Projekte in den Kantonen Basel-Stadt und Baselland: Neues Leben für alte Stahlbrücke
Der «Zolli» in Basel will in den nächsten 25 Jahren um 20 Prozent wachsen, das Lonza-Hochhaus erhält Gesellschaft und in Münchenstein BL erhält eine historische Stahlfachwerkbrücke ein zweites Leben. Aktuelle Projekte in Basel-Stadt und Baselland.
Quelle: Zoo Basel
Visualisierung: Auf der Schutzmatte soll eine afrikanische Savanne und «ein Stück Meeresküste» Platz finden.
Eine Savanne und ein Tropengürtel für den «Zolli»
Basel – Der «Zolli» in Basel hegt in den nächsten 25 Jahren grosse Ausbaupläne. Der kürzlich vorgestellte Masterplan 2049 sieht neue Themenwelten und die Weiterentwicklung bestehender Bereiche vor. Im Norden des Zoos soll anstelle des heutigen Parkplatzes eine Tropenanlage mit Kuppelbauten erstellt werden. Diese stellen den Artenreichtum des Tropengürtels dar und werden Manatis, Gangesgaviale sowie Korallen ein Zuhause bieten. Auf der südlichen Schutzmatte ist eine eine Savannenlandschaft für Giraffen, Flusspferde und Zebras geplant. Teil davon soll auch eine Meeresküste für Brillenpinguine und Seebären sein. Darüber hinaus wird der angrenzende Sautergarten um eine Voliere ergänzt sowie die bestehende Seemöwenanlage umgenutzt und den Malaienbären zur Verfügung gestellt.
Auch Umbauten sind vorgesehen. So soll der untere Bereich des Zoos mit dem Kinderzolli umgestaltet und den Waldbewohnern gewidmet sein. Auch Infrastrukturmassnahmen sind im Masterplan vorgesehen, darunter ein neues Parkhaus unter dem Erdbeergraben. Weiter sollen Verwaltungsgebäude verlegt und das Betriebsgebäude an der Oberwilerstrasse 131 um eine Etage aufgestockt werden. Der Baustart für diese beiden Projekte soll Ende 2024 erfolgen. Weitere Tieranlagen, die bis 2028 umgesetzt werden sollen, sind jene für Kudus und kleine Antilopen sowie die Voliere für Keas. Die Umsetzung des Masterplans erfolgt in Etappen und kostet den Zolli im Schnitt rund neun Millionen Franken pro Jahr. Die Gelder will der Zoo vollumfänglich selber aufbringen.
Weitere Bauprojekte im Kanton Basel-Stadt
Quelle: Lonza
Dank den drei punktuellen Bauten bleibt der dichtgrüne Parkrand erhalten und im Kern des Areals entsteht Raum für unterschiedlich gestaltete Platzsituationen sowie Grün- und Wiesenflächen mit Baumbepflanzungen.
Das Lonza-Hochhaus erhält Gesellschaft
Basel – Das Lindenhofareal mit dem seit 2022 unter Denkmalschutz stehenden Lonza-Hochhaus soll sich nach Plänen der Grundeigentümerin Lonza AG in den kommenden Jahren zum Quartier öffnen – und um zwei neue Hochhäuser mit einer Mischnutzung aus Gewerbeflächen und Mietwohnungen ergänzt werden. Die Neubauten sollen dabei gleich hoch wie das von 1960 bis 1962 nach Entwürfen des Architekturbüros gebaut Lonza-Hochhaus werden, das mit seinen 68 Metern einst das höchste Gebäude der Stadt Basel war. Neben dem 60er-Jahre-Bau bleibt auch der grüne Parkrand erhalten. Dieser soll mit zusätzlichen Bauten ergänzt und hinsichtlich Biodiversität und Klimverträglichkeit aufgewertet werden.
