Solarenergie: Weiteres alpines Grossprojekt in Graubünden geplant
In Scuol GR ist die Realisierung der geplanten alpinen Solaranlage ein Schritt näher gerückt. Die Bevölkerung stimmte mit knapper Mehrheit in einem Grundsatzentscheid für das Projekt «ScuolSolar». Im Endausbau könnte die Grossanlage Strom für 20'000 Haushalte liefern. Die Investitionen belaufen sich auf 100 Millionen Franken.
Quelle: ScuolSolar
Die Ausrichtung des Gebiets oberhalb von Scuol ist ideal für die Produktion von Solarstrom.
Die Solaranlage soll in bereits erschlossenem Gebiet, unmittelbar neben dem Skigebiet Motta Naluns zu stehen kommen. Scuols Gemeindepräsidentin Aita Zanetti (Mitte) nahm das Ergebnis der Abstimmung vom Wochenende mit Wohlwollen zur Kenntnis und wertet es als Zeichen, dass auch touristische Gemeinden in alpinen Regionen einen Beitrag an die unabhängige Versorgungssicherheit im Land leisten wollen, wie sie gegenüber der Nachrichtenagentur sda erklärte. Weil Scuol den Strombedarf mit Wasserkraft deckt, soll der Solarstrom dem Rest des Landes zur Verfügung stehen.
Vorhandene Infrastruktur nutzen
Im Hochgebirge produzieren PV-Anlagen in jenen Monaten am meisten Strom, in denen sich die Stauseen leeren und Strommangellagen möglich sind. Verbaut werden sollen bifaziale Solarpanels, die beidseitig Strom produzieren. Diese sind besonders effizient, weil sie zusätzlich die vom Schnee reflektierten Sonnenstrahlen nutzen. Zudem sind mit mehr als 300 Sonnentagen in der Region die Stromerträge sehr gut planbar, wie die Initianten auf der Webseite «ScuolSolar» schreiben.
Da sich die Anlage unmittelbar beim Skigebiet befindet, sind keine geschützten Flächen betroffen. Durch die bereits vorhandene Infrastruktur im Skigebiet werden weniger aufwendige Erschliessungen nötig sein. Zudem ist die Anlage vom Tal aus kaum einsehbar, wie es auf «ScuolSolar» weiter heisst.
Die Unterkonstruktion der Solaranlage ist darüber hinaus auf eine Weise ausgelegt, dass sich Nutz- und Wildtiere gefahrlos darunter bewegen können und die Fläche weiterhin beweidet werden kann. Es befinden sich keine steilen Hänge in der Nähe, wodurch das Risiko von Lawinen und Erosion minimiert wird.
Die Zeit drängt
Hinter dem Projekt stehen der lokale Stromversorger Energia Engiadina (EE) und der Kraftwerksbetreiber Engadiner Kraftwerke (EKW) sowie die Gemeinde Scuol. Der Bund übernimmt bis zu 60 Prozent der nicht gedeckten Investitionskosten. Allerdings müssen bis Ende 2025 zehn Prozent der bewilligten Leistung im Stromnetz verfügbar sein.
Auf Gemeindeebene handelt es sich laut Präsidentin Zanetti erst um einen Grundsatzentscheid für die Konkretisierung der Projektplanung. Bei einem finanziellen Engagement der Gemeinde muss das Geschäft erneut von der Bevölkerung abgesegnet werden. Vergleichbar mit Wasserzinsen, partizipieren Standortgemeinden erheblich am Ertrag der Anlagen. (sda/mgt/sts)