Viererfeld-Vorlage in Stadt Bern: Komitee weibelt für ein Nein
Die Gegner der geplanten Überbauung auf dem Viererfeld in Bern haben am Donnerstag ihr Nein zur Abstimmungsvorlage vom 12. März bekräftigt. Die Planung des neuen Stadtquartiers auf der grünen Wiese sei «nicht im Sinne künftiger Generationen».
Quelle: zvg
Visualisierung: Ungefähr so sollen das Berner Vierer- und Mittelfeld dereinst aussehen. Geplant sind unter anderem eine Grossüberbauung sowie ein Stadtteilpark.
Das Viererfeld sei die letzte Baulandreserve in Zentrumsnähe und die letzte offene Grünzone des Länggassquartiers, argumentiert das Nein-Komitee. In diesem haben sich verschiedene Anwohnende, Fachleute, Organisationen sowie Politikerinnen und Politiker namentlich aus der SVP und aus der Grün alternativen Partei zusammengeschlossen.
Viererfeld ist eine «grüne Lunge»
Das Komitee wird auch von der Fondation Franz Weber unterstützt. «Städte müssen atmen können», wird die Präsidentin der Weber-Stiftung, Vera Weber, in einer Mitteilung des Komitees zitiert. Das Viererfeld sei eine «grüne Lunge». Mit der geplanten Überbauung sei das Land «für die Kinder und Kindeskinder verbaut».
Das Versprechen eine Parks sei eine Mogelpackung, um dem Stimmvolk die Vorlage schmackhaft zu machen, kritisierte SVP-Stadtrat Alexander Feuz. Das Viererfeld-Projekt pflanze Blöcke hinter eine Allee und klemme einen Park hinter diese Sichtriegel.
Die Planung schaffe «leider kein neues lebendiges Stadtquartier, wie es in der Abstimmung zur Zonenplanänderung versprochen wurde», wird Architekt und Stadtplaner Arpad Boa zitiert. Stattdessen entstehe eine in sich geschlossene Arealüberbauung mit gigantischen Ausmassen, noch dazu auf einer Fläche, die völlig zufällig vom Rest des Viererfelds abgetrennt wurde.
Quartier mit über 1000 Wohnungen
Die Stadtberner Bevölkerung stimmt am 12. März über die Entwicklung eines neuen Wohnquartiers im Viererfeld/Mittelfeld ab. Dort sollen über 1000 Wohnungen entstehen. In der Abstimmung geht es in einem ersten Schritt um Ausgaben von 124,6 Millionen Franken für Strassen, einen öffentlichen Park und andere Infrastrukturanlagen in dieser Zone.
Das Berner Stadtparlament überwies die Vorlage im vergangenen Herbst mit 63 zu 8 Stimmen. Zuvor waren die SVP und die Grün alternative Partei mit ihren Rückweisungsanträgen gescheitert. Die anderen Fraktionen hatten sich alle hinter die Vorlage gestellt. (sda/pb)
Baurechte auf Viererfeld kommen im Juni vors Volk
Die Stadtberner Stimmberechtigten können sich innert 98
Tagen zweimal zur geplanten Überbauung auf dem Viererfeld äussern. Im März
entscheiden sie über die Infrastrukturanlagen, im Juni über die Vergabe von
zwei Baurechten.
Am Donnerstag gab der Stadtrat grünes Licht für die
Abstimmung vom 18. Juni. Das Volk entscheidet dann über die zwei grössten
Baurechte im Rahmen der ersten Bauetappe. Beide haben einen Marktwert von über
zehn Millionen Franken.
Zum Zug kommen sollen die Mobiliar als marktorientierte Investorin,
die Mietwohnungen bauen und zu üblichen Mietzinsen vermieten will, sowie die
Hauptstadtgenossenschaft Bern. Ihre Wohnungen sollen nach dem Prinzip der
Kostenmiete vermietet werden. Zudem müssen Vorgaben zur Einkommenssituation der
Mieter und zur minimalen Belegung einer Wohnung eingehalten werden.
Gute Durchmischung von Bewohnern
Die Rückweisungsanträge von SVP und FDP waren chancenlos.
Beide verlangten vergeblich, dass der Gemeinderat die Vergabe der Baurechte neu
aufgleist. Sie warfen der Stadtregierung unter anderem vor, sie habe die
Baurechtsflächen so klein gestückelt, dass das Volk nur in wenigen Fällen noch
etwas zu sagen habe.
Die rot-grüne Mehrheit befand, die Planung sei gut
unterwegs. Es werde je zur Hälfte genossenschaftliche und marktorientierte
Mietwohnungen geben. Das führe zu einer guten Durchmischung von Bewohnern aus
verschiedenen Einkommensklassen. Bau- und Immobilienwirtschaft freuten sich auf
das Viererfeld.
Sechs Baurechte für erste Bauetappe
Die erste Bauetappe umfasst insgesamt sechs Baurechte. In eigener Kompetenz vergab der Stadtrat am Donnerstag je ein Baurecht an die Pensionskasse der Berner Kantonalbank, an die Personalvorsorgekasse der Stadt Bern und an die Burgergemeinde Bern. Das sechste Baurecht hat der Gemeinderat in eigener Kompetenz an die Innere Enge Holding AG vergeben, die das bestehende Hotel ergänzen will. (sda/pb)