Vorgesehen ist ein öffentlicher Begegnungsraum, der die umliegenden Strassen und die Grünanlagen Rosenfeld- und Christoph-Merian-Park ergänzen wird. Die zwei neuen Hochhäuser sollen Büroflächen für 700 Arbeitsplätze und 200 Wohnungen beinhalten, davon 25 Prozent preisgünstiger Wohnraum. Letzteres hatte die vorberatende Bau- und Raumplanungskommission im Rahmen des Bebauungsplans bei Verhandlungen mit der Bauherrin vereinbart. Der Grosse Rat hat den Bebauungsplan im Juni genehmigt. Realisiert wird das Projekt nach dem Entwurf «Lindenhof» des Architekturbüros Miller & Maranta, das den Studienauftrag gewonnen hat. Auf Basis des Bebauungsplans wird aktuell ein konkretes Projekt ausgearbeitet. Das Siegerprojekt des Studienauftrages sowie der weitere Zeitplan für die Entwicklung auf dem Lindenhofareal werden am 16. November der Öffentlichkeit präsentiert.
Weitere Bauprojekte im Kanton Basel-Stadt
Quelle: SBB CFF FFS
Visualisierung der Wohn- und Gewerbebauten auf dem Baufeld 2 des Volta-Nord-Areals.
Wohnraum für Tausende und zwei Parks
Basel – Mit der Entwicklung «VoltaNord» wird das Wohnquartier St. Johann in Basel nach Norden erweitert. In Etappen entstehen auf dem Areal bis zu 2500 Arbeitsplätze, Wohnraum für bis zu 2000 Personen und neue Grünflächen. An der Entwicklung beteiligen sich der Kanton Basel-Stadt, diverse Wohnbaugenossenschaften und die SBB. Die Planung startete 2011. Inzwischen ist das Projekt vorangeschritten. Der Kanton baut auf dem «Baufeld 5» 140 preisgünstige Wohnungen. Im Mai hat er zudem die Flächen auf dem «Baufeld 4» im Baurecht an drei gemeinnützige Wohnbauträger abgegeben, die darauf 200 Wohnungen erstellen.
Die neuste Entwicklung im Grossprojekt fand Ende September mit der Grundsteinlegung auf dem 19 000 Quadratmeter grossen «Baufeld 2» statt. Hier realisiert die SBB mehrere gemischt genutzte Gebäude mit Wohn- und Gewerbeflächen. In Zusammenarbeit mit den Wohnbaugenossenschaften WGN und Jurablick entstehen im Teilbereich 2.2 rund 90 gemeinnützige Wohnungen. In den Bereichen 2.1 und 2.3 sind zwei weitere Wohnbauten mit rund 100 Wohnungen geplant und auf dem Bereich 2.4 soll ein Gewerbebau entstehen. Alle Gebäude auf dem «Baufeld 2» sollen 2026, respektive 2027 in Betrieb genommen werden. Finanziert werden diese grösstenteils von den SBB.
Weitere Bauprojekte im Kanton Basel-Stadt
Quelle: Burckhardt Architektur, Visualisierung: Ponnie Images
Visualisierung: So soll der Ersatzneubau der KV Basel am Aeschengraben 15 dereinst aussehen.
30er-Jahre-Bau soll Neubau weichen
Basel – Seit 1938 befindet sich der KV Basel am Aeschengraben in Basel und vereint diverse kaufmännische Ausbildungsangebote unter einem Dach. Inzwischen haben sich die Berufsbilder der nachgefragten Ausbildung aber stark verändert. Durch die zunehmend digitalisierten Arbeitswelten sind neue Kompetenzen gefragt. Und auch die Schulgebäude müssen laut dem Kaufmännischen Verband Basel mit den veränderten Unterrichtsformen Schritt halten. Deshalb soll das Gebäude am Aeschengraben 15, das im Besitz des Verbands ist, einem Neubau weichen. Die Raumkonzeption des alten Baus stamme noch aus der Zeit des Frontalunterrichts. Zudem sei der 30er-Jahre-Bau im Laufe der Jahrzehnte in Teilen zurückgebaut, überformt und um zusätzliches Volumen ergänzt worden.
