Pilzhaus: Glamping im Tiny House aus Mycelium
In Tschechien soll mit dem „Samorost“-Haus demnächst Glamping in Pilzhäusern möglich sein. Allerdings sehen die kleinen Bauten weniger wie Schlumpfhäuser aus, als vielmehr wie junge Schirmpilze - und sie bestehen auch aus Material aus Pilzen, aus Mycelium oder Mycocomposite.
Quelle: Buřinka
Kugelige Häuschen: So könnten Glamping-Übernachtungsmöglichkeiten aus Mycel aussehen.
Bei Mycocomposite oder Mycelium handelt es sich um ein nachhaltig herstestelltes Material aus landwirtschaftlichen Abfällen und Mycel, respektive Pilzfäden. Das Material hat Potenzial, auch im Bau.
„Mycocomposite lässt sich sowohl für die Isolierung von Aussenwänden, Dächern und Böden als auch als nicht tragende Bauteile verwenden. Es eignet sich zur Beseitigung von Wärmebrücken und ist ein ausgezeichneter Schalldämpfer“, sagt Jakub Seifert von Mymo, einem auf Mycocomposite respektive spezialisierten Unternehmen, an dem sich auch Experten der Tschechischen Technischen Universität (TTU) beteiligen. Ausserdem könnten daraus Möbel oder Dekorationselemente hergestellt werden, so der Wissenschaftler. - Mykokomposite könnten laut dem Unternehmen zum Beispiel das häufig in der Baubranche verwendete Polystyrol ersetzen.
Schirmpilz lieferte die Vorlage
Wie ein Haus aus dem umweltfreundlichen Material funktionieren könnte, soll das „Samorost“-Projekt zeigen, das zurzeit in Tschechien entsteht. Neben Mymo und TTU geht das Projekt auf Burinka, ein Unternehmen der Tschechischen Bausparkasse zurück, dessen Schwerpunkt auf der Finanzierung von nachhaltiger Sanierungen liegt und das sich für innovative Verfahren und Materialien für den Hausbau engagiert.
Allerdings setzt sich nicht alles aus Mycelium zusammen, aus dem organischen Material besteht vor allem die Hauptisolierung, für die tragende Struktur wird Holz verwendet. Der kleine Bau aus der Feder vom angehenden Architekten Tomasz Kloza von der TTU und Mymo ist nicht nur bezüglich Material sondern auch was das Design anbelangt auf den Pilz gekommen.
Quelle: DirkVE, eigenes Werk, CC BY-SA 3.0
Der Schirmpilz - im Bild der Gemeine Riesenschirmling - lieferte die Vorlage zum Glampinghäuschen aus Mycel. Es erinnnert an den Pilzhut, wenn er sich noch nicht ausgebreitet hat.
Die Inspiration für das Häuschen fand Kloza in den
Schirmpilzen, Speisepilzen, die in der freien Natur gedeihen und
zunächst eine kugeligen Hut aufweisen, der sich im Laufe der Zeit zu
einem grossen, flachen Schirm wandelt. Kloza legte das Konzept des
Pilzhauses so an, dass es in unterschiedlichen Grössen gebaut werden und
unterschiedlichsten Funktionen dienen kann. Das Haus, das zurzeit
gebaut wird, besteht aus zwei Teilen: einer Küche mit Sitzgelegenheiten
im einen „Pilz“ und einem Schlafzimmer im anderen.
Ein Hut aus Holzschindeln
„Unsere 'Pilze' sind in vierzehn identische Segmente unterteilt, sie lassen die Struktur wie ein Puzzle aussehen“, erklärt Kloza. „Wir haben dem Myzel weitere Komponenten aus natürlichen Materialien hinzugefügt, um so ein individuelles Ganzes zu zu schaffen. Für die Bedachung wählten wir Holzschindeln, die so segmentiert sind, dass sie den Schuppen des Schirmpilzhutes ähneln. Die Schindeln werden durch dekorative Elemente aus Myzel ergänzt.“ Dies sei weniger auffällig und beeinträchtige den Gesamteindruck nicht. Derweil dienen runde Oberlichter als zentrale Lichtquelle. Sie lassen sich kippen und fungieren auch „als Fenster zum Himmel und als Blick auf vorbei ziehende Wolken oder die Sterne.“ - Die Stromversorgung geschieht über eine wiederaufladbare Batterie.
Wie Jakub Seifert erklärt, soll das Haus Ende Jahr stehen. „Wir wollen einen Teil davon mit der kompletten technischen Lösung in einer Erlebnisausstellung in der Technischen Nationalbibliothek der Öffentlichkeit präsentieren.“ Es soll als bewohnbarer Raum eingerichtet werden, der sich etwa für luxuriöseres Camping oder vielmehr Glamping eignet. Das Myzelhäuschen könnte laut Seifart auch weitere Zwecke erfüllen:. „Ein Gebäude dieser Art wird aber sicher noch viele weitere Anwendungen finden.“ (mai/pd)
Quelle: Buřinka
Die Küche enthält einen Gasherd und einen Kühlschrank, der Strom kommt aus einer aufladbaren Batterie.
Quelle: Buřinka
Auch bei der Inneneinrichtung wird auf Mycel gesetzt. Für Licht oder Blick ins Sternenzelt sorgen Oberlichter.
Quelle: Buřinka
Grundriss.
Quelle: Buřinka
Axonometrie 3D.