14:05 BAUPROJEKTE

Tiefenlager: Nagra reicht Rahmenbewilligungsgesuche ein

Geschrieben von: Stefan Schmid (sts)
Teaserbild-Quelle: zvg

Die Nagra hat die Gesuche für das Tiefenlager und die Verpackungsanlage für Brennelemente eingereicht. Nach der Prüfung des Antrags durch die Behörden wird voraussichtlich auch die Schweizer Bevölkerung über das Projekt abstimmen.

Gesuch der Nagra für Tiefenlager

Quelle: zvg

Das Standortgebiet des geologischen Tiefenlagers ist «Nördlich Lägern» ZH.

Die Nationale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) hat beim Bundesamt für Energie (BfE) die Rahmenbewilligungsgesuche für das geologische Tiefenlager für radioaktive Abfälle und die Brennelementverpackungsanlage eingereicht. Standortgebiet des geologischen Tiefenlagers ist «Nördlich Lägern» ZH, während die Verpackungsanlage für Brennelemente beim bestehenden zentralen Zwischenlager in Würenlingen AG erstellt werden soll, wie das BfE mitteilt. Weil das Tiefenlager und die Verpackungsanlage an unterschiedlichen Standorten gebaut geplant sind, braucht es je ein Rahmenbewilligungsgesuch.

Umfangreiche Berichte für Eignung des Standorts

Mit dem Gesuch, das insgesamt rund 30'000 Seiten umfasst, will die Nagra den Nachweis erbringen, dass das 2022 vorgeschlagene Gebiet der beste Standort ist und ein Tiefenlager dort langfristig höchste Sicherheitsstandards erfüllt. Die Gesuche umfassen den Sicherheits- und den Sicherungsbericht, einen Bericht zur Begründung der Standortwahl sowie Berichte zur Umweltverträglichkeit und der Raumplanung. Mit den Gesuchen beantragt die Nagra laut dem BfE die Standorte sowie die maximal zulässige Strahlenexposition für Personen in der Umgebung. Bis Frühling 2025 überprüfen die zuständigen Stellen des Bundes, ob alle gesetzlich geforderten Unterlagen eingereicht wurden.

Gesuch für Endlager

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Das beantragte Lager mit der Oberflächenanlage im Haberstal in der Gemeinde Stadel ZH ist als Kombilager vorgesehen zur Entsorgung von radioaktiven Abfällen mit hoher, mittlerer und schwacher Strahlungsintensität.

Danach nehmen Fachstellen des Bundes und die Kantone Stellung zu Gesuchen und Gutachten. Die betroffenen Regionen können zur Standortsuche ebenfalls Stellungnahmen abgeben. Auch Deutschland ist in den Mitwirkungsprozess einbezogen. Gesuche und Stellungnahmen sowie Gutachten werden anschliessend für Stellungnahmen aller Interessierten öffentlich aufgelegt.
Anschliessend beginnt die inhaltliche Prüfung der Gesuche durch das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) und die Eidgenössische Kommission für nukleare Sicherheit (KNS). Diese Überprüfung wird voraussichtlich bis 2027 abgeschlossen sein. Die zuständigen Stellen des Bundes werden das Rahmenbewilligungsgesuch bis im Frühling 2025 auf seine Vollständigkeit überprüfen. Erst danach soll es veröffentlicht werden. Gegen Ende des Jahrzehnts werden laut dem BfE die beiden Rahmenbewilligungen und der Ergebnisbericht mit den aktualisierten Objektblättern der dritten und letzten Etappe der Standortsuche dem Bundesrat gleichzeitig zur Genehmigung unterbreitet. Die Rahmenbewilligungen müssen danach von der Bundesversammlung genehmigt werden. Gegen den Beschluss der Bundesversammlung kann ein fakultatives Referendum ergriffen werden.

Gesuch der Nagra für Tiefenlager

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Auf dem Gelände des Zwischenlagers in Würenlingen AG ist die Verpackungsanlage für Brennelemente geplant.

