Die Geschichten spektakulärer Schlösser und Burgen in den USA
Ein Schloss, das sich bei Sonnenschein nicht fotografieren lässt, eine Burg die langsam von einem See verschluckt wird oder ein Märchenhaus aus recycelten Materialien: In den USA gibt es viele ausgefallene Bauten. Ein paar Beispiele.
Ob historische Objekte aus der «Gilded-Age»-Ära oder Nachbildungen von Schlössern aus den Märchen der Gebrüder Grimm: In jedem der 50 Bundesstaaten in den USA lässt sich ein Schloss oder eine Burg finden. Die Geschichten hinter ihrer Entstehung sind vielseitig.
Diese vielseitige Architektur in den USA will der Immobilienberater Home Advisor mit verschiedenen Kampagnen vorstellen. Für das neuste Projekt begab sich ein Team auf die Suche nach Burgen und Schlössern, die interessante Geschichten zu erzählen haben. In Zusammenarbeit mit einem Designer wurden anschliessend verspielte Märchen-Illustrationen der Objekte angefertigt, um ihre baulichen Merkmale zu unterstreichen.
Wir haben uns fünf der 50 vorgestellten Objekte näher
angeschaut und stellen ihre Geschichten unten vor. Bei einem Klick auf den roten Button in den Illustrationen erscheint ein Bild, welches das Bauwerk in Echt zeigt. Alle Burgen und Schlösser können hier angeschaut werden.
Bannerman’s Castle: Die Ruinen eines einstigen Munitionslagers
Genau genommen handelt es sich bei diesem Objekt auf
Pollepel Island am Hudson River nördlich von New York um kein Schloss. Denn das
Bannerman’s Castle wurde ursprünglich 1901 als Waffen- und Munitionslager
gebaut. Der Bauherr und Inselbesitzer Francis Bannermann entwarf das Gebäude
zwar selbst. Die Interpretation seiner Designs überliess er jedoch komplett den
Planern und Bauarbeitern. Das Resultat: ein gewaltiges Schloss mit zahlreichen
Säulen und Türmen.
Nachdem das Militärgeschäft in den 1920ern eingebrochen war, Bannerman
selbst 1918 das Zeitliche segnete und mehrere Brände schwere Explosionen ausgelöst hatten, wurde das Bauwerk stark in Mitleidenschaft gezogen. 1967 kaufte
der Staat New York Pollepel Island und die dort stehenden Bannermann-Gebäude.
Danach entfernte man Waffen- und Munitionslager und führte Inselrundfahrten durch. Zumindest,
bis 1969 ein weiterer Brand die Dächer und Böden zerstörte.
Das Schloss ist auch heute noch in Besitz des New Yorker
Büros für Denkmalpflege. Das historische Bauwerk befindet sich aber in einem
desolaten Zustand. Alle nichttragenden Wände sind inzwischen abgebrannt, nur
noch Teile der Aussenwände sind vorhanden. Seit 1994 arbeitet aber der gemeinnützige Bannerman Castle Trust gemeinsam mit dem Büro an der
Instandsetzung des Schlosses. Finanziert werden soll dies mit Touren und Veranstaltungen auf der Insel.
Das Mosher Castle: Wohnen im Märchenschloss
Das Mosher-Castle in der Stadt Fairhope im US-Bundesstaat
Alabama könnte direkt aus einem Märchenbuch stammen. Ursprünglich bestand das
Bauwerk aus einem einfachen Cottage aus den 50ern, das die Familie
Mosher 1983 gekauft hatte. Der Künstler Dean Mosher verwandelte das kleine Haus
daraufhin während rund 30 Jahren mit Erweiterungen und Umbauten in ein
kunterbuntes Märchenschloss.
Wölbungen, Dächer, Balkone, Verkleidungen, Türen, Fenster
und Möbel sind allesamt handgefertigt und bestehen grösstenteils aus recycelten
Materialien und Gegenständen. Das zeigt sich teilweise in der Fassade des
Gebäudes; darin sind neben Steinen vereinzelt auch Glasflaschen oder andere Gegenstände
verbaut. Heute dient das Schloss der Familie als Wohnsitz und Studio.
