Denkmalpflegekommissionen lehnen Ratshaus-Umbau in Zürich ab
Der Umbau des historischen Zürcher Rathauses verzögert sich: Die zuständigen Denkmalpflegekommissionen haben sich gegen das vorgesehene Projekt ausgesprochen – der Kanton will die Schutzwürdigkeit nun überprüfen lassen, wie er am Mittwoch mitteilte.
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Der Umbau des historischen Rathauses in der Stadt Zürich verzögert sich.
Das Rathaus gilt als baukünstlerisch ausserordentlich wertvoll. Doch für einen modernen Ratsbetrieb eignet sich das zwischen 1694 und 1698 erstellte Gebäude nicht mehr. Der Zürcher Kantons- und der Regierungsrat beabsichtigten deshalb, dies mit einem Umbau zu ändern.
So sollte insbesondere der enge Ratssaal im ersten Obergeschoss aufgegeben werden. Debattiert werden sollte nach den Bauarbeiten stattdessen in einem neuen, grösseren Raum im zweiten Obergeschoss unter dem Dach.
Gegen diese Pläne haben sich nun sowohl die kantonale als auch die eidgenössische Denkmalpflegekommission ausgesprochen: Die Veränderungen würden den Zeugniswert und die Authentizität des Rathauses empfindlich schmälern und zu einer schwerwiegenden Beeinträchtigung des Denkmals führen, heisst es in deren Gutachten.
«Unmissverständliche Einschätzungen»
Dies seien «unmissverständliche Einschätzungen», halten der Kantons- und Regierungsrat in ihrer gemeinsamen Mitteilung vom Mittwoch fest. Der Umbau ist für sie deswegen aber noch nicht vom Tisch. Sie wollen aufgrund einer Abwägung von Schutzinteresse und Nutzungsinteresse den Schutzumfang für das Gebäude festsetzen und ihn gegebenenfalls auch juristisch überprüfen lassen.
Damit soll für das geplante Instandsetzungsprojekt die notwendige Rechtssicherheit geschaffen werden. Dieses Vorgehen benötige aber mehr Zeit als gedacht, heisst es in der Mitteilung. Das Zürcher Rathaus könne deshalb nicht wie geplant in den Jahren 2025 und 2026 saniert und umgebaut werden.
Der Zürcher Kantonsrat und das Stadtparlament benutzen das historische Gebäude an der Limmat seit der Pandemie nicht mehr. Wegen der beengten Raumverhältnisse wichen sie zunächst ins Exil in die Oerliker Messehallen aus. Angesichts der bevorstehenden Sanierung des Rathauses zogen sie daraufhin in ein Provisorium in der Bullingerkirche um. Dort werden sie nun länger bleiben.
EVP fordert Marschhalt
In einer Machbarkeitsstudie wurden 2021 zwei Szenarien für das Umbauprojekt untersucht. Eine sah eine Optimierung des Ratssaals an heutiger Stelle mit komplett neuer Bestuhlung vor, die andere den von Kantons- und Regierungsrat bevorzugten Neubau mit mehr Platz im zweiten Obergeschoss. Das Hochbauamt bereitete auf dieser Basis 2022 einen Projektwettbewerb im selektiven Verfahren vor.
Wegen der geplanten Eingriffe in die Bausubstanz des Rathauses, das unter dem Schutz des Bundes steht und als Schutzobjekt von kantonaler Bedeutung im kantonalen Inventar geführt wird, mussten im Zuge des Planungsprozesses Gutachten der Denkmalpflegekommissionen eingeholt werden. Aufgrund der neuen Ausgangslage wurde der Prozess dann im Sommer 2023 unterbrochen.
Die EVP des Kantons Zürich ruft in einer Medienmitteilung zu einem Marschhalt auf: Die bestehenden Mängel könnten im historischen Gebäude kaum behoben werden – das Rathaus soll nur minimal saniert und für Ausstellungen oder Repräsentationszwecke genutzt werden. Für Kantons- und Stadtparlament sollen neue Lösungen gesucht werden, fordert die EVP. (pb/mgt/sda)