Vorarbeiten für Sanierung des Spöl bei Zernez starten im 2025
Der von PCB verunreinigte Fluss Spöl bei Zernez GR kann voraussichtlich ab 2026 saniert werden. Die Vorbereitungsarbeiten für das Projekt – darunter die Umsiedlung von rund 12'000 Fischen – starten bereits nächstes Jahr. – Ursache für die Giftstoffe ist ein Korrosionsschutzanstrich der Staumauer Punt dal Gall.
Quelle: EKW
Das PCB hat sich in den Sedimenten des Flusses festgesetzt.
Der Fluss Spöl, der sich unterhalb der Staumauer der Stauanlage Punt dal Gall zwischen bewaldete Hänge hindurch gräbt, mutet beinahe idyllisch an. Doch der Schein trügt. Denn er bezieht sein Wasser aus dem Lago di Livigno, dessen Staumauer während des Baus in den 1960er-Jahren mit einem Korrosionsschutzanstrich versehen worden war, der Giftige Polychlorierte Biphenyle (PCB) enthält. Der Stoff gelangte ins Wasser und von dort wiederum in den Spöl, der bei Zernez in den Inn mündet.
Die
traurige Ironie an der Geschichte: Die Staumauer ist 1970 fertig
gestellt worden, zwei Jahre später wurden in der Schweiz PCB-haltige
Stoffe in «offenen Systemen» verboten. Das Verbot kam zu spät: Während
rund 50 Jahren spülte das Wasser des Stausees oder vielmehr des Spöl die
PCB-Partikel flussabwärts. Sie lagerten sich in den Sedimenten ab,
teils bis zu einem halben Meter tief. Seit 2017 dürfen keine Fische mehr
aus dem Fluss verzehrt werden. Analysen der Empa hatten
damals ergeben, dass die Tiere den erlaubten PCB-Wert in Lebensmitteln
um das Vierfache überschritten. In der Folge wurde immerhin das
besonders stark belastete, rund 60 Meter lange Tosbecken direkt
unterhalb der Staumauer saniert. Dies erfolgreich, wie die Engadiner
Kraftwerke AG (EKW) und der Schweizerische Nationalpark (SNP) in einer
gemeinsamen Medienmitteilung erklären.
Wer bezahlt die Kosten für die Sanierung des Spöl?
Quelle: EKW
Beim Bau der Staumauer war ein PCB-haltiger Korrosionsschutzanstrich verwendet worden.
Umstritten blieb in der Folge jedoch, ob und wie der darunterliegende rund 5,6 Kilometer lange Obere Spöl saniert werden soll – und wer die Arbeiten bezahlt. Schliesslich erliess die ANU 2021 eine Verfügung und verpflichtete die EKW zur Sanierung eines Teils der belasteten Strecke des Oberen Spöl. Sowohl die EKW, der SNP aber auch die Umweltverbände Aqua Viva, WWF und Pro Natura waren nicht zufrieden mit dem Entscheid und reichten Beschwerden ein. Schliesslich bildeten die Beschwerdeführer einen runden Tisch, und erarbeiteten einen gemeinsamen Vorschlag zur Sanierung. - Der Kanton Graubünden ging schliesslich weitestgehend auf diesen ein und sorgte damit dafür, dass die Sanierungsarbeiten aufgegleist werden konnten, wie der Medienmitteilung zu entnehmen ist.
Nachdem
der Kanton Graubünden bereits seine Zustimmung PCB-Sanierungsprojekt
gegeben hat, ist er jetzt auch von der Eidgenössischen
Nationalpark-Kommission respektive vom Stiftungsrat des SNP bewilligt
worden. Wie es in der gemeinsamen Medienmitteilung heisst, sollen die
Vorbereitungsarbeiten nächstes Jahr starten. Unter anderem gehört die
Umsiedlung des rund 12'000 Individuen umfassenden Fischbestands. Danach
sollen die betroffenen Flussabschnitte trockengelegt und die Baustelle
eingerichtet werden. Bei optimalem Projektverlauf können die
eigentlichen Sanierungsarbeiten laut KEW und SNP im 2026 starten. (mai/mgt/sda)
Auch interessant: Staumauersanierung: Tauchgänge bei der Staumauer von Livigno vom 25. April 2016