Eine Anpassung an heutige Anforderungen ist laut dem Verband mit dem bestehenden Gebäude nicht zufriedenstellend machbar. Deshalb soll ein Neubau nach SNBS-Standard gebaut werden, der mit Burckhardt Architektur entwickelt wurde. Die räumlichen Bezüge sollen eine flexible Gestaltung der Ausbildung unterstützen. Im Erdgeschoss sind ein Bistro, eine Aula sowie Sitzungs- und Unterrichtszimmer vorgesehen. Auch eine Turnhalle gehört zum Projekt. Finanziert wird der neue Bau durch den Kaufmännischen Verband Basel. Angaben zum Baustart oder den Kosten machte der Verband nicht.
Weitere Bauprojekte im Kanton Basel-Stadt
Quelle: Buchner Bründler Architekten / bbarc.ch
So sollen die beiden Wohntürme an der Horburgstrasse in Basel dereinst aussehen.
Gordischer Knoten bei Überbauung
Basel – Die CSA Real Estate Switzerland, eine Anlagegruppe der Credit Suisse Anlagestiftung, möchte an der Horburgstrasse im Unteren Kleinbasel die Wohnsiedlung «Horburg-Dreirosen», die 1947/48 vom Chemieunternehmen Ciba für ihre Angestellten gebaut wurde, durch einen Neubau ergänzen. Die Siedlung besteht aus vier Wohnhäusern und umfasst heute insgesamt 160 Wohnungen, eine Werkstatt, eine Kindertagesstätte sowie einen Kindergarten. Seit 2011 ist sie im Inventar der schützenswerten Bauten des Kantons gelistet. Aus einem Ideenwettbewerb war 2017 der Vorschlag «Une petite arcadie» der Buchner Bründler Architekten aus Basel als Sieger hervorgegangen (Visualisierung oben). Der Entwurf sieht einen Ergänzungsbau vor, der aus zwei unterschiedlich hohen Wohntürmen besteht. Einer davon soll 70 Meter hoch werden. Das Projekt, respektive der Bebauungsplan wurde aber mit zahlreichen Einsprachen aus dem Quartier und weitgehenden Änderungswünschen eingedeckt.
Auch die Basler Politik beschäftigt sich schon länger mit den Überbauungsplänen. So hatte etwa die vorberatende Bau- und Raumplanungskommission des Grossen Rates verbindliche Anteile von günstigen Wohnungen und ökologische Bedingungen in den Bebauungsplan gepackt. Diese gingen der Eigentümerschaft aber zum Teil zu weit – die Anlagestiftung machte sich Gedanken über den Verkauf des Areals. Aufgrund der verfahrenen Situation wies der Grosse Rat im Dezember 2023 den Bebauungsplan für das Areal «Horburg Dreirosen» schliesslich einstimmig an die Regierung zurück. Im Oktober hat es nun wieder Bewegung im Vorhaben gegeben: Die Basler Regierung muss gegen ihren Willen einen Kauf des Areals Horburg prüfen, nachdem der Grosse Rat einen entsprechenden Vorstoss überwiesen hat. Damit soll der «gordische Knoten» im Überbauungsprojekt zerschlagen werden. Zwar wird die Regierung mit dem Vorstoss nicht zu einem Kauf gezwungen, sie muss sich aber gedanklich damit befassen und ihre Überlegungen mit dem Parlament teilen.
Weitere Bauprojekte im Kanton Basel-Stadt
Quelle: Herzog & de Meuron
Dreispitz Nord schliesst direkt an das benachbarte Gundeli an. (Visualisierung)
Ein neues grünes Stadtquartier
Münchenstein / Stadt Basel – Mit rund 50 Hektaren ist der Dreispitz das grösste geschlossene Gewerbe- und Dienstleistungsgebiet von Basel, es liegt teils auf Boden der Stadt und teils auf dem Grund der Gemeinde Münchenstein BL. Das Areal beherbergt heute das Einkaufszentrum «MParc», eine Obi-Filiale sowie weitere Gewerbe. Mit dem Projekt Dreispitz Nord soll hier während der kommenden Jahre nach Plänen von Herzog & de Meuron ein neues Quartier entstehen mit rund 800 Wohnungen – ein Drittel davon preisgünstig in Kostenmiete – sowie Büroflächen, Cafés, Restaurants und Läden. Des Weiteren sind zwei Parkanlagen sowie begrünte Dächer vorgesehen, die den Prinzipien der Schwammstadt gerecht werden sollen. Der «MParc» und die Obi-Filiale bleiben im Zuge des Projekts erhalten.
