Sihl-Hochwasserstollen: TBM «Delia» frisst sich nach Thalwil ZH
Die Arbeiten am Hochwasser-Entlastungsstollen zwischen Langnau am Albis und Thalwil sind in vollem Gang. Die Tunnelbohrmaschine «Delia» frisst sich aktuell durch den Fels. Läuft alles nach Plan, findet noch in diesem Jahr der Durchstich statt.
Impressionen der Arbeiten am Jahrhundert-Bauwerk. (Video: Kanton Zürich)
Seit Bohrbeginn am 5. August hat «Delia» einen Stollen von
1,4 Kilometern Länge in den Zimmerbergfels gefressen, wie die Verantwortlichen an
einem Medientermin am Dienstag bekannt gaben. Es fehlen noch rund 500 Meter,
bis die TBM in Thalwil wieder aus dem Berg kommt.
Pro Tag schafft die Maschine bis zu 40 Meter – wenn alles
gut läuft. «Wir sind nahe an der Ziellinie, aber es kann immer noch
Überraschungen geben», sagte Adrian Stucki vom kantonalen Amt für Abfall,
Wasser, Energie und Luft. Bisher habe das Gestein aber keine bösen
Überraschungen geboten.
Ein Kratzgeräusch aus der Tiefe
Die 160 Meter lange Maschine bohrt einen Stollen von sieben
Metern Durchmesser, der laufend mit Beton-Elementen – Tübbingen – ausgekleidet
wird. Diese Arbeiten finden zwar tief unter der Erde statt, sind an der
Oberfläche aber durchaus zu hören.
Wer entlang der Stollenachse in der Region Thalwil lebt, kann seit dem 5. August ein entferntes Kratzgeräusch wahrnehmen. Die Betroffenen seien im Vorfeld informiert worden. Gebohrt wird jeweils zwischen 6 Uhr morgens und 22 Uhr am Abend.
Quelle: Alessandro Della Bella
August 2024: Die Tunnelbohrmaschine hat sich im Entlastungsstollen schon weit vorgearbeitet.
Anders als bei anderen Grossprojekten kann der Aushub des Entlastungsstollens nicht für andere Bauwerke verwendet werden. «Delia» holt tonnenweise Süsswasser-Molasse aus dem Berg, die bei Regen in kurzer Zeit zerbröseln würde. Die Gesteins-Berge landen deshalb in der Kiesgrube in Rafz im Zürcher Unterland.
Einsatz des Stollens alle 20 Jahre
Hat die Tunnelbohrmaschine «Delia», benannt nach der Tochter des Maschinenherstellers, ihr Werk beendet, soll der Stollen ab 2026 Wassermassen von bis zu 600 Kubikmetern pro Sekunde von der Sihl in den Zürichsee leiten. Damit soll das mit Abstand grösste Hochwasser-Risiko im Kanton Zürich beseitigt werden.
Auslöser für das 175-Millionen-Projekt war das Hochwasser im Jahr 2005. Die Stadt Zürich entging damals nur knapp einer grossflächigen Überflutung der Innenstadt und des Hauptbahnhofs, weil sich die Sihl in einen reissenden Fluss verwandelte.
Nach heutigen Erkenntnissen dürfte der Entlastungsstollen etwa alle 20 Jahre zum Einsatz kommen. Den grössten Teil der Kosten trägt der Kanton Zürich. Bund, Stadt, die SBB und die Sihltal-Zürich-Uetlibergbahn beteiligen sich aber ebenfalls dran. (sda/pb)
Quelle: Pascale Boschung
Hier wird die Tunnelbohrmaschine dereinst ankommen: Baustelle des Auslaufbauwerks in Thalwil.
Ein Video von März zeigt, wie der Bohrkopf der TBM im Sihltal eingehoben wurde. (Video: Kanton Zürich)