Tunnelbohrmaschinen nehmen Vortrieb für zweite Gotthardröhre auf
Die Arbeiten zum Bau der zweiten Gotthard-Strassenröhre haben einen Meilenstein erreicht: Am Freitag nehmen die Tunnelbohrmaschinen in Airolo und Göschenen den Vortrieb auf. Bis 2027 soll die 17 Kilometer lange Röhre ausgebrochen sein.
![Andrehfeier in Airolo](https://www.baublatt.ch/storage/images/crop1/157962_1.jpg)
Quelle: Bundesamt für Strassen Astra
Am Freitag fand in Airolo TI die Andrehfeier für die TBM «Paulina» statt.
Nach fünfjähriger Vorbereitung starte heute der Hauptvortrieb für die zweite Röhre des Gotthard-Strassentunnels, heisst es in einer Mitteilung des Bundesamtes für Strassen (Astra) von Freitag. Mit der offiziellen Andrehfeier für die beiden Tunnelbohrmaschinen (TBM) in Göschenen UR und Airolo TI werde das eigentliche Kernstück des Projekts lanciert: der Ausbruch der zweiten Röhre.
Die beiden Tunnelbohrmaschinen mit einem Durchmesser von rund 12,3 Metern und einem Gewicht von zirka 2000 Tonnen starten von Norden und Süden. Bis zur Losgrenze legen beide TBM eine Strecke von sieben bis acht Kilometern zurück und passieren dabei jeweils eine rund 350 Meter lange geologische Störzone, welche im konventionellen Verfahren mit Baggern ausgebrochen wird.
Die Maschinen werden gemäss Mitteilung durchschnittlich 18 Meter pro Tag voranschreiten und sollen im Frühling 2027 ihr Ziel in der ungefähren Tunnelmitte erreichen. Der Durchschlag der 17 Kilometer langen Röhre ist für Herbst 2027 vorgesehen. 2030 soll die zweite Gotthardröhre für den Verkehr freigegeben werden und anschliessend die Instandsetzung der bestehenden Röhre beginnen.
Andrehfeier der Tunnelbohrmaschinen
Am Festakt zur Andrehung der beiden Tunnelbohrmaschinen stellte Bundesrat Albert Rösti die abermalige Pionierleistung am Gotthard ins Zentrum. Die zweite Röhre diene der Vollendung der Vision, die Schweizer Regionen und insbesondere das Tessin ganzjährig zu verbinden. «Ganz zu schweigen vom grossen Sicherheitsgewinn», so der UVEK-Vorsteher.
Zusammen mit den Regierungspräsidenten der Kantone Uri und Tessin, Christian Arnold sowie Christian Vitta, hob er die ausgeprägten Fachkompetenzen aller Projektbeteiligten hervor und dankte der lokalen Bevölkerung für Geduld und Vertrauen. Gemeinsam mit den Gemeindepräsidenten von Airolo und Göschenen, dem Gesamtprojektleiter und Vertretern der Bauunternehmen starteten sie schliesslich die Tunnelbohrmaschinen.
Die mehrjährigen Vorarbeiten umfassten unter anderem die Umlegung des Service- und Infrastrukturstollens, den Ausbruch der Zugangsstollen zu den Störzonen sowie den Aufbau der komplexen Infrastruktur zur Bewirtschaftung des Ausbruchmaterials. In den letzten Monaten wurden die beiden TBMs des deutschen Herstellers Herrenknecht angeliefert und montiert. Der nun beginnende Hauptvortrieb startet zeitgleich von beiden Tunnelseiten.
Auf der Nordseite ist die «Arge secondo tubo», bestehend aus den Unternehmen Implenia Schweiz AG sowie Frutiger AG, mit den Arbeiten im budgetierten Umfang von rund 467 Millionen Franken beauftragt. Auf der Südseite werden die Arbeiten durch das «Consorzio Gottardo Sud» durchgeführt, das aus den Unternehmen Marti Tunnel AG, Mancini & Marti SA sowie Ennio Ferrari SA besteht. Das Auftragsvolumen beläuft sich auf rund 499 Millionen Franken.
Mit gesamthaft fast einer Milliarde Franken seien die beiden Hauptlose für die zweite Gotthardöhre von grosser Bedeutung für die Schweizer Baubranche, schreibt das Astra weiter. Sie gehörten zu den wichtigsten Vergaben der letzten Jahre in den beiden Kantonen Tessin und Uri.
Ausbruch für Autobahn-Überdeckung
Die Stimmberechtigten hatten den Bau der zweiten Tunnelröhre 2016 beschlossen. Erste Vorarbeiten für die zweite Tunnelröhre starteten bereits 2020. Dabei wurden etwa Anlagen zur Verarbeitung der grossen Mengen von Gestein erstellt, die aus dem Gotthard ausgebrochen werden.
Ein Teil des Ausbruchs wird in Airolo zur Überdeckung der Autobahn und damit zur Aufwertung des vom Verkehr geprägten Talbodens verwendet, ein Teil wird für Renaturierungsmassnahmen in den Urnersee geschüttet. Zudem wird Ausbruchmaterial vor Ort zu Beton verarbeitet und für den Tunnelbau verwendet. (pb/mgt/sda)
![Aufbau Tunnelbohrmaschine in Airolo Zweite Gotthard-Röhre](https://www.baublatt.ch/storage/images/crop1/157959_1.jpg)
Quelle: Bundesamt für Strassen Astra
Hier war die Tunnelbohrmaschine in Airolo noch im Aufbau. «Paulina» ist 150 Meter lang und hat einen Bohrkopf mit einem Durchmesser von über zwölf Metern.