Was wird zurzeit in Graubünden und Glarus gebaut?
In der Bündner Hauptstadt wandelt sich die ausgemusterte Strafanstalt Sennhof zum lebendigen Quartier und auf der Oberen Au kann der dringende Ersatz der Sportstätten starten. Im Glarnerland wird das grösste Wohnbauprojekt der Stadt Glarus realisiert. Ein Überblick.
Projekte im Kanton Graubünden
Quelle: Hochbauamt GR
Eine Strafanstalt öffnet sich
Chur – Anfang 2020 «zügelt» der Justizvollzug vom Areal Sennhof in Chur in den Gefängnisneubau Realta nach Cazis. Lange soll das geschichtsträchtige Gebäudeensemble am Rande der Churer Altstadt aber nicht leer stehen, so das Ziel eines offenen Investorenwettbewerbs. Das siegreiche architektonische Konzept der Ritter Schumacher AG sieht vor, Turm und Bogentrakt sowie die Gebäude entlang der Sennhofstrasse zu erhalten. Der Verbindungstrakt an der Nordseite soll jedoch durch einen abgewinkelten Neubau ersetzt werden, wodurch sich der Innenhof gegen den Rebberg öffnet. Der neue Sennhof bietet dann Restaurant, Geschäfte, Wohnungen und Raum für Studenten.
Quelle: PD
Bildungsstätte erhält Facelifting
Landquart – Nach 40 Betriebsjahren entspricht das landwirtschaftliche Kompetenzzentrum am Plantahof nicht mehr den heutigen Ansprüchen. Für die Erneuerung der kantonalen Bildungs- und Beratungsinstitution hat der Bündner Grosse Rat im August einen Investitionskredit von 24,5 Millionen Franken genehmigt. Die Volksabstimmung ist für Februar 2020 vorgesehen. Das Projekt von Nickisch Walder Architekten sieht vor, den aktuell zu kleinen Speisesaal mit Küche sowie das Konvikt hinter dem Hauptgebäude durch zeitgemässe Neubauten zu ersetzen. Dadurch sollen gleichzeitig das bestehende historische Hauptgebäude und der Weber-Hörsaal aufgewertet werden.
Quelle: Nocasa Baumanagement AG
Auf elf Etagen betreut wohnen
Ilanz/Glion – Auf dem Grundstück neben dem Spital investiert die Sammelstiftung Vita im grossen Stil. Für 43 Millionen Franken baut sie derzeit ein elfstöckiges Mehrgenerationenhaus mit 61 Wohnungen und saniert das darunter liegende ehemalige Kloster der Dominikanerinnen, in deren Besitz die 4500 Quadratmeter grosse Parzelle 150 Jahre lang war. Zusammen bilden die beiden Einheiten die «Residenza St. Joseph», welche ab Oktober 2021 betreutes Wohnen anbietet. Zum Grundangebot zählen Notfallleistungen, zusätzlich können die Mieter Gastronomie-, Reinigungs- oder Wäscheservices bestellen. Fürs Projekt verantwortlich zeichnet Nocasa Baumanagement in Chur.
Quelle: Foster + Partner
Begegnung unter «Schneehügeln»
La Punt-Chamues-ch – Für den Stararchitekten und Wahlengadiner Lord Norman Foster ist der «Inn Hub» in La Punt ein Herzensprojekt. Initiiert hat das Innovations- und Begegnungszentrum der Verein Mia Engadina und dafür Foster gewonnen. Auf einer Fläche von 7000 Quadratmetern sind Arbeits-, Seminar- und Sportmöglichkeiten vorgesehen, die Menschen zusammenbringen. Für die Überbauung mit dem charakteristischen Kuppeldach, das von Schneehügeln inspiriert ist, sieht es gut aus: Die Gemeindeversammlung hat dem Baurechtsvertrag bereits zugestimmt. Für das grossmehrheitlich privat finanzierte 40-Millionen-Projekt ist jedoch noch der Zonenplan anzupassen.
Quelle: Ritter Schumacher Architekten AG
Päckli-Flut erreicht den Rhein
Untervaz – Der Erfolg von Zalando und Co. führt dazu, dass in der Schweiz so viele Päckli verschickt werden wie noch nie. 2018 waren es 138 Millionen. Die Post investiert deshalb in den Bau von drei neuen Paketzentren. Eines davon entsteht derzeit für 50 Millionen Franken im Untervazer Industriegebiet. Ab September 2020 werden dann am neuen Postlogistics-Standort im Rheintal 120 Mitarbeitende bis zu 8000 Pakete pro Stunde sortieren. Auf dem Dach des 8000 Quadratmeter grossen Paketzentrums entsteht eine Photovoltaikanlage, die 200 Haushalte mit Strom versorgen könnte. Tatsächlich nutzt das Logistikzentrum drei Viertel der Energie gleich selbst.
Quelle: Stadt Chur
Zuerst Eissport, dann Fussball
Chur – Endlich können die teilweise maroden Sportstätten auf der Oberen Au ersetzt werden. Nach dem gescheiterten ersten Versuch von 2014 sagten im November letzten Jahres 81,2 Prozent der Churer Stimmberechtigten Ja zum neuen Projekt «Eisball». Der Bündner Hauptort erhält nun für 44 Millionen Franken eine modernisierte Sportinfrastruktur – allerdings etappiert. Bis August 2021 soll die neue Trainingseishalle fertiggestellt sein. Der Bau des Fussballkleinstadions, das auf seiner Tribüne 3000 Zuschauern Platz bietet, startet jedoch nicht vor 2024. Erst dann läuft der Baurechtsvertrag für die alte Reithalle aus, die fürs Fussballprojekt weichen muss.
Projekte im Kanton Glarus
Quelle: Fuchsbau Architekten AG
Im Zickzack verdichtet
Glarus – Auf der «Spielhofwiese» westlich der Kantonsschule sollen nicht weniger als 71 Wohnungen entstehen. 30 Millionen Franken will die Mächler Immo AG aus Pfäffikon SZ in das grösste Wohnbauprojekt der Stadt Glarus investieren. Auf der hektargrossen Parzelle, die unmittelbar an das Stadtzentrum angrenzt, sollen zwei Zeilenbauten in Nord-Süd-Richtung realisiert werden. Um eine gute Anbindung zu gewährleisten, will die planende Fuchsbau Architekten AG jedes Einzelhaus in der Wohnzeile etwas abdrehen. Dieser Kniff lockert die lange Fassade auf: Sie erscheint im Einklang mit den anliegenden Wohnquartieren angenehm kleinteilig gestaffelt.
Quelle: Di Caudo Architektur AG
Wohnraum für Fabrikarbeiter
Niederurnen – Die 1923 gegründete Stiftung «Wohnkolonie Eternit» will den Arbeitern des Bauzulieferers günstigen und guten Wohnraum bieten. Am Fabrikweiher in Niederurnen realisiert sie nach Plänen der Di Caudo Architektur AG aktuell für 27 Millionen Franken vier dreigeschossige Mehrfamilienhäuser mit insgesamt 48 Wohnungen und 86 Tiefgaragenplätzen. Rund die Hälfte der Wohnungen in der Überbauung «Im Amerika» ist für Eternit-Arbeiter reserviert, die übrigen sollen vermietet werden. Im grünen Innenhof steht allen Bewohnern ein Gemeinschaftsgebäude mit Aufenthaltsräumen und einem gedeckten Aussenbereich zur Verfügung.