Weniger Verkehr in der Region Biel: Umfahrungstunnels zu teuer
Nachdem das Autobahnprojekt A5 Westast Biel vor rund vier Jahren zum Erliegen gekommen ist, braucht es neue Lösungen zur Entschärfung der Situation in der verkehrsgeplagten Region. Umfahrungstunnels sind zu teuer, wie eine Studie zeigt.
Das Autobahnprojekt A5 Westast Biel hätte die Region vom Verkehr entlasten sollen. Doch so weit ist es nicht gekommen: Die gross angelegten Strassenbaupläne hatten bei der Bevölkerung von Anfang an einen schweren Stand. Ende 2020 gaben die Behörden sie schliesslich auf. Doch wie soll nun die angespannte Verkehrssituation entschärft werden? Darum ging es in einer Studie vom Beratungsunternehmen Interface und vom Planungsbüro Transitec im Auftrag von Espace Biele Bienne Nidau (EBBN). Sie liegt ab morgen bis 25. April öffentlich auf – und damit startet auch die Mitwirkung.
«Für die Region Biel-Seeland ist ein gut funktionierendes Verkehrssystem für alle wichtig», betont Stefan Nobs, Mitglied der Behördendelegation von EBBN und Gemeindepräsident von Lyss in der Medienmitteilung. Mit der Studie liege nun eine fachlich fundierte Grundlage vor, wie die Situation verbessert werden könne, meint Nobs weiter.
So zeigt die Untersuchung etwa, dass Tunnels zur Schliessung der Nationalstrassenlücke und ein Porttunnel zwar einen Teil des Durchgangsverkehrs verlagern helfen könnten, dass die Entlastungwirkung solcher Bauten aber zu gering wäre: Der Durchgangsverkehr macht – auch das geht aus der Studie hervor – lediglich neun Prozent des Gesamtverkehrs aus. Solche Tunnelbauten wären zudem mit sehr hohen Kosten verbunden und hätten beträchtliche Auswirkungen auf die Umwelt, schreibt EBBN in der Medienmitteilung.
Veloverkehr und ÖV fördern, Parkplätze reduzieren und Durchgangsverkehr unterbinden
Daher legten die Studienautoren bei ihrer Analyse den Fokus verstärkt auf Alternativlösungen: Am vielversprechendsten ist offenbar ein optimierter Mix aus Massnahmen für den Fuss- und Veloverkehr, für den ÖV und für den motorisierten Individualverkehr ab. Der Veloverkehr liesse sich gemäss den Studienautoren auf Basis der bereits bestehenden Velonetzplanung fördern. Derweil sollen Fussgänger mit durchgehenden Trottoirs und mit dem Abbau von Hindernissen von mehr Komfort und Sicherheit profitieren. Ausserdem empfehlen sie, die Attraktivität des ÖV zu stärken: mit neuen Direktverbindungen, einer Verdichtung beim Fahrplan, kürzeren Fahrzeiten und der besseren Erschliessung des Bözingenfelds im Rahmen des Konzepts öffentlicher Verkehr 2035 der Agglomeration Biel. Weitere Instrumente sehen sie in der Reduktion von Parkplätzen und ihrer koordinierten Bewirtschaftung. Und zuletzt soll auch eine Unterbindung vom Durchgangsverkehr in den Quartieren dafür sorgen, dass vom Autor vermehrt auf andere Verkehrsmittel wie den Bus oder das Velo umgestiegen.
Nach der öffentlichen Mitwirkung wollen die Behördenvertreter und -vertreterinnen von EBBN bis Mitte September Handlungsempfehlungen zuhanden der politischen Gremien verabschieden. (mai/mgt)