Vertikale Verdichtung: Ostermundigen soll ein spezielles Holzhochhaus erhalten
In Ostermundigen nimmt die Realisierung eines geplanten Holzhochhauses konkrete Züge an. Es soll die vielfältigen Bedürfnisse der Bewohnerschaft befriedigen und städtebaulich Zeichen setzen. Nun liegt das Projekt zur Prüfung bei den Behörden. Bereits 2025 könnte der Baustart erfolgen.
Quelle: zvg
Laut den Promotoren soll das Holzhochhaus in der Nähe des Bahnhofs Ostermundigen wie ein vertikal gebautes Dorf funktionieren.
Beim Bahnhof der Berner Vorortsgemeinde Ostermundigen ragt der Bäre-Tower 100,5 Meter in die Höhe. Zurzeit ist es das höchste Wohngebäude der Schweiz. Schräg gegenüber auf der anderen Seite des Bahntrassees ist ein weiteres Hochhaus geplant, das in sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Hinsicht andere Zeichen setzen will.
Zwar veranschaulicht lediglich eine Visualisierung die Umsetzung der Baupläne, doch könnten die Gegensätze zwischen beiden Gebäuden nicht grösser sein. Hier das Holzhochhaus als verschachteltes Konstrukt, dort der monolithischen Bäre-Tower mit seinen einheitlichen Fronten.
Wohnen, Arbeit und Freizeit im «vertikalen Dorf»
Das Holzhochhaus ist auf eine Art konzipiert, die unterschiedlichste Nutzungen ermöglicht. Das sogenannte «Werkstadthaus» soll nicht nur Wohn- und Arbeitsraum, sondern auch ein Ort der Kreativität sein. So sind auf den 19 Etagen Mischnutzungen vorgesehen wie Arbeitsräume, Ateliers oder Co-Working-Spaces sowie Werkstätten.
«Wir möchten einen vielfältigen Ort für unterschiedliche Menschen und Bedürfnisse schaffen», umreisst Architekt und Projektpromotor Dan Hodler gegenüber der «Berner Zeitung» das Konzept. Dazu gehören auch Räumlichkeiten für die Freizeitgestaltung wie eine Kletterwand und Übungsräume im Bereich Musik samt professionell betriebenen Studios sowie ein Café als Begegnungs- und Veranstaltungsort.
Geplant sind im Holzhochhaus rund 60 Mietwohnungen, die laut Plan auf fast alle Etagen verteil werden. Doch auch bei der Wohnnutzung gilt als Ansatz die Diversität. Demnach soll das Angebot sowohl Kleinstwohnungen als auch grosse Flächen für Wohngemeinschaften umfassen. Geplant ist, die Wohnungen in Kostenmiete anzubieten, wie Hodler gegenüber der «Berner Zeitung» verlauten liess. Mit den Aktivitäten auf verschiedenen Stockwerken solle eine Art «vertikales Dorf» entstehen, wo Menschen gemeinsam Dinge erschaffen und den Austausch pflegen. Überhaupt steht generell der Gemeinschaftssinn im Vordergrund.
Bau aus Massivholz mit begrünten Fassaden und Photovoltaik
Beim Hochhaus soll ausschliesslich einheimisches Massivholz Verwendung finden. Dem Prinzip der Kreislaufwirtschaft verpflichtet, soll ein nachhaltiges und zukunftsfähiges Bauprojekt realisiert werden, wie es in der Medienmitteilung heisst. Das Gebäude werde zum Materiallager, wobei Baustoffe nach dem Ende der Nutzungsdauer der Wiederverwertung zugeführt werden und nicht der Entsorgung. Geplant ist auch die Nutzung der Photovoltaik, indem Balkonbrüstungen integral für die Stromproduktion hergerichtet werden. Grosszügige Fassadenbegrünungen sollen auf natürliche Weise Schatten spenden.
Für die Gemeinde wird das «Werkstadthaus» zur städtebaulichen Entwicklung des Gebiets Bahnhof Ostermundigen beitragen und einen markanten Abschluss des Entwicklungsgebiets setzen. Im Rahmen der laufenden Ortsplanungsrevision hat der Gemeinderat von Ostermundigen den aktuellen Bearbeitungsstand aller Plangrundlagen für die öffentliche Mitwirkung verabschiedet, sodass die Bevölkerung und interessierte Kreise Meinungen und Anregungen schriftlich bei der Gemeinde Ostermundigen einbringen können.
Danach wird das Projekt dem kantonalen Amt für Gemeinden und Raumordnung (AGR) zur Prüfung vorgelegt. Die Kosten für die Realisierung des Holzhochhauses werden auf 35 bis 45 Millionen Franken geschätzt. Der Baustart ist im Jahr 2025 geplant. (mgt/sts)