Das Bishop Castle: Eine Burg, von einem einzigen Mann gebaut
Diese Burg in der Stadt Rye im Bundesstaat Colorado wurde
von nur einer Person gebaut. Jim Bishop erwarb das Grundstück um 1959. Der Kaufpreis: 1‘250 Dollar. Rund zehn Jahre später startete er ein Bauprojekt, mit dem er ursprünglich eigentlich nur eine kleine
Hütte für seine Familie erstellen wollte. Als Nachbarn ihn im Verlauf der
Entstehung jedoch auf die burgähnliche Form seiner Kreation hinwiesen, fand er
darin Inspiration: Im Laufe der Jahre fertigte er seine eigene Burg aus
Granitstein, Stahl und Zement und einem 10 Meter hohen Turm.
Da Bishop für sein Projekt weder über Baupläne, noch über
entsprechende Genehmigungen verfügte, geriet er bereits öfters mit den Behörden
aneinander. Nach acht Jahren Papierkram ist das Schloss mittlerweile aber als gemeinnützige
Organisation eingetragen. So kann die Burg von Interessierten kostenlos besucht werden. Spenden sind jedoch erwünscht, weil damit der Unterhalt
sowie weitere Bauprojekte auf dem Areal finanziert werden. Ein Teil der Spenden
fliesst ausserdem in eine Wohltätigkeitsorganisation der Bishops.
Das Solomon Castle: Aluminium-Schloss im Sumpf
Mitten in der Wildnis im Bundesstaat Florida bei der
Gemeinde Ona befindet sich ein einzigartiges Schloss. Erbaut wurde es vom
inzwischen verstorbenen Bildhauer und Künstler Howard Solomon, der damit ein Zuhause
für seine Familie schuf. Solomon kreierte während seiner Lebenszeit zahlreiche
Skulpturen aus weggeworfenen Gegenständen.
Beim 40 Hektar grossen Grundstück, auf dem das heutige
Solomon-Schloss thront, handelt es sich um ein riesiges Sumpfgebiet. Solomon
kaufte das Areal 1972 und merkte beim Bau seiner Residenz bald darauf, dass
trockener und stabiler Boden Mangelware war. Statt sich davon entmutigen zu
lassen, baute er ganz einfach in die Höhe. Das Resultat: ein dreistöckiges
Schloss. Sieben Jahre brauchte die Solomon-Familie insgesamt für den Bau.
Das Schloss ist allerdings nicht nur ein Wohnsitz, sondern auch ein
persönliches Kunstwerk von Solomon. So besteht die Fassade unter anderem aus Aluminium-Druckplatten
einer ehemaligen Druckerei, die bei Sonnenschein derart stark reflektieren, dass
sich das Schloss so gut wie gar nicht fotografieren lässt. Im Innenraum des Bauwerks
sind zudem weitere Originale von Solomon ausgestellt.
Fort Proctor: Eine Burg wird vom Wasser verschlungen
Diese Festung sollte einst die Wasserhandelswege von New Orleans im Bundesstaat Louisiana beschützen. Von einem Hurrikan beschädigt, kämpft das Fort
Proctor aus dem 19. Jahrhundert heute aber nur noch gegen die Zeit. Und gegen
den Lake Borgnes, auf dem die Burg 1850 errichtet wurde.
Schlussendlich sollte das Bauwerk nie besetzt werden. Denn kurz nach seiner
Fertigstellung brach der amerikanische Bürgerkrieg aus. Nach dessen Ende hatte
sich die Artillerie derart weiterentwickelt, dass die veraltete Burg nicht mehr benötigt wurde.
In den 40ern und 50ern war das auch als Schloss Beauregard
bekannte Bauwerk aufgrund seiner Abgeschiedenheit ein beliebter Treffpunkt
für Jugendliche. Später wurde die Burg aber jäh vom See «verschlungen», weil der Bau des Mississippi River-Gulf Outlet Canal jeglichen Landzugang zum Fort blockierte. 1978 wurde der Bau dann in das National Register of Historic Places
aufgenommen. Vor dem Hurrikan Katrina 2005 verblieb in
seiner Mitte noch ein kleines Stück trockenes Land. Heute ist die Burg vollständig
vom Wasser umgeben.