15:11 BAUPROJEKTE

Rosengartentunnel in Zürich nimmt erste Hürde

Teaserbild-Quelle: Google Maps, Screenshot

Der geplante Rosengartentunnel in Zürich hat heute eine erste Hürde genommen: Der Kantonsrat hat das Eintreten auf die umstrittene Vorlage beschlossen. Allerdings heisst dies nur, dass sie bei der nächsten Sitzung im Detail behandelt wird. Die Gegner kündigen bereits an, die Vorlage vors Volk zu bringen.

Rosengartenstrasse, Google Maps, Screenshot

Quelle: Google Maps, Screenshot

Stark befahrene Verkehrsader: die Rosengartenstrasse oberhalb des Escher-Wyss-Platzes in Zürich.

Sie gilt als eine der hässlichsten Strassen in Zürich: die stark befahrene Rosengartenstrasse oberhalb des Escher-Wyss-Platzes. 1972 als Provisorium der Westtangente in Betrieb genommen worden ist sie mittlerweile zur Dauerlösung avanciert. Heute verkehren hier täglich mehr als 50'000 Fahrzeugen. Doch nun soll die angespannte Situation entschärft werden: Der Verkehr soll durch einen neuen Tunnel mit drei Spuren geführt werden, von welchen die mittlere für Unterhalts- und Rettungseinsätze reserviert würde. Zudem soll auf der Rosengartenstrasse dereinst ein Tram unterwegs sein. Mit dem Projekt bliebe die Kapazität des Autorverkehrs erhalten.

Diese Pläne sorgten heute Montag im Kantonsrat wie selten vergleichbare für Diskussionen: Nach knapp vier Stunden hat er beschlossen auf das Projekt einzutreten – es geht dabei um 1,1 Milliarden Franken. Der Kanton rechnet aber damit, dass sich der Bund und die Stadt Zürich daran beteiligen. Fertig wäre das Generationenprojekt dann im Jahr 2032. Ob es so weit kommt ist aber fraglich, denn das letzte Wort dürfte das Stimmvolk haben. Denn die Gegner von linker und grüner Seite wollen die Vorlage vor den Souverän bringen, sollte der Kantonsrat sie in der aktuellen Form gutheissen.

Linke und Grüne befürchten mehr Verkehr

Der Entscheid, im Detail über die Vorlage zu sprechen, ist mit 106 zu 61 Stimmen gefallen. Für ein Eintreten auf den Rosengartentunnel und das Tram durch die Rosengartenstrasse stimmten SVP, FDP, EDU, EVP und CVP. So erachtet Regierungsrätin Carmen Walker Späh (FDP) den Rosengartentunnel in der Stadt Zürich schlicht "eines der bedeutendsten Projekte, die den Kanton derzeit umtreiben". Die Rosengartenstrasse in ihrem heutigen Zustand zu belassen, sei keine Option, so Späh. "Der Verkehr fliesst nicht, Autofahrer sind genervt, das Quartier ist zweigeteilt und die Anwohner verstehen im Treppenhaus ihr eigenes Wort nicht." Die Strasse sei heute landesweit ein Sinnbild für verfehlte Verkehrspolitik.

Gegen das Milliardenprojekt stimmten Grüne, GLP, AL, BDP und eine Mehrheit der SP. Die Detailberatung findet aus Zeitgründen erst in der kommenden Woche statt. Grüne und VCS kündigten bereits das Referendum an, weil sie fürchten, dass das Tunnelprojekt die angespannte Lage nicht beruhigt, sondern lediglich mehr Autoverkehr zur Folge hat. So wirft etwa VCS-Geschäftsführerin Gabi Petri (Grüne, Zürich) den Bürgerlichen vor, ein autofreundliches Tunnelprojekt einfach hinter einem Tram zu verstecken. Dieses Tram sei "banales, bürgerliches Greenwashing". Derweil lehnt die GLP das Projekt vor allem aus Kostengründen ab: Man dürfe nicht vergessen, dass es auf dem restlichen Kantonsgebiet noch 700 Kilometer Staatsstrassen gebe, die lärmsaniert werden müssten, sagte Thomas Wirth (GLP, Hombrechtikon). Mit 1,1 Milliarden Franken könne man doch viel mehr Leuten helfen als mit einem „Quartierparadies auf ein paar wenigen hundert Metern“. (mai/Material der sda)

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