Kein Pflegezentrum: Solviva AG zieht Angebot für Spital Wattwil zurück
Die von der St. Galler Regierung unterstützten Pläne der Solviva AG für das Spital Wattwil werden nicht realisiert. Das Unternehmen zieht sich zurück. Der Grund sei der Widerstand der Gemeinde, teilte der Kanton mit.
Quelle: zvg, Ivan Louis
Das Spital Wattwil im Kanton St. Gallen.
Nach der kantonalen Abstimmung am 13. Juni war klar, dass in
Wattwil kein öffentliches Spital mehr betrieben werden kann. Damit schien die
Zukunft für das Spitalgebäude vorgezeichnet: Die Solviva AG würde die
Liegenschaft für rund 10 Millionen Franken übernehmen und sie zu einem Zentrum
für spezialisierte Pflege umbauen.
Nicht geklärt war dabei allerdings die Frage nach dem
vertraglich abgemachten Rückkaufsrecht des Spitals durch die Gemeinde Wattwil. Dazu
liefen in den letzten Wochen Gespräche.
Pläne für Pflegezentrum aufgegeben
Nun liegt dazu ein überraschendes Ergebnis vor: Am Dienstag
teilten der Kanton St. Gallen und das Unternehmen in einem gemeinsamen
Communiqué mit, dass die Pläne aufgegeben würden und sich die Solviva AG
zurückziehe. Der Grund sei «die fehlende politische Unterstützung der
Standortgemeinde».
In den Gesprächen sei Wattwil unter anderem angeboten
worden, das Grundstück zu kaufen, informierte der Kanton. Danach hätte es die
Gemeinde der Solviva AG im Baurecht übergeben müssen. Damit sei der Gemeinderat
nicht einverstanden gewesen. Bedingung der Solviva AG sei aber, dass sie
Eigentümerin der Liegenschaft sei.
Nach dem Scheitern der Pläne könne nun Wattwil die
Liegenschaft übernehmen. Es sei nun am Gemeinderat, eine Nachfolgelösung zu
präsentieren.
Gemeinde Wattwil wehrt sich
Kurz nach dem Communiqué des Kantons reagierte am
Dienstagvormittag die Gemeinde Wattwil mit einer Mitteilung und einer anderen
Schilderung des Ablaufs. Der Gemeinderat habe am letzten Freitag der Regierung
«seine zustimmende Haltung zum Nachfolgekonzept und explizit auch zur Solviva
AG schriftlich bestätigt», heisst es darin. Der plötzliche Rückzug der Solviva
AG und die Einstellung des Projekts «sind für den Gemeinderat unverständlich».
Man habe erwartet, dass es nach den Sommerferien auf der
Basis des Schreibens nochmals Gespräche geben werde, sagte der Wattwiler
Gemeindepräsident Alois Gunzenreiner. Die Idee des Gemeinderats sei es gewesen,
das Projekt mit zusätzlichen Parteien zu stärken und die Inhalte der Angebote
zu klären.
Gesundheitschef Bruno Damann (CVP) zeigte sich gegenüber der
Nachrichtenagentur Keystone-SDA verwundert, wie man dieses Einverständnis aus
dem Schreiben herauslesen könne. «Und ich kann Deutsch», sagte er. Erstaunt sei
er auch, dass die Gemeinde Wattwil «hinter dem Rücken» der Beteiligten mit der
Berit Klinik verhandelt habe. «Davon wussten wir nichts.»
Dies ist nämlich die andere Neuigkeit aus Wattwil: Der
Gemeinderat hat laut Mitteilung mit der Berit Klinik Gruppe «eine Absichtserklärung»
abgeschlossen. Das Unternehmen wolle in Wattwil ein medizinisches Zentrum mit
ambulanter Tagesklinik sowie «allenfalls weiteren Leistungselementen» für die
regionale Bevölkerung anbieten.
Notfallversorgung im Toggenburg sichern
Die private Berit Gruppe führt Kliniken in Speicher AR und
Niederteufen AR sowie ein Ärztezentrum in Arbon TG und ist spezialisiert auf
die Fachgebiete Orthopädie, Wirbelsäulenchirurgie und Rehabilitation. 2020
übernahm sie die Klinik St. Georg in Goldach SG.
Er sei nicht gegen das Engagement der Berit Klinik,
versicherte Damann. Zuerst müssten nun aber die gegenseitigen Vorstellungen
geklärt werden. Nach den Sommerferien werde deshalb möglichst rasch ein
Gespräch mit allen Beteiligten stattfinden.
Ein zentrales Thema sei dabei die Notfallversorgung im
Toggenburg. Es wäre für ihn auch eine Lösung, wenn dies die Berit Klinik
übernehmen würde, erklärte der Gesundheitschef. (sda/pb)