18:56 BAUPROJEKTE

Vorarbeiten für Sanierung des Spöl bei Zernez starten im 2025

Teaserbild-Quelle: EKW

Der von PCB verunreinigte Fluss Spöl bei Zernez GR kann voraussichtlich ab 2026 saniert werden. Die Vorbereitungsarbeiten für das Projekt – darunter die Umsiedlung von rund 12'000 Fischen – starten bereits nächstes Jahr. – Ursache für die Giftstoffe ist ein Korrosionsschutzanstrich der Staumauer Punt dal Gall.

Spöl

Quelle: EKW

Das PCB hat sich in den Sedimenten des Flusses festgesetzt.

Der Fluss Spöl, der sich unterhalb der Staumauer der Stauanlage Punt dal Gall zwischen bewaldete Hänge hindurch gräbt, mutet beinahe idyllisch an. Doch der Schein trügt. Denn er bezieht sein Wasser aus dem Lago di Livigno, dessen Staumauer während des Baus in den 1960er-Jahren mit einem Korrosionsschutzanstrich versehen worden war, der Giftige Polychlorierte Biphenyle (PCB) enthält. Der Stoff gelangte ins Wasser und von dort wiederum in den Spöl, der bei Zernez in den Inn mündet. 

Die traurige Ironie an der Geschichte: Die Staumauer ist 1970 fertig gestellt worden, zwei Jahre  später wurden in der Schweiz PCB-haltige Stoffe in «offenen Systemen» verboten. Das Verbot kam zu spät: Während rund 50 Jahren spülte das Wasser des Stausees oder vielmehr des Spöl die PCB-Partikel flussabwärts. Sie lagerten sich in den Sedimenten ab, teils bis zu einem halben Meter tief. Seit 2017 dürfen keine Fische mehr aus dem Fluss verzehrt werden. Analysen der Empa hatten damals ergeben, dass die Tiere den erlaubten PCB-Wert in  Lebensmitteln um das Vierfache überschritten. In der Folge wurde immerhin das besonders stark belastete, rund 60 Meter lange Tosbecken direkt unterhalb der Staumauer saniert. Dies erfolgreich, wie die Engadiner Kraftwerke AG (EKW) und der Schweizerische Nationalpark (SNP) in einer gemeinsamen Medienmitteilung erklären.

Wer bezahlt die Kosten für die Sanierung des Spöl?

Spöl mit Staumauer Punt dal Gall im Hintergrund

Quelle: EKW

Beim Bau der Staumauer war ein PCB-haltiger Korrosionsschutzanstrich verwendet worden.

Umstritten blieb in der Folge jedoch, ob und wie der darunterliegende rund 5,6 Kilometer lange Obere Spöl saniert werden soll – und wer die Arbeiten bezahlt. Schliesslich erliess die ANU 2021 eine Verfügung und verpflichtete die EKW zur Sanierung eines Teils der belasteten Strecke des Oberen Spöl.  Sowohl die EKW, der SNP aber auch die Umweltverbände Aqua Viva, WWF und Pro Natura waren nicht zufrieden mit dem Entscheid und reichten Beschwerden ein. Schliesslich bildeten die Beschwerdeführer einen runden Tisch, und erarbeiteten einen gemeinsamen Vorschlag zur Sanierung.  - Der Kanton Graubünden ging schliesslich weitestgehend auf diesen ein und sorgte damit dafür, dass die Sanierungsarbeiten aufgegleist werden konnten, wie der Medienmitteilung zu entnehmen ist.

Nachdem der Kanton Graubünden bereits seine Zustimmung PCB-Sanierungsprojekt gegeben hat, ist er jetzt auch von der Eidgenössischen Nationalpark-Kommission respektive vom Stiftungsrat des SNP bewilligt worden. Wie es in der gemeinsamen Medienmitteilung heisst, sollen die Vorbereitungsarbeiten nächstes Jahr starten. Unter anderem gehört die Umsiedlung des rund 12'000 Individuen umfassenden Fischbestands. Danach sollen die betroffenen Flussabschnitte trockengelegt  und die Baustelle eingerichtet werden. Bei optimalem Projektverlauf können die eigentlichen Sanierungsarbeiten laut KEW und SNP im 2026 starten.  (mai/mgt/sda)

Auch interessant: Staumauersanierung: Tauchgänge bei der Staumauer von Livigno vom 25. April 2016



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