Rutschung Brienz: 40 Millionen Franken für Entwässerungsstollen beantragt
Das Bündner Bergdorf Brienz gleitet seit Jahren talwärts. Erste Erkenntnisse aus einem für Untersuchungen ausgebrochenen Sondierstollen zeigen nun, dass die Rutschung durch eine Reduktion der Wasserdrücke verlangsamt werden könnte.
Quelle: zvg
Sondierstollen unter der Rutschung Brienz während der Bauarbeiten.
Das Dorf Brienz/Brinzauls in der Gemeinde Albula/Alvra liegt auf einer grossen Rutschung, die sich auf über 1000 Höhenmeter erstreckt und vom Brienzer Maiensässgebiet bis hinunter an die Albula reicht. Aufgrund der seit Anfang des 21. Jahrhunderts zunehmenden Geländedeformationen wird die «Rutschung Brienz» seit 2009 systematisch überwacht und ein Frühwarndienst betrieben.
Schäden an Gebäuden und Infrastruktur
In den letzten knapp 15 Jahren hat sich die Rutschung stark beschleunigt. Aktuell werden im Dorf Bewegungsraten von rund 135 Zentimetern pro Jahr gemessen. Entsprechend nehmen auch die Schäden an Gebäuden und an der Infrastruktur stark zu. Aufgrund der Bewegungsraten wird die Rutschung seit mehreren Jahren intensiv untersucht. Ziel dieser Untersuchungen ist es, die Grundlagen zur Realisierung eines Entwässerungstollens zu erarbeiten.
Im Laufe dieser Untersuchungen verdichteten sich die Hinweise, dass erhöhte Wasserdrücke für die grossen Bewegungen verantwortlich sind, wie es in einer Mitteilung des Kantons von Donnerstag heisst. Erhöhte Wasserdrücke im Untergrund seien weltweit bei verschiedenen Rutschungen ähnlicher Grösse und Disposition als Ursache für die Bewegungen identifiziert worden, heisst es. Eine Reduktion dieser Wasserdrücke hatte dort durchwegs eine Abnahme der Bewegungen zur Folge.
Quelle: gartmann.biz flickr CC BY-NC 2.0 / (c) CSD Ingenieure - Kurt Winkler
Das talwärts rutschende Dorf Brienz/Brinzauls in der Gemeinde Albula/Alvra (GR) wird von einem Bergsturz bedroht.
Entwässerung soll Wasserdrücke reduzieren
Zu den bisherigen Untersuchungen gehört auch der Ausbruch eines Sondierstollens unter dem Dorf, mit welchem die Wirkung einer allfälligen Entwässerung und damit die Beeinflussung der Wasserdrücke untersucht werden. Erste Erkenntnisse im Stollen unter dem westlichen Teil der Rutschung zeigen laut Kanton nun, dass die Wasserdrücke tatsächlich reduziert und die Rutschung auf diese Weise verlangsamt werden kann.
Die Untersuchungen im Sondierstollen seien aktuell zwar noch am Laufen. Es habe sich aber bereits bestätigt, dass ein Entwässerungsstollen Chancen biete, die Rutschung Brienz nachhaltig zu sanieren, heisst es in der Mitteilung. Damit sollen weitere grössere Schäden an Infrastruktur und eine allfällig nötig werdende Umsiedlung der Dorfgemeinschaft vermieden werden.
40 Millionen für Entwässerungsstollen
Die Regierung beantragt dem Grossen Rat vor diesem Hintergrund nun einen Verpflichtungskredit von 40 Millionen Franken zur Realisierung eines definitiven Entwässerungsstollens. Dieser soll insbesondere der Abwehr von noch grösseren Schäden, Nachteilen und Kosten dienen. Der Verpflichtungskredit wird voraussichtlich in der Dezembersession des Grossen Rats behandelt. (mgt/pb)
Quelle: Bundesamt für Landestopografie
Eine Grafik zeigt den Verlauf des 635 Meter langen Sondierstollens unter dem Dorf.
Quelle: Orlando Mugwyler, Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0
Wenn die Rutschung nicht aufgehalten werden kann, muss das Dorf Brienz umgesiedelt werden.