die Szenarien verdeutlichen auch, dass vor allem der Bereich Handel, Verkehr und Gastgewerbe unter den Folgen der Corona-Pandemie leidet. Er muss mit Wertschöpfungsverlusten zwischen 15% und 25% rechnen und wird in allen vier Szenarien am härtesten getroffen.
Auf ihn folgen die Wirtschaftsbereiche Industrie und unternehmensnahe Dienstleistungen. Auch die Einschränkungen im Baugewerbe sowie im Bereich konsumentennahe Dienstleistungen und Staat machen sich bemerkbar. Diese Wirtschaftszweige sind allerdings deutlich weniger abhängig vom internationalen Umfeld. (mgt/mai)
Den ausführlichen Text zu den Szenarienrechnungen (inkl. Tabellen und Grafiken) gibt es hier.