Zürich: Globus-Provisorium bleibt wohl noch länger Provisorium
Die Planung für die Neugestaltung des Zürcher Papierwerd-Areals, auf dem sich seit Jahrzehnten das Globus-Provisorium mit einem Coop befindet, wird selbst zu einem Dauer-Provisorium. Von der Idee des Stadtrates, darauf einen Platz zu gestalten, hält die vorberatende Kommission des Gemeinderates nämlich nichts.
Quelle: Marco Zanoli, CC-BY 4.0, Wikimedia
Globus-Provisorium in Zürich.
Die Mehrheit der Verkehrskommission beantragt dem Gemeinderat deshalb, die Weisung zum Papierwerd-Areal an den Stadtrat zurückzuweisen. Dieser soll innert zwölf Monaten eine neue Weisung für die Erarbeitung eines umfassenden Berichts mit einer Auslegeordnung der möglichen Nutzungsvarianten vorlegen.
Wie die Kommission am Freitag mitteilte, hat ihrer Ansicht nach der Stadtrat nämlich mit der vorliegenden Weisung den Auftrag des Gemeinderats «sehr restriktiv» umgesetzt und lediglich einen Projektierungskredit für nur eine mögliche Variante - die Variante «Platz»- beantragt.
Die ausführlichen Beratungen in der Kommission, bei der auch Experten sowie Quartierbewohner angehört wurden, hätten gezeigt, dass die «Platz»-Variante "aus städtebaulicher und Quartier-Sicht nicht optimal ist». Zudem fehle bisher eine Gesamtschau zur möglichen künftigen Nutzung des Papierwerd-Areals. Dies soll sich nun ändern.
Eine Kommissionsmehrheit bestehend aus SP, Grünen, GLP und AL beantragt, den Stadtrat mit einer motivierten Rückweisung dazu zu bringen, eine umfassende Nutzungsabklärung durchzuführen und diese dem Gemeinderat vorzulegen.
Für diese Auslegeordnung, welche die Varianten Erhalt, Neubau und Platz beinhalten soll, sollen das betroffene Quartier, die Nutzenden der heutigen Örtlichkeit, Fachkreise, sowie weitere Interessierte befragt werden.
Die Beratung in der Kommission habe zudem gezeigt, dass es mit wenig Aufwand möglich ist, die Nutzung des Papierwerd-Areals für die Öffentlichkeit zu verbessern. Diese Möglichkeiten - etwa Zugänglichkeit zum Dach und zur Limmat –sollen als kurzfristige Übergangslösungen geprüft und ausgearbeitet werden.
Neubau oder Abbruch der Planungen
Eine Kommissionsminderheit bestehend aus Vertretern der SVP verlangt ebenfalls eine Rückweisung an den Stadtrat, jedoch mit dem Auftrag, innert zwölf Monaten eine neue Weisung für die Erarbeitung eines Neubauprojekts anstelle des bestehenden Provisoriums vorzulegen.
Das Neubauprojekt soll mindestens auf der ganzen Erdgeschossfläche Verkaufsflächen für einen Einzelhandels-Grossverteiler aufweisen.Dies entspricht nach Ansicht der SVP «einem grossen Quartierbedürfnis».
Eine weitere Kommissionsminderheit bestehend aus Vertretern der FDP möchte die Motion abschreiben. Da es im Moment keine zwingende Nutzungsidee gebe, soll der Prozess für den Moment abgeschlossen und bei einem echten Nutzungsbedürfnis wieder aufgenommen werden.
Blick in die Geschichte
Seit Jahrzehnten tauchen für die Nutzung des Areals auf der Limmat immer wieder neue Ideen auf: Rathaus, Kongresshaus, Verkehrshaus oder Parkanlage wurden schon ins Gespräch gebracht.
Das Globus-Provisorium hat eine lange Geschichte hinter sich.Eigentlich war das 1961 eröffnete Provisorium auf fünf Jahre angelegt. Das Warenhaus Globus liess es bauen, um die Zeit zu überbrücken, bis der Neubau an der Pestalozziwiese fertig war.
Seit 1968 wird das ehemalige Globus-Provisorium jedoch als Coop-Filiale und für Büros der Stadtpolizei und Stadtverwaltung genutzt. Der Mietvertrag mit Coop lief Ende 2015 aus und kann bis höchstens 2019 verlängert werden. Die Höhe der Mieteinnahmen gibt die Stadt nicht bekannt.
Der nicht sehr geläufige Namen für das Areal lässt sich folgendermassen erklären: Werd kommt von mittelhochdeutsch Werth und bedeutet Insel oder Halbinsel. Papierwerd heisst es, weil sich dort 500 Jahre lang eine Papiermühle befand. (sda)