Was wird zurzeit in Uri, Obwalden und Nidwalden gebaut?
Während in Nidwalden ein Wohnquartier mit eigenem Wasserkraftwerk geplant ist, nimmt in Obwalden der Masterplan «Titlis 3020» von Herzog & de Meuron Gestalt an. In Uri ist unterdessen das Jahrhundertprojekt zum Um- und Neubau des Kantonsspitals gestartet. Ein Überblick.
Projekte im Kanton Nidwalden
Quelle: Burch und Partner Architekten AG
Verdichtetes Dorfzentrum
Hergiswil – Mitten im Dorfkern entsteht ein neues Quartier nach den Plänen der Burch und Partner Architekten AG, Sarnen. Bevor die Arbeiten beginnen konnten, mussten zunächst neun alte Häuser weichen. Die neue Überbauung «Wylpark» der Hergiswiler Dina Immobilien AG entsteht auf einer Fläche von rund 5000 Quadratmetern. Sie umfasst vier Punktbauten mit 52 Wohnungen, einen Supermarkt mit über 700 Quadratmetern Verkaufsfläche sowie weiteren Geschäften. Die zukünftigen Bewohner geniessen See- oder Bergsicht in ruhiger Atmosphäre. Die Überbauung erhält ein Parkhaus auf drei Ebenen mit 140 Einstellplätzen. Der Innenhof soll verkehrsfrei bleiben und als parkähnliche Anlage der neue Mittelpunkt von Hergiswil werden. Baustart war im Mai 2019, die Fertigstellung ist für Anfang 2022 geplant. Die Gesamtkosten betragen rund 65 Millionen Franken.
Quelle: BGP Architekten ETH SIA BSA Zürich
Daheim statt im Heim
Stans – Im «Mettenweg» leben betagte Pflegebedürftige und Menschen mit psychischer Beeinträchtigung oder Suchterkrankung aus ganz Nidwalden. Mitte Juli wurde das Baugesuch für den Neubau des Pflegewohnhauses aufgelegt. Er soll das baufällige Wohnhaus, ein Patrizierhaus aus dem 16. Jahrhundert, ersetzen. Das aus einem Wettbewerb hervorgegangene Siegerprojekt Tilia der BGP Architekten ETH SIA BSA Zürich und der Landschaftsarchitekten Hager Partner AG sieht acht Pflegegruppen für insgesamt 45 bis 52 Personen vor, die über autonome und gemeinsame Infrastrukturräume verfügen. Alle Wohngruppen werden durch eine wohnliche Intimität geprägt. Das Pflegewohnhaus ist Teil des Ensembles Mettenweg, deshalb wird die Aussengestaltung miteinbezogen. Die Stanser Stimmbürger müssen im Juni 2020 noch den Baukredit bewillen. Dann könnte der Neubau im Mai 2023 nach rund zweijähriger Bauzeit bezogen werden. An den Kosten von 21,5 Millionen Franken beteiligt sich der Kanton mit einem zinslosen Darlehen in der Höhe von 13,5 Millionen Franken.
Quelle: zvg Sani Immobilien AG
Wohnquartier mit eigenem Wasserkraftwerk
Buochs – Eine schweizweit einzigartige Überbauung, die ein neuartiges Energiekonzept erhält, soll in Buochs entstehen. Dieses ermöglicht eine unabhängige, CO2-neutrale Versorgung mit erneuerbaren Energien. Die Überbauung mit Gesamtkosten von 21 Millionen Franken besteht aus drei Gebäuden mit 26 Wohnungen sowie rund 600 Quadratmetern Gewerbefläche. Auf der Parzelle befindet sich auch das Wasserkraftwerk «Am Aawasser», welches den Jahresverbrauch von 60 Vier-Personen-Haushalten decken kann. Künftig wird es das Wohnquartier «Am Aawasser» mit Strom versorgen. Zusätzlich werden Photovoltaikanlagen auf den Dächern installiert. Mitte Januar wurde mit dem Bau des Wohnquartiers gestartet. Innerhalb von zwei Jahren soll die Überbauung der Sani Immobilien AG, die in Zusammenarbeit mit dem Büro Architektur 3 und der Bürgi AG realisiert wird, umgesetzt werden.
Projekte im Kanton Obwalden
Quelle: Herzog & de Meuron
Masterplan für das Gebiet Kleintitli mit Bergstation, Stollen und Turm.
Bergstation mit ausgebautem Turm
Engelberg – Der Titlis ist mit dem einzigen erschlossenen Gletscher der Gegend ein Highlight der Zentralschweiz. Der Touristenmagnet soll noch attraktiver werden. Die Architekten Herzog & de Meuron haben im Auftrag der Titlis-Bahnen den Masterplan für das gesamte Gebiet Kleintitlis entwickelt. «Titlis 3020» umfasst Bergstation, Stollen, Turm sowie eine zweite von der Rotair unabhängige, einspurige Luftseilbahn, die zunächst als Transportbahn während der Bauphase dienen soll. Die neue Bergstation entwickelt sich ähnlich einem horizontal liegenden Kristall aus dem Berg heraus. Wie beim Turm bildet ein Stahlrahmen ein strukturelles Gerüst. Das Investitionsvolumen für das Projekt beläuft sich auf rund 100 Millionen Franken.
www.titlis.ch / www.herzogdemeuron.com
Quelle: Zentralbahn AG
Fit für neue Anforderungen
Stansstad – Um den Bahnbetrieb auf hohem Niveau halten zu können, investiert die Zentralbahn AG bis Ende 2019 22,3 Millionen Franken in die Erweiterung der 1964 erbauten Werkstatt in Stansstad. Zeitgleich wird das Werkstatt-Vorfeld komplett erneuert, was eine effizientere Instandhaltung der Züge ermöglicht. Im letzten August wurden die Arbeiten unter laufendem Betrieb aufgenommen. Die neue Halle wird als Stahlkonstruktion mit Fachwerken errichtet. An der Konstruktion ist eine Hocharbeitsbühne zur Instandhaltung der Züge aufgehängt. In Zukunft können hier auch Drehgestelle ausgetauscht werden. Mit dem Zubau wird die bisherige Anzahl der Zug-Wartungsplätze von vier auf sechs erhöht. Die benachbarte, alte Halle wird modernisiert, unter anderem werden Stromschienen, Gleise und Fahrleitungen erneuert sowie drei neue Weichen eingebaut.
