Studenten bauen 30-Meter-Turm aus Eis
Neu ist die Idee vom Bauen mit Eis nicht. Aber ein Team von Studenten von der holländischen TU Eindhoven will die Architektur aus gefrorenem Wasser zu völlig neuen Höhen führen: Die angehenden Ingenieure arbeiten an einem 30-Meter-Turm für das Eisfestival in Harbin, im Nordosten Chinas.
Wenn am 24. Dezember das an ein tiefgefrorenes Disneyland erinnernde Areal seine Pforten öffnet, soll der „Flamenco Tower“ stehen. Der Namen des Gebildes ist zumindest optisch Programm, die auskragenden Dächer am Fuss des Bauwerks erinnern an die die Rüschen des Rocks einer Flamencotänzerin.
Errichtet wird der Turm aus Pykrete: einem Gemisch aus Holz- oder Zellulosefasern und Eis, im Verhältnis eins zu sechs. Das Material weist ähnliche Eigenschaften wie Beton auf und hat wegen seiner geringen Wärmeleitfähigkeit eine sehr geringe Schmelzrate. So verwendete man faserverstärktes Eis im Zweiten Weltkrieg etwa in Kanada für den Bau eines Flugzeugträgers. Bei dem Bau ihres Turms setzen die Studenten auf das Prinzip der Schalenbauweise. Als Gerüst dienen aufgeblasene Formen, darüber wird eine Lage Schnee gesprüht, danach folgt eine Schicht aus dem Wasser-und-Fasern-Mix. Ist die derart entstandene Hülle gefroren, wird die Form darunter entfernt.
Für das Projekt konnten die Studenten auf Erfahrungen aus den eigenen Reihen zurückgreifen: An der Universität wird seit sechs Jahren zum Thema Eis als Baumaterial geforscht. Und so sind denn in den letzten Jahren unter der Leitung von Arno Pronk schon andere spektakuläre Bauten entstanden. So schuf die TU Eindhoven in Kooperation mit anderen Institutionen im finnischen Juuka schon die mit einem Durchmesser von 25 Metern weltweit grösste Eiskuppel, eine Nachbildung der Sagrada Familia und schliesslich eine Brücke nach Plänen Leonardo da Vincis.
Dass der Turm nun im Rahmen des Festivals in Harbin realisiert wird liegt nicht nur daran, dass hier die weltweit grössten Eisskulpturen zu stehen kommen, sondern auch daran, dass sich an der weltweit bekannten Veranstaltung gut Werbung für die Vorteile von Pykrete machen lässt. Laut den Schöpfern Turms liesse es sich vor allem in besonders kalten Gebieten einsetzen, zum Beispiel in der Arktis, in Sibirien oder sogar auf dem Mars. „Weil nur lokales Grundmaterial verwendet wird, sind die Transportwege kleiner, was Pykrete besonders nachhaltig macht“, heisst es dazu im Video zum Projekt. (mai9