Zweites Leben statt Abbruch: Restaurant «Frieden» in Affoltern wird verschoben
Eigentlich sollte das Restaurant «Frieden» in Affoltern einer neuen Tramlinie weichen. Nun dürfte das 1892 erstellte Haus doch stehen bleiben können: Ein Gastrobetreiber will es im Baurecht übernehmen und auf eigene Kosten um einige Meter verschieben.
Quelle: Amt für Städtebau, Juliet Haller
Das Restaurant «Frieden» an der Wehntalerstrasse in Affoltern erhält ein zweites Leben: Ein Gastrobetreiber will das Gebäude auf eigene Kosten um einige Meter verschieben.
Eigentlich waren die Tage des städtischen Restaurants «Frieden» an der Wehntalerstrasse 444 im Quartier Affoltern in der Stadt Zürich gezählt. Denn das um 1892 erbaute Haus steht einer Verbreiterung der Strasse für die neue Tramlinie Affoltern im Weg, mit der das Quartier künftig über den Bucheggplatz mit dem Stadtzentrum verbunden werden soll.
Gegen die Abbruchpläne regte sich aber Widerstand. Im vergangenen Jahr wurde so eine Petition eingereicht, die den Erhalt des Restaurants forderte. Dieses sei seit über 100 Jahren Treffpunkt und Herzstück des Quartiers Affoltern, argumentierten die Gegner darin.
Restaurant «Frieden» wird verschoben
Nun zeichnet sich wohl eine Lösung ab, wie die Stadt Zürich am Montag mitteilte. Liegenschaften Stadt Zürich (LSZ), die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ), die Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich (SAW) – deren Siedlung «Frieden» auf dem Nachbargrundstück steht –, sowie der Immobilieneigentümer und Bauingenieur Urs Räbsamen hätten eine Absichtserklärung unterzeichnet.
Diese sieht vor, dass Räbsamen die Liegenschaft im Baurecht übernimmt, das Gebäude um einige Meter in nördlicher Richtung verschiebt, instand setzt und als Quartierrestaurant weiterführt. Räbsamen habe als Baurechtnehmer oder Käufer bereits mehrere Restaurants vor dem Aus bewahrt, wie die Stadt festhält. So etwa den «Alten Löwen» in Oberstrass, die «Nordbrücke» in Wipkingen, die «Krone» in Altstetten oder auch das «Rössli» in Aesch.
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wurden die Kosten für die Arbeiten – die der Baurechtsnehmer laut Mitteilung alleine tragen wird – auf rund 3,7 Millionen Franken geschätzt. Davon entfallen 2,5 Millionen auf die Verschiebung und 1,2 Millionen Franken auf die Instandsetzung. Der Termin für die Verschiebung ist abhängig vom Fortschritt des Projekts Tram Affoltern; sie kann voraussichtlich frühestens in der ersten Hälfte 2026 stattfinden.
Mindestabstände werden unterschritten
Dass die SAW auch Mitunterzeichnerin der Absichtserklärung ist, hat laut Stadt zwei Gründe. Zum einen wird das «Frieden»-Gebäude nach der Verschiebung die Mindestabstände zur benachbarten SAW-Siedlung unterschreiten, weshalb die Stiftung dem Baurechtsnehmer ein «Nähebaurecht» einräumt. Zum anderen werde auch ihre Parzelle durch das neue Tram verkleinert, wodurch das Grundstück bei einer Erweiterung der Siedlung nicht mehr vom Areal-Bonus profitieren könne.
Deshalb ist laut der Stadt vorgesehen, dass die LSZ-Parzelle mit dem Restaurant an die SAW übertragen wird, die diese dann wiederum im Baurecht an Räbsamen abgibt. Mit dem Arealbonus wird der Bau von zusätzlichen 10 bis 20 Alterswohnungen ermöglicht. (mgt/pb)