Quelle: Roeoesli & Maeder Architekten
Verdichtung im Gebiet «Allmend Ost»
Alpnach – Das Stimmvolk hat am 19. Mai die Teiländerung des Zonenplans und des Bau- und Zonenreglements genehmigt und damit den Weg für das neue Pflegeheim Allmend, eine neue Wohnsiedlung mit Gewerbeflächen, frei gemacht. Die neue Wohn- und Gewerbezone umfasst eine Fläche von 12 400 Quadratmetern. Die bauliche Verdichtung des beim Bahnhof Alpnach Dorf gelegenen Gebiets «Allmend Ost» sieht drei sechs- bis achtgeschossige Wohnhäuser mit preiswerten Familien- und Kleinwohnungen der Korporation Alpnach sowie das Alterszentrum Allmend der Stiftung Betagtenheim Alpnach vor. Das Alterszentrum soll nach den Plänen der Roeoesli & Maeder Architekten 60 Einzelzimmer in den Obergeschossen sowie zehn Einzelzimmer in der Demenzabteilung erhalten. Für den Neubau investiert die Stiftung 42,5 Millionen Franken. Der Bezug des Alterszentrums ist für Ende 2021 / Anfang 2022 vorgesehen, die Fertigstellung der Wohnungen ist im Jahr 2024 geplant.
www.alpnach.ch / www.roeoesli-maeder.ch
Projekte im Kanton Uri
Quelle: zvg
Das Jahrhundertprojekt ist gestartet
Altdorf – Der Um- und Neubau des Kantonsspitals Uri ist planmässig im April gestartet. Im September 2017 hatten 85,5 Prozent der Urner Stimmbevölkerung dem Baukredit von rund 115 Millionen Franken für die Erneuerung zugestimmt. Das Neubauprojekt «William» nach den Plänen von Darlington Meier Architekten, Zürich, soll im Jahr 2022 in Betrieb gehen. Anschliessend werden der bestehende Trakt D umgebaut und die nicht mehr benötigten Gebäude B und C aus den 60er-Jahren rückgebaut. Die letzten Arbeiten werden bis ins Jahr 2025 andauern. Der Neubau erhält unter anderem drei Operationssäle, zwei Pflegestationen mit 80 Betten, eine Tagesklink, eine Frauenklinik mit Geburtsabteilung sowie zeitgemässe Behandlungs- und Therapieräume. Die neuen Bauwerke erlauben, die Betriebsabläufe zum optimieren.
Quelle: zvg
Die geplante Ryyssboogebrugg ist eine Spannbandbrücke.
Crowdfunding für Fussgängerbrücke
Erstfeld – Bei der Online-Sammlung für den Bau einer Fussgängerbrücke über die Reuss sind mehr als die benötigten 200 000 Franken zusammengekommen. Die «Ryyssboogebrugg» verbindet die Gotthard-Raststätte mit einem Fels auf der westlichen Talseite und schafft somit eine Verbindung zum Wanderweg, der links der Reuss von Erstfeld nach Attinghausen führt. Der als Spannbandbrücke konstruierte Übergang besteht aus parallelen Seilen, zwischen die ein Bodenbelag verlegt wird. Erstellt wird er vom Churer Ingenieurbüro Conzett Bronzini Partner AG. Das Projekt des Vereins Gottardo Wanderweg kostet insgesamt rund 650 000 Franken. Für den Restbetrag von rund 400 000 Franken erklärte sich die Raststätte bereit, den Crowdfunding-Betrag zu verdoppeln.
Quelle: architron 2017
Energie für 3600 Haushalte
Bürglen – Die Kraftwerk Schächen AG baut im Ruag-Areal, kurz vor der Einmündung des Schächenbachs in die Reuss, für 21,4 Millionen Franken ein Wasserkraftwerk. Zur Stromgewinnung wird der Unterlauf des Schächens genutzt, das Wasser ab dem bestehenden Unterwasserkanal des Kraftwerks Bürglen gefasst und durch eine 2500 Meter lange Druckleitung in das neue Wasserkraftwerk geleitet. Ende 2019 soll die kleine Winterturbine in Betrieb gehen, die beiden grossen Turbinen folgen im März 2020. Sie werden 16,4 Gigawatt pro Jahr erzeugen und 3600 Haushalte mit Strom versorgen. Der Urner Landrat hatte im September 2016 die Nutzungskonzession erteilt.
Mehr zur Bauregion Zentralschweiz
Interessiert an der Bauregion Zentralschweiz? Das Baublatt vom 16. August ist den Bauregionen Uri, Nidwalden, Obwalden, Luzern, Schwyz und Zug gewidmet. - Einen kleinen Überblick über Projekte in den Kantonen Luzern, Schwyz und Zug gibt es unter baublatt.ch/projekteluszzg