Seegrund wird für Durchgangsbahnhof Luzern geologisch untersucht
Mitte August starten im Zuge der Erarbeitung des Vorprojekts für den Durchgangsbahnhof Luzern geologische und archäologische Untersuchungen im Seebecken und in der Stadt. Diese sollen unter anderem Erkenntnisse zum Untergrund für die Tunnelbauwerke liefern.
Quelle: SBB
Visualisierung: Der geplante Durchgangsbahnhof Luzern aus der Vogelperspektive.
Die SBB erarbeitet derzeit im Auftrag des Bundes das Vorprojekt für den Durchgangsbahnhof Luzern. Dieser setzt sich aus drei Abschnitten zusammen: Dem viergleisigen Tiefbahnhof, der unterhalb des bestehenden Bahnhofs realisiert wird, dem 3,5 Kilometer langen Dreilindentunnel, der vom Durchgangsbahnhof bis nach Ebikon führen wird sowie dem rund 1,8 Kilometer langen Neustadttunnel, der die Anbindung an die SBB-Linie Richtung Bern / Basel bildet.
Der Dreilindentunnel wird auf den ersten 400 Metern den
Vierwaldstättersee im Raum des Luzerner Seebeckens unterqueren. Um vor diesem
Hintergrund einen Einblick in die Beschaffenheit des Untergrundes und in seine
prähistorische Vergangenheit zu erhalten, werden die SBB und der Kanton Luzern
vom 23. August bis November 2021 den Boden des Seebeckens geologisch und
archäologisch untersuchen, wie sie in einem gemeinsamen Communiqué am Freitag
mitteilten.
Der prähistorischen Vergangenheit der Stadt auf der Spur
Die prähistorische Vergangenheit der Stadt Luzern sei grösstenteils noch unbekannt. Im März 2020 wurden erstmals Reste einer Pfahlbausiedlung im Luzerner Seegrund gefunden (baublatt berichtete). Die Kantonsarchäologie müsse daher im Rahmen der Abklärungen für das Vorprojekt nun prüfen, ob auch im Bereich der geplanten Baugruben mit Resten prähistorischer Vorgängersiedlungen der heutigen Stadt zu rechnen sei, heisst es in der Mitteilung.
Die archäologischen Untersuchungen werden vom 23. August bis zum 17. September stattfinden. Mitarbeiter der Unterwasserarchäologie Zürich (UWA), der Universität Kopenhagen und der Universität Bern untersuchen dann unter der Leitung der Luzerner Kantonsarchäologie mittels Akustikmessungen mit Sonar und Kernbohrungen das Seebecken. Die Kernbohrungen übernimmt laut Mitteilung die Paläoökologische Abteilung der Universität Bern.
Akustikmessungen mit Sonar und Kernbohrungen
Die Bohrungen sollen dabei helfen, die Lage und Grösse möglicher Siedlungsschichten zu ermitteln. Die Bohrtiefen bewegen sich zwischen drei bis fünf Metern, der Durchmesser des Kerns beträgt rund drei Zentimeter. Die Bohrkerne werden unter anderem auf Reste von Kultur- und Nutzpflanzen untersucht. Die eingelagerten Pflanzenreste werden dann mit der Radiokarbonmethode datiert, um das Alter der Ablagerungen zu bestimmen. Damit könnten wertvolle Hinweise auf Umwelt und Siedlungstätigkeit in prähistorischer Zeit gewonnen werden.
Quelle: Kibag AG
Beim Aushub eines Leitungsgrabens beim Vierwaldstättersees kamen bereits 2020 zahlreiche Pfähle einer bronzezeitlichen Pfahlbausiedlung ans Tageslicht.
Die Universität Kopenhagen werde wiederum mit Sonaren den Seegrund scannen. Die speziell für diesen Zweck entwickelten Geräte erlauben es laut Mitteilung, durch den abgelagerten Schlick und dichten Pflanzenbewuchs hindurch beispielsweise die Pfahlfelder prähistorischer Siedlungen zu registrieren. Dabei handle es sich um eine nicht invasive Untersuchung. Abhängig von den Untersuchungsresultaten würden im Winter 2021/2022 zudem ergänzende Tauchgänge stattfinden.
Erkenntnisse zum Untergrund für Tunnelbauwerke
Als Grundlage für die Planung wird die SBB von September bis November 2021 zudem verschiedene Sondierungen entlang der geplanten Linienführung vornehmen – sowohl im Seebecken als auch auf städtischem Grund. Die Untersuchungen bestehen unter anderem aus Bohrungen mit einem Durchmesser von rund 20 Zentimetern und einer Tiefe von bis zu 70 Metern und sollen wichtige Erkenntnisse zur Beschaffenheit des Untergrundes im Bereich der Tunnelbauwerke liefern.
Der Durchgangsbahnhof ist ein Jahrhundertprojekt für die Zentralschweiz. Im Juni 2019 stimmte das eidgenössische Parlament dem Ausbauschritt 2035 für die Bahninfrastruktur zu und sprach für die weitere Projektierung des Ausbaus bis und mit Bau- und Auflageprojekt 85 Millionen Franken. Damit konnte die Projektierung inklusive Auflageprojekt für das Vorhaben ohne Unterbruch erfolgen. Über die definitive Realisierung entscheidet das eidgenössische Parlament 2026 im nächsten Ausbauschritt. (mgt/pb)
Quelle: PD
Der neue Durchgangsbahnhof soll den bisherigen Bahnhof Luzern entlasten und das Reiseangebot in der Zentralschweiz verbessern.