Les Machines de L'île: Überlebensgrosse mechanische Tiere in Nantes
Überlebensgrosse mechanische Tiere sind die Spezialität von «La Machine» in Nantes (F): Das Kollektiv verfolgt das Ziel, die Bewegungen der Tiere einerseits so weit wie möglich an ihre natürlichen Vorbilder anzunähern und andererseits die Mechanik dahinter zu zeigen.
Der mechanische Elefant in Aktion. (Video: Alexandra von Ascheraden)
Ein mechanischer Elefant ist die bei den Einwohnern von Nantes wohl beliebteste Attraktion für Sonntagsausflüge. Zwölf Meter hoch ist er. Er kann fünfzig Personen tragen, wenn er mit der Grazie seiner 48 Tonnen Holz und Stahl über eine dicht bebaute Insel in der Loire stapft und unterwegs mit seinem Rüssel allzu zutrauliche Passanten nassspritzt.
Seit 2007 dreht er zuverlässig seine Runden. Und, darauf sind die Konstrukteure der Gruppe «La Machine» stolz: Nach 20‘000 gestapften Kilometern wurde er vor vier Jahren generalüberholt. Seitdem wird er von einem Hybridmotor angetrieben. Er sei damit «der erste mechanische Dickhäuter, der ökologisch verträglich sei», lassen die Betreiber wissen. So kann man es natürlich auch formulieren.
Neuzugang: Ein mechanisches Chamäleon. (Video: Alexandra von Ascheraden)
Hangar voller Mechanik
Mittlerweile hat die Werkstatt des Kollektivs zahlreiche weitere Tiere angefertigt. Die neue Hauptattraktion aber ist ein mit überlebensgrossen mechanischen Kreaturen vollgestopfter ehemaliger Hangar. Dort zeigen die Konstrukteure laufend ihre neusten Schöpfungen, die sich erstaunlich naturgetreu bewegen und hier ihre Funktionalität im Härtetest vor dem Publikum beweisen müssen.
Jüngster Zugang ist ein zwei Meter langes Chamäleon. Es krabbelt gemächlich auf seinem Ast herum, schlingt, wie ein echtes stets den Schwanz zur Sicherung darum, bewegt die Augen unabhängig voneinander und kann seine Farbe wechseln. Von Zeit zu Zeit lässt es seine Zunge blitzartig heraus schnellen, um zielsicher eine eiserne Fliege zu fangen.
Die mechanische Ameise. (Video: Alexandra von Ascheraden)
Bewegliche Skelette aus Stahl
Eine ferngesteuerte gigantische Ameise lässt bis zu vier Passagiere auf ihrem Rücken Platz nehmen. Jeder von ihnen kann einzelne Körperteile steuern, um das Insekt möglichst eindrucksvoll in Szene zu setzen.
Die beweglichen Skelette der Tiere sind aus Stahl, die Körperoberflächen aber durchwegs aus Holz gefertigt. Dafür braucht es kreative Fachleute. Es gibt in der Werkstatt Kunstmalerinnen, Schreiner, Schnitzer, Schweisser, Korbmacherinnen, Mechaniker, Hydrauliker und Robotiker. Dazu kommen Planer wie Ingenieurinnen und Statiker.
Die mechanische Spinne in Aktion. (Video: Alexandra von Ascheraden)
Die Spinne steuern die Mitarbeitenden von «La Machine» dann doch lieber selbst. Sie erhebt sich aus dem Loch, wo sie auf Beute lauert und setzt sich dann ebenso langsam wie bedrohlich in Bewegung.
Hinter all dem steckt ein Kollektiv aus Künstlern und Mechanikern unter der Leitung von François Delaroziere und Pierre Orefice, dessen Ursprünge in einer Strassentheatergruppe liegt, die für überlebensgrosse mechanische Figuren bekannt gewesen ist, die ihresgeleichen suchen. – Delaroziere hat die künstlerische Leitung inne und Orefice kümmert sich um den Betrieb des Maschinen-Zoos, inklusive der Elefanten.
35 Meter hoher Baum aus Stahl
Diese Menagerie ist aber nur ein kleiner Teil des aktuellen Projekts, für das die Unternehmen diesen Herbst nach langen Jahren der Vorarbeit endlich grünes Licht bekommen haben: den «arbre aux hérons» respektive den «Reiherbaum», der 52 Millionen Euro kosten wird. Es handelt sich um einen riesigen Baum aus Stahl, 35 Meter hoch mit einem Kronendurchmesser von 50 Metern.
Seine 17 begehbaren Äste aus mehr als tausend Tonnen Stahl sollen 400 Personen gleichzeitig tragen können. Auf einem Kilometer langen Rundgang stossen diese immer wieder auf mechanische Tiere wie diejenigen, die aktuell den Hangar bevölkern.