Siedlung für ukrainische Flüchtlinge auf Zürcher Hardturmbrache
Die Stadt Zürich will gerüstet sein, wenn die Zahl der Flüchtlinge weiter steigt. Deshalb soll auf der Hardturmbrache ein Flüchtlingsdorf gebaut werden. – Möglich machen dies letztlich Einsprachen gegen das geplante Stadion, die das Projekt um Jahre verzögern.
Quelle: Plennert, eigenes Werk, CC BY-SA 4.0
Die Hardturmbrache: Hier sollen Flüchtlinge wohnen können.
Es dürfte noch einige Jahre dauern, bis in im neuen Zürcher Hardturmstadion das erste Goal geschossen wird. Denn noch immer verzögern Einsprachen das Bauprojekt. Gleichzeitig steigt die Zahl der Flüchtlinge in der Stadt, nicht nur aus der Ukraine sondern auch aus Afghanistan oder aus kurdischen Gebieten, ebenso aus Nordafrika und dem Nahen Osten. Derweil sind die Bundesasylzentren überfüllt. Aus diesem Grund will die Stadt Zürich die Brache als Unterbringungsplatz für Geflüchtete zwischennutzen: Der Stadtrat hat ein Baugesuch für eine Wohnsiedlung für bis zu 320 Personen eingereicht, sie soll so lang bestehen bleiben, bis das Stadion gebaut wird.
Reserve von 1500 Plätzen für Flüchtlinge
Laut dem Stadtzürcher Sozialdepartement, verfügt die Stadt aktuell noch über eine Reserve von rund 1500 Plätzen für die mittel- und langfristige Unterbringung. Sie sollen nun aufgestockt werden: Die Stadt will die Kapazität für die Unterbringung des Personalhaus Triemli um 200 Plätze ausbauen, und zwar befristet bis Ende 2023. Eine weitere Möglichkeit sieht man im Bau der Übergangswohnsiedlung auf dem Hardturm-Areal: Mit potenziellen 320 Plätzen schaffe man zusätzliche Reserven für einen allfällig steigenden Bedarf infolge zunehmender Fluchtbewegungen in den nächsten Monaten, schreibt das Stadtzürcher Sozialdepartement.
Der Bau einer solchen Siedlung nimmt laut Stadt etwa sechs Monate in Anspruch. Um bei Bedarf möglichst rasch mit der Realisierung starten zu können, hat der Stadtrat nun bereits das Baugesuch eingereicht. Betrieben würde die Unterkunft maximal so lange, bis die Bauarbeiten für das neue Stadion mit Wohnhäusern beginnen würde. Gemäss Stadtrat verzögert sich der Stadionbau wegen des Geflüchteten-Dorfs nicht weiter. Betrieben werden soll es von der Asylorganisation Zürich AOZ. Eine Schule ist direkt vor Ort auf dem Hardturm geplant.
Kritik an Containerdorf in Bern
Vor der Stadt Zürich setzte bereits der Kanton Bern bei der Unterbringung von Geflüchteten auf eine temporäre Siedlung: ein Container-Dorf auf dem Viererfeld im Norden der Stadt. Es ist mit bis zu 1000 Plätzen jedoch weit grösser als das mögliche Projekt auf dem Zürcher Hardturm. – Kurz nachdem im Juli die ersten Geflüchteten in die Berner Container gezogen waren, war Kritik laut geworden, weil dort die humanitären Mindeststandards nicht eingehalten würden. So gebe es etwa zu wenig Wohnfläche pro Person. Auch die Anordnung der Container wurde kritisiert, weil diese in Reihen stehen und damit an Militärbaracken erinnern. (mai/mgt/sda)