Nagra und Komitee fordern Volksentscheid

«Wir zeigen, dass wir ein Tiefenlager sicher bauen und betreiben können, auch wenn es anspruchsvoll ist», liess sich Nagra-Chef Matthias Braun in einer Mitteilung zitieren. Die Nagra weise nach, dass das Lager mit dem Umweltschutz vereinbar sei. Ein Projekt dieser Dimension brauche neben einer fachlichen Überprüfung auch eine direktdemokratische Legitimation, sagte Nagra-CEO Matthias Braun zudem in einem Interview mit der «Neuen Zürcher Zeitung». Mit einer Legitimation durch das Volk erhofft sich die Behörde auch ein schnelleres Vorgehen, wie Braun sagte. Anlass des Gesprächs war die Einreichung des Rahmenbewilligungsgesuchs. Es sei richtig, dass sich die Bevölkerung mit der Frage eines Tiefenlagers und den technischen Daten beschäftige, sagte Braun. Einsprachen könnten zudem das Verfahren blockieren. «Umso wichtiger ist es, dass es zu einer nationalen Abstimmung über das Endlager kommt», sagte er. Eine allfällige Zustimmung der Schweizer Stimmbevölkerung würde er als «starkes Signal» werten, um vorwärtszumachen.

Gesuch für Tiefenlager

Quelle: zvg

Das Tiefenlager ist für eine Abfallmenge, die bei einem 60-jährigen Betrieb der bestehenden Kernkraftwerke anfällt, konzipiert. Eine Reserve ist zwar einberechnet, Aber für Abfälle neuer Kernkraftwerke hätte es keinen Platz.

Einen nationalen Urnengang hatte bereits letzte Woche ein Komitee gefordert, das dem Endlager kritisch gegenübersteht. Es hielt fest, dass die Stimmbevölkerung zu einem derart komplexen Geschäft das letzte Wort haben sollte. Die Gegnerinnen und Gegner kritisierten etwa, dass ein Plan B und Ausstiegsmöglichkeiten fehlten. Eine Deponie für radioaktive Abfälle stelle zudem eine Gefahr für nachkommende Generationen, für Menschen und die Umwelt dar, monierten sie. «Lehnt das Volk das Tiefenlager etwa bei einem allfälligen Referendum im Jahr 2030 ab, ist die Politik am Zug. Dann muss ein neuer Prozess in Gang kommen», sagte Braun im Interview. Die Verantwortung über die radioaktiven Abfälle würde dann der nächsten Generation übergeben.

Kein Platz für Abfall neuer Kernkraftwerke

Seit September 2022 ist bekannt, dass das Atommüll-Endlager in der Zürcher Gemeinde Stadel gebohrt werden soll. «Das geplante Tiefenlager planen wir für eine Abfallmenge, die bei einem 60-jährigen Betrieb der bestehenden Kernkraftwerke anfällt», sagte Braun. Eine Reserve sei einberechnet. Sollte die Schweiz in Zukunft neue Kernkraftwerke bauen, hätten deren Abfälle im geplanten Lager keinen Platz. Das Tiefenlager wird voraussichtlich ab 2045 gebaut. Ausgehend von der heutigen Planung könnte laut dem BfE das Lager ab 2050 in Betrieb gehen und die Einlagerung der ersten radioaktiven Abfälle erfolgen. Grundlage für die Suche nach Standorten geologischer Tiefenlager bildet der «Sachplan geologische Tiefenlager» (SGT). Die sicherheitstechnischen Vorgaben werden vom Eidgenössischen Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) definiert, das als Aufsichtsbehörde auch die Arbeiten der Nagra überprüft. (sda / mgt / sts)

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Redaktor Baublatt

Seine Spezialgebiete sind wirtschaftliche Zusammenhänge, die Digitalisierung von Bauverfahren sowie Produkte und Dienstleistungen von Startup-Unternehmen.

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