Tramdepot Burgernziel: Losinger Marazzi baut mit CO2-bindendem Beton
Auf dem Areal des Tramdepots Burgernziel in Bern entstehen derzeit rund 101 Wohnungen sowie rund 4000 Quadratmeter Büro-, Gewerbe- und Freizeitflächen. Im Projekt wird seit kurzem der CO2-bindende Beton des ETH-Spin-offs «neustark» verbaut.
Quelle: zvg, Losinger Marazzi AG
Rund 600 Kubikmeter des klimafreundlichen Betons sollen im Projekt verbaut werden.
Auf dem Areal des ehemaligen Tramdepots Burgernziel entstehen
im Zuge des Stadterneuerungsprojekts «Läbe im Burgereziel» derzeit 101 neue Wohnungen.
Daneben werden auch rund 2000 Quadratmeter Büro- und Dienstleistungsfläche sowie
weitere rund 2000 Quadratmeter Einkaufs- und Freizeitfläche erstellt. Die soziale
Durchmischung sowie eine kinderfreundliche Aussenraumgestaltung sind wesentliche
Punkte im Projekt. 2022 sollen die ersten Bewohner einziehen.
CO2 im Beton binden
Seit dem 1. Juli werde auf der Baustelle nun auch der
«klimafreundlichste Beton der Schweiz» verbaut, wie das Bauunternehmen Losinger
Marazzi am Freitag mitteilte. Möglich macht dies das Berner ETH Spin-off
«neustark», dass mit einer speziellen Methode CO2 aus der Atmosphäre in
Recyclingbetongranulat bindet. Dadurch werde zum einen der Zementanteil im
Frischbeton reduziert und zum anderen die Klimabilanz des Baustoffs verbessert,
heisst es im Communiqué.
Es sei das schweizweit erste Wohnbau- und das bisher grösste Immobilienprojekt, bei dem das neuartige Material zur Anwendung komme, hält das Bauunternehmen fest. Nachhaltigkeit ist im «Burgereziel» ein wichtiger Aspekt. So wurde etwa nebst dem klimafreundlichen Beton auch die alte Halle auf dem einstigen Tramdepotareal sorgfältig abgebaut, um Teile davon wiederzuverwenden. Das neue Wohn- und Geschäftshaus wird ausserdem nach Minergie-ECO-Standard gebaut und ist als «2000-Watt-Areal» zertifiziert.
Mehr als 50 Prozent Recyclingbeton
Weiter soll die Energieversorgung im Projekt zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen stammen. Die Gebäude würden als Hybridholzbauten erstellt und der Anteil an Recyclingbeton liege bei mehr als 50 Prozent, heisst es weiter. Gerade im Bereich der nachhaltigen Entwicklung und des nachhaltigen Bauens werde in Zusammenarbeit mit Hochschulen und Start-ups laufend nach Innovationen gesucht, die dabei helfen, Produkte noch nachhaltiger zu konzipieren und zu realisieren, erklärt David Mastrogiacomo, Leiter Nachhaltigkeit, in der Mitteilung.
Dass gerade in diesem nachhaltigen Projekt erstmals rund 600 Kubikmeter des «neustark»-Beton eingesetzt werde, sei kein Zufall. Neustark entferne CO2 aus der Atmosphäre und speichere es dauerhaft in recyceltem Beton. Gleichzeitig würden dadurch neue Emissionen bei der Betonproduktion vermieden, so Mastrogiacomo. «Für uns war schnell klar, dass dieses Material hervorragend zum nachhaltigen Konzept des Projekts passt.» Die Gebäudeversicherung Bern (GVB) und die Wohnbaugenossenschaft ACHT (wbg8) als Bauherrinnen hätten das Vorhaben zudem unterstützt.
Quelle: zvg, Losinger Marazzi AG
Möglich macht dies das ETH Spin-off «neustark», dass mit einer speziellen Methode CO2 aus der Atmosphäre in Recyclingbetongranulat bindet.
Klimafreundlichster Beton der Schweiz
Die weltweite Zement- und Betonproduktion verursache jedes Jahr rund 2.5 Milliarden Tonnen CO₂-Emissionen. Das sei rund doppelt so viel, wie der gesamte weltweite Flugverkehr produziere. Die Nutzung von recyceltem Beton als CO₂-Speicher sei eine der vielversprechendsten Technologien im Bereich Carbon Capture and Storage (CCS), heisst es weiter. In einem ersten Schritt wird hierbei Kohlendioxid aus der Atmosphäre gefiltert und verflüssigt.
Anschliessend wird Betongranulat, das aus dem Rückbau anderer Bauwerke stammt, mit dem Kohlendioxid in Verbindung gebracht. Rund 10 Kilogramm CO2 können auf diese Weise pro Kubikmeter Beton dauerhaft gebunden werden. Die Zementmenge im Frischbeton könne zudem auf das gesetzlich vorgeschriebene Minimum gesenkt werden, was die Klimabilanz des «neustark»-Betons bei gleichbleibender Qualität um rund 10 Prozent verbessere. (mgt/pb)
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Quelle: Stefan Schmid
Dieser Tank enthält 20 Tonnen flüssiges CO₂. Damit lassen sich 2000 Kubikmeter Frischbeton herstellen.
Die Versteinerung des klimaschädlichen Kohlendioxids im Betongranulat von aufbereitetem Abbruchmaterial hat für die Bauindustrie grosses Potenzial. Ein Grossteil der CO2-Emissionen liesse sich kompensieren.
Das Verfahren des ETH-Spin-offs «neustark» verbessert darüber hinaus sogar die Materialeigenschaften des Betons. Wie, lässt sich in einem ausführlichen Artikel des Baublatts von März nachlesen. Darin fragen wir auch genauer bei Valentin Gutknecht, Mitgründer und CEO der Neustark AG, nach.
Den ausführlichen Artikel lesen Sie hier.