13:42 BAUPROJEKTE

Planungs- und Baumängel: Kritik an Sanierung der St. Jakobshalle in Basel

Teaserbild-Quelle: Hallo Halle - Eigenes Werk wikimedia CC BY-SA 4.0 DEED

Massive Kostenüberschreitungen und gravierende Baumängel: Mit der Geschäftsprüfungs- und der Finanzkommission üben in einem Spezialbericht zwei Oberaufsichtsgremien des Basler Grossen Rats scharfe Kritik am Sanierungsprojekt der St. Jakobshalle.

St. Jakobshalle in Basel

Quelle: Hallo Halle - Eigenes Werk wikimedia CC BY-SA 4.0 DEED

Blick auf die St. Jakobshalle in Basel: Der 1975 erbaute Hallenkomplex wurde zwischen 2016 und 2018 saniert und modernisiert.

Statt 105 Millionen, wie 2015 berechnet, beliefen sich die Kosten für die Sanierung und Modernisierung der 1975 erbauten St. Jakobshalle auf «stattliche» 141 Millionen Franken. Diese lagen damit ein gutes Drittel über den ursprünglich veranschlagten Kosten.

Und der Peak dürfte noch nicht erreicht sein, wie Vertreter der beiden Gremien am Montag an einer Medienkonferenz sagten. Denn die Halle entspreche auch nach wiederholten Nachbesserungen noch immer nicht den angestrebten Bedürfnissen. Sie könne somit auch nicht mit der Konkurrenz, etwa in Zürich und in Lausanne, mithalten. Dies zeige sich in der mageren Auslastung im laufenden Jahr. 

Unter anderem lasse die mangelhafte Belüftung nicht zu, dass innerhalb der Halle Würste gebraten und Pommes Frites zubereitet werden können. Des Weiteren verunmögliche die mangelnde Belastbarkeit der Decke die Aufhängung von genügend Scheinwerfern und sonstigen Elementen, die bei gewissen Veranstaltungen zu den Grundbedürfnissen gehören. 

Undurchsichtige Nachtragskredite und Eventabsagen

Der Spezialbericht der Kommissionen fasst eine Planungs- und Baugeschichte zusammen, die von sehr vielen Mängeln und zum Teil undurchsichtigen Nachtragskrediten geprägt war. Ein grosser Brocken darunter war der mangelnde Brandschutz, der unter anderem die kurzfristige Absage eines Grossevents und einen Nachtragskredit von rund acht Millionen Franken zur Folge hatte.

Im Nachhinein habe sich die aufgezwungene Covid-Pause als Glücksfall erwiesen, weil die Hallenbetreiber damit um weitere peinliche Absagen mit einem Reputationsschaden als Folge herumgekommen seien, sagte Tim Cuénod, Präsident der Geschäftsprüfungskommission (GPK).

Planungsmängel und Ästhetik vor Funktion

Als «gravierend» fehlerhaft wird im Spezialbericht die gesamte Planung der Sanierungsmassnahmen bezeichnet. So seien bereits in der Wettbewerbsphase die Nutzerinteressen massiv vernachlässigt und den städtebaulichen sowie ästhetischen Aspekten hintenangestellt worden.

Als Beispiel nannte Andrea Strahm von der GPK, dass aus ästhetischen Gründen eine schneeweisse Treppe ohne Handläufe eingebaut worden sei. Dies habe Unfälle von Besucherinnen und Besuchern zur Folge gehabt.

Der Grosse Rat gewähre Kredite primär für die Funktionalität und den Zweck eines Gebäudes, nicht für dessen Ästhetik, heisst es im Spezialbericht. Dass dies im Dreirollenmodell – Nutzer, Finanzen und Bau – anders gehandhabt werde, sei den Kommissionen «völlig unverständlich». Die Gremien erwarten von der Regierung «eine Umkehr dieser Priorisierung».

Mangelnde Aufsicht und Nachlässigkeit

Weiter wird im Spezialbericht auch eine allfällig ungenügende Einbindung der Leitung der St. Jakobshalle in der Bauorganisation kritisiert. In Mängellisten werde mehrfach erwähnt, dass die Leitung in Entscheide nicht einbezogen oder übergangen wurde. Installationen, die Standard wären, seien nicht realisiert worden.

Auf der anderen Seite bleibe fraglich, ob der Leitung genügend Möglichkeiten und Ressourcen zur Verfügung standen, um die Anforderungen an eine derartige Institution genügend einbringen zu können, heisst es weiter. Weiter sei festzuhalten, dass die Leitung das Architekturbuch unterschrieb, «ohne dieses vollständig und im Detail gelesen zu haben».

Damit sei ein Teil der Verantwortung klar nicht wahrgenommen worden, so die Kommissionen. Die Unterzeichnung eines projektrelevanten Dokumentes ohne vorgängige Prüfung stelle eine «grobe Nachlässigkeit» dar und schmälere Mitwirkungsmöglichkeiten. Da die Leitung der Halle direkt dem Vorsteher des ED unterstellt war, wäre es dessen Aufgabe gewesen, diese Handlungen zu kontrollieren, die Leitung zu beaufsichtigen und Ressourcen sicherzustellen.

Dreirollensystem soll überprüft werden

Die Kommissionen stellen in ihrem Bericht grundsätzlich fest, dass man sich ohne klare Vision für die Nutzung und einem lediglich vagen Bild der Marktsituation an die Sanierung gemacht habe. Im Dreirollenmodell habe stets das Hochbauamt dominiert. Der Vorsteher des Erziehungsdepartements habe dabei als Vertreter der Nutzerschaft seine Aufsichtspflicht nur mangelhaft erfüllt, sagte GPK-Präsident Cuénod.

Im Bericht sind nun 12 konkrete Empfehlungen an die Adresse des Regierungsrats aufgeführt. Diese betreffen unter anderem die nötigen Nachbesserungen bei der Lüftung und der Deckenbelastung. Angesichts der zahlreichen Kostenüberschreitungen bei grossen Bauprojekten in den letzten Jahren erachten es die Kommissionen zudem als notwendig, das Dreirollensystem zu überprüfen. 

Falls nötig sollen Massahmen ergriffen werden, um die Kompetenzen des Kantons im Bereich des Baumanagements zu stärken. Weiter erwarten die Kommissionen, dass sie in Zukunft regelmässig über den Ablauf von Bauprojekten grosser Tragweite informiert werden. Zudem soll die Nutzerschaft bei künftigen Projekten von Planungsbeginn stärker in die Prozesse eingebunden werden. (pb/mgt/sda)

Zum ausführlichen Bericht: grosserrat.bs.ch

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