Zermatt treibt Projekt für hochalpine Solaranlage voran
Die Zermatter Bevölkerung hat vor kurzem dem Bau einer hochalpinen Grosssolaranlage zugestimmt. Doch die Zeit drängt. Die Verantwortlichen sind zuversichtlich, die mit dem Solarexpress verbunden Vorgaben einhalten zu können.
Quelle: zvg
«Gletschersolar Matterhorn» ist auf fünf Arealen der Felsen- und Gerölllandschaft geplant.
Im Wallis befinden sich grosse alpine Solaranlagen in einem unterschiedlichen Projektstadium, oder sie stiessen bei der Stimmbevölkerung bereits auf Ablehnung. In Zermatt dagegen wollen Promotoren die Gunst der Stunde nutzen, um bei der Bahnstation Trockener Steg einen Solarpark zu realisieren. Und weil mit Blick auf den Solarexpress die Zeit drängt, haben die involvierten Parteien ein hohes Tempo angeschlagen. Am 22. September hat die Stimmbevölkerung dem Bau einer hochalpinen Anlage mit einem Ja-Anteil von 77 Prozent mehr als deutlich zugestimmt, nachdem erst ein Monat zuvor bei einem Informationsanlass das Projekt «Gletschersolar Matterhorn» im Detail vorgestellt wurde.
Strom für 3000 bis 4300 Haushalte
Entstehen soll der Solarpark auf dem Gelände rund um den Theodulsee unweit der Bahnstation in einer Felsen- und Gerölllandschaft. Solarmodule mit einer Gesamtfläche von rund 20 Hektaren sollen jährlich rund 17 Gigawattstunden (GWh) Energie erzeugen, was laut der Projekt-Website den Strombedarf von 3000 bis 4300 Haushalten decken kann. Die Nutzfläche umfasst laut Plan fünf Solarfelder und ein Reservefeld.
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Das Gebiet rund um den Theodulsee ist von Zermatt nicht einsehbar.
Das Gelände liegt auf über 2900 Metern über Meer und eignet sich besonders gut für die Produktion von Solarstrom in den Wintermonaten, wenn die Stromnachfrage hoch ist. Alpine Solaranlagen produzieren laut Experten der Berner Fachhochschule im Winter ungefähr vier bis fünf Mal mehr Strom als solche im Flachland. Und übers Jahr gesehen liefern Solarmodule in den Alpen rund anderthalbmal mehr Energie als ein vergleichbares Modul im Flachland.
Ein Problem bei hochalpinen Solaranlagen ist oftmals die Erschliessung, nicht jedoch in Zermatt. Das Gebiet oberhalb des Ferienorts ist bereits mit einer Mittelspannungsleitung erschlossen, die auch für den Betrieb der Beschneiungsanlagen genutzt wird. Die Hochebene mit dem Seebecken ist allerdings von Zermatt aus nicht einsehbar.
«Sportlich, aber machbar»
Auch eine Lösung zur Speicherung des Stroms ist angedacht.Für den überschüssigen Sommerstrom soll Wasserstoff als natürlicher Energiespeicher dienen. Der lokal produzierte Wasserstoff könnte dann künftig Pistenfahrzeuge antreiben. Auch eine Rückverstromung des Wasserstoffs im Winter sei möglich. Aufgrund der günstigen Rahmenbedingungen halten die Beteiligten Parteien das Projekt technisch für realisierbar.
Hinter dem Projekt stehen die Zermatt Bergbahnen AG und die Elektrizitätswerk Zermatt AG sowie die Einwohnergemeinde Zermatt als Bodeneigentümerin. Als Projektpartnerin konnte auch der Stromkonzern Axpo gewonnen werden. Die Zermatter Gemeindepräsidentin Romy Biner-Hauser zeigte sich auf Anfrage des «Walliser Boten» erfreut über das klare Ja der Zermatter Stimmbevölkerung. Der Fahrplan, die der Solarexpress vorgibt, seien zwar «sportlich», doch sei man zuversichtlich, die vorgegebenen Fristen einhalten zu können. Der nächste Meilenstein für das Bauprojekt ist Erteilung der Baubewilligung.
Eine rechtskräftige Baubewilligung ist laut dem Energiegesetz Voraussetzung, um ein Gesuch für die Einmalvergütung stellen zu können. Der Höchstbetrag der Einmalvergütung liegt demnach bei 60 Prozent der anrechenbaren Investitionskosten. Um von der Förderung zu profitieren zu können, müssen bis Ende 2025 mindestens zehn Prozent der erwarteten Produktion der gesamten geplanten Anlage oder 10 Gigawattstunden ins Netz eingespeist werden. Die Frist bis zur vollständigen Inbetriebnahme der Anlagen läuft bis Ende 2030. (mgt/sts)