Vetschpartner Landschaftsarchitekten: Lewa-Savanne und Gartenkunst
Auge in Auge mit Nashorn und Giraffe in der Lewa-Savanne des Zürcher Zoos: Trotz nahegelegenem Wald wähnt man sich hier in Afrika. Die Anlage ist ein Projekt der Vetschpartner Landschaftsarchitekten, in ihrer aktuellen Publikation berichten sie über die Entstehung.
In der Schweiz liegt die afrikanische Savanne vor der Haustüre oder vielmehr befindet sich ein Stück davon im Zoo Zürich: Giraffen recken ihre Hälse in den Himmel, dahinter erspäht man einen imposanten Baobab-Baum. Nashörner liegen auf dem sandigen Grund. Nackmulle wuseln durch ihren Bau und Strausse rennen über eine Wiese. Und zwischen den kugeligen, nachgebildeten Kopjefelsen führt ein gewundener Weg zu den Hyänen, die ebenfalls hier wohnen. Auch wenn Baobab und Gestein künstlich sind, ein als Aussichtspunkt inszenierter Bus sowie das kleine Schulhaus und der Buschflugplatz Kulisse – die Illusion ist beinahe perfekt. Lediglich der mitteleuropäische Wald in der Ferne macht bewusst, dass man eigentlich auf dem Zürichberg unterwegs ist.
„Wo früher in Gebäuden und Gehege Tiere zur Schau gestellt wurden, werden Zoobesuchern in Zürich heute im Sinne des Artenschutzes Lebensräume – und damit Landschaften – präsentiert“, schreiben Vetschpartner Landschaftsarchitekten in ihrer diesjährigen Publikation über die Lewa-Savanne. In einem handlichen Band präsentieren sie alljährlich ein besonderes Projekt. Als ein „Making of“ der Lewa-Savanne gedacht enthält das Büchlein nebst prägnanten Hintergrundinformationen zum Projekt auch Erklärungen Entwurfsprozess und Gestaltung. Illustriert wird dies mit zahlreichen Fotos von der Anlage und von ihrer Entstehung sowie mit Plänen. Sie dürfte die baulich wohl komplexeste Anlage des Zoos sein und macht einen Fünftel seiner gesamten Fläche aus.
Eine Kuhweide im Wandel
Ihre Basis für die Lewa-Savanne lieferte der „Masterplan 2020“ von 1992 oder vielmehr der Leitplan für die Entwicklung des Zoos. Auf der begrenzten Fläche am Zürichberg ist laut den Architekten die Kuhweide zur Savanne geworden. „Und wir tauchen ein, ohne zu merken, wie uns geschieht. Das ist Landschaftsarchitektur“, schreiben sie. So steckt hinter der exotisch anmutenden Landschaft viel – allerdings beinahe unsichtbare – Bau- und Ingenieurskunst. So verschwinden die Stallungen unter künstlichen Felsen, so sind Sicherheitszäune so angelegt, dass sie zwar nicht als solche erkennbar sind, aber der Stosskraft von Nashörnern standhalten können. Derweil verschmelzen die insgesamt 28 Futterstellen, die digital gesteuert werden können, mit der Landschaft.
Die vielfältigen Anforderungen, die das Projekt stellte,
meisterten Vetschpartner, indem sie sich von einer Jahrhunderte alten Tradition
inspirieren liessen, der Gartenkunst des 18. Jahrhunderts: „A-has und
Staffagebauten, Dichte und Weite, Perspektive, Dramaturgie und Choreographie. Erstaunlicherweise
waren es die alten Kunstgriffe des englischen Landschaftsgartens, die
ermöglichten, die widersprüchliche Anforderungsliste zu meistern und in eine
überzeugende Form zu fassen.“ (mai)
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