SBB: Industrieplan für neues Werk in Bellinzona
Es soll das „modernste und effizienteste“ Werk Europas werden: Die SBB stellten den Industrieplan für das neue SBB-Werk offiziell in Bellinzona vor. Die SBB, der Kanton Tessin und die Stadt Bellinzona investieren 360 Millionen Franken in das Projekt. – Die Eröffnung ist für 2026 vorgesehen.
Dank seiner Effizienz, Qualität und Leistung werde es nicht nur die SBB, sondern auch den Kanton Tessin und die Stadt Bellinzona in den Fokus rücken, heisst es in der Mitteilung von heute Mittwoch. Zudem unterzeichneten die SBB gemeinsam mit der Stadt Bellinzona und den Kantonsbehörden die Umsetzungsvereinbarung für die Stadtentwicklung.
Bis zu 5500 Meter Gleis und 25 Weichen
Laut der aktuellen Projektierungsphase ist das neue SBB-Werk rund einen Drittel grösser als das heutige, es umfasst eine Maximalfläche von rund 145‘000 Quadratmetern und erstreckt sich von Norden nach Süden über eine Länge von über einem Kilometer. Zur Nutzfläche von rund 50‘000 Quadratmetern gehört eine Werkhalle, die drei 250-Meter-Gleise für die über 200 Meter langen Flirt- und Giruno-Züge beherbergt. Für Projekte sind 6500 Quadratmeter, für die Komponentenbearbeitung über 8000 Quadratmeter und für die Logistik rund 8500 Quadratmeter Fläche eingeplant. Insgesamt seien bis zu 5500 Meter Gleis und 25 Weichen möglich, heisst es in der Medienmitteilung der SBB. Weil sich das Projekt noch in der Studienphase befindet, dürfte es noch Änderungen am Projekt geben.
Digitalisierung und Automatisierung
Läuft alles nach Plan kann das neue Werk 2026 mit 200 bis 230 Vollzeitstellen den Betrieb aufnehmen. Wie SBB-Sprecher Patrick Walser erklärte, könnte diese Zahl auch ansteigen. Bisher waren in den SBB-Werken in Bellinzona und Biasca insgesamt 350 Angestellte in Vollzeitstellen beschäftigt. Sie sollen im neuen Werk unter einem Dach arbeiten. Entlassungen seien keine vorgesehen, da es zu Pensionierungen und Frühpensionierungen komme, so Walser.
Die im neuen Werk geplanten Leistungen stützen sich auf die Digitalisierung und die Automatisierung. Sie sind auf die 29 neuen Giruno-Triebzüge, die ab Dezember 2019 schrittweise auf der Nord-Süd-Achse eingeführt werden, die 50 TILO-Züge, die 19 ETR 610 sowie diverse alte und neue Lokomotiven ausgerichtet. Wie die SBB weiter mitteilen werden die Lokomotiven der alten Generation noch bis 2035 unterhalten und danach endgültig verschrottet. Da die Anlage modular und somit flexibel sei, könne sie auch andere Rollmaterialtypen aufnehmen und sei somit auch für Drittmärkte geöffnet.
Initiative „Giù le mani dalle officine“
Das neue SBB-Werk hatte im Südkanton Diskussionen gesorgt. Die Volksinitiative „Giù le mani dalle officine“ („Hände weg von den Werkstätten“) wollte die alten Werkstätten in Bellinzona mit 400 Arbeitsplätzen retten. Der Initiative war kein Erfolg beschieden: Sie scheiterte im Mai jedoch an einem Nein-Stimmenanteil von 65,3 Prozent. - Das Volksbegehren war bereits 2010 eingereicht worden, nachdem zwei Jahre zuvor ein mehrwöchiger Streik gegen die Schliessung der SBB-Werkstätten in Bellinzona landesweit für Aufsehen gesorgt hatte.
Die Initiative wurde allerdings erst 2016 wieder aufgenommen. Die Initianten sahen im Volksbegehren die einzige mögliche Alternative zu dem geplanten Neubau der SBB in Castione bei Bellinzona. (sda/mgt/mai)