Allerdings werden sie modernisiert, und auf dem Dach von Ersterem kommt eine neue Sekundarschule inklusive einer Turnhalle zu liegen, die dereinst von 600 Schülerinnen und Schülern besucht wird. Die im Projekt vorgesehenen Wohnungen werden in drei Hochhäusern Platz finden, die 124, 138 und 151 Meter in den Himmel ragen sollen. Der Bebauungsplan für das Projekt, hinter dem die Christoph Merian Stiftung, die Genossenschaft Migros Basel und der Kanton Basel-Stadt stehen, lag im vergangenen April öffentlich auf. Der Regierungsrat wird den Bebauungsplan voraussichtlich noch in diesem Jahr dem Grossen Rat überweisen. Mit einem Grossratsbeschluss ist im Jahr 2025 zu rechnen. Bis die Bagger auffahren, dürfte es aber noch dauern: Wie Projektleiter Marc Février gegenüber der Basler-Zeitung sagte, wäre eine Projektierung idealerweise ab 2026 möglich und der Baustart ab 2028 «realistisch».
Weitere Bauprojekte im Kanton Baselland
Quelle: SBB CFF FFS
Das Foto vom April 2020 zeigt im Vordergrund die untere Birsbrücke in Richtung Basel gesehen. Dahinter liegt die zweite Brücke, die obere Birsbrücke.
Neues Leben für alte Stahlfachwerkbrücke
Münchenstein – Die Birsbrücken bei Münchenstein haben das Ende ihrer Lebensdauer erreicht. Die SBB ersetzen die Stahlfachwerkbrücken aktuell deshalb durch zwei neue 52 Meter lange Übergange. Seit April sind die Bauarbeiten, die im September 2023 wegen eines nachträglich geänderten Bauverfahrens unterbrochen werden mussten, wieder im Gange. Bereits ersetzt und verschrottet wurde die obere Brücke von 1909. Die untere Brücke wird im Februar 2025 ersetzt, allerdings landet diese nicht in der Schrottpresse: Die Baselbieter Regierung sprach sich kürzlich dafür aus, sie künftig als Fussgänger- und Velobrücke zu nutzen. Den Erhalt begründet sie neben umweltschützerischen Aspekten mit der historischen Bedeutung. So zähle das Bauwerk gemeinsam mit der Frenkenbrücke in Liestal (1854), dem Viadukt in Rümlingen (1856) und der Birsbrücke in Liesberg (1892) zu den ältesten grossen Eisenbahnbrücken im Kanton.
Weiter sei die authentisch erhaltene Gitterträgerkonstruktion eine für die Entstehungszeit typische und übliche Bauweise, was sie zu einem überregional, allenfalls national bedeutsamen, schützens- und erhaltenswerten Bauwerk mache. Darüber hinaus ist das Bauwerk auch eine Zeitzeugin des schwersten Eisenbahnunglücks der Schweiz: Die Brücke folgte auf jene aus dem Büro von Gustave Eiffel, die 1891 unter der Last von Waggons zusammengebrochen war – 73 Personen verloren ihr Leben. Ausgelöst durch den Brückeneinsturz erliess der Bundesrat dann erstmals eine Baunorm für Tragwerke, die bei der Nachfolgebrücke zum Tragen kam. Wo genau die Stahlfachwerkbrücke künftig hinkommt, ist noch unklar. Nach ihrem Rückbau wird sie erstmal auf einen Zwischenlagerplatz gebracht. Laut Regierungsrat wäre aber eine Verwendung im Raum Münchenstein-Aesch denkbar, wo diverse Fussgänger- und Velobrücken in Planung sind. Auch soll das Baselbieter Tiefbauamt eine Wiederverwendung bei Brückenprojekten prioritär prüfen.
www.muenchenstein.ch – news.sbb.ch
Weitere Bauprojekte im Kanton Baselland