Pfauen-Saal im Schauspielhaus Zürich: Allianz gegen Abriss gebildet
Eine Allianz aus Heimatschutz und Kulturschaffenden hat sich am Donnerstag gegen den Abriss des historischen Pfauen-Saals im Zürcher Schauspielhaus in Stellung gebracht. Sie will die Erneuerung – die das Herausreissen des Saals bedeuten würde – verhindern.
Quelle: Andreas Praefcke, selbst fotografiert, CC BY 3.0
Bald Vergangenheit? - Der Saal des Schauspielhauses stammt von 1926 und soll vollständig ersetzt werden.
Der kantonale sowie städtische Heimatschutz ZVH und SZH, das
überparteiliche Komitee «Rettet den Pfauen», der Verein «Pro Pfauen» aus
Kultur- und Theaterschaffenden sowie Vertretende der Initiative «Die
Pfauenbühne erhalten!» aus dem Umfeld der ETH Zürich sprachen sich am
Donnerstag an einer gemeinsamen Medienkonferenz unter dem Motto «Aufbruch statt
Abbruch!» gegen die städtischen Pläne einer Totalsanierung aus.
«Perfektionismus ist nicht unbedingt zu erstreben», sagte
Beat Schläpfer von «Pro Pfauen» an der Medienkonferenz. «Ein Abbruch wäre fatal
und er wäre unnötig.» Hochgerüstete Technik sei unnötig. Punktuelle
Verbesserungen, wie etwa bei der Sichtlinie, der Akustik oder der Bestuhlung,
könnten ohne grosse Eingriffe erfolgen.
Matthias Ackeret vom Komitee «Rettet den Pfauen» sagte, der
Saal sei «ein Teil der Seele Zürichs». Viele hätten eine emotionale Verbindung
zu ihm. «Wir wollen den Pfauen so, wie er ist.»
«Zentrale Erkenntnisquelle» droht wegzubrechen
Stefan Holzer von der Initiative des Instituts für
Denkmalpflege und Bauforschung (IDB) der ETH sagte, die Idee des Ersatzneubaus
im Bauwesen sei erst einige Jahrzehnte alt. Zuvor sei es um den Weiterbau der
Bausubstanz gegangen. Dies habe zu Überlagerungen von Schichten bei
Baudenkmälern geführt, die es seiner Disziplin erlaubten, die schrittweise
Entwicklung nachzuvollziehen.
«Ein gewachsener Baubestand ist eine zentrale
Erkenntnisquelle», sagte Holzer. Setzte sich der Ersatzneubau flächendeckend
durch, breche für seine Disziplin die Erkenntnisgrundlage weg. «Dann kann ich
mich auch gleich vom Eiffelturm stürzen.»
Eine weitere IDB-Vertreterin, Silke Langenberg, bezeichnete
die vorliegenden Varianten für Sanierung alle als unbefriedigend. Sie verglich
den Pfauen-Saal mit einem Oldtimer: «Will man einen SUV, wird man mit einem
Oldtimer nie glücklich. Die Frage ist, ob man nur mit einem SUV weiterkommt,
oder ob es nicht auch kleiner geht.» «Ich glaube, die Lösung ist noch nicht
gefunden», sagte sie. Diese müsse zusammen mit den Theaterschaffenden gesucht
werden.
Der anwesende Co-Intendant des Schauspielhauses, Benjamin von Blomberg, stimmte dem zu. Der Dialog zwischen den Menschen, die im Theater arbeiteten, und den Organisatoren der Pressekonferenz sollte vertieft werden. «Diese Menschen finden dort nicht nur eine gute Situation vor», sagte er. «Ich liebe den Saal, aber wünsche mir manchmal ein anderes Haus.» Die Bühnenarbeiter hätten sehr schwierige Arbeitsbedingungen ohne Seiten- und Hinterbühne.
Stadtrat hält an Totalvariante fest
Die vom Stadtrat geplante umfassende Erneuerung des Saals
würde 115 Millionen Franken kosten. Der historische Saal, die Bühne und das
Foyer würden dabei komplett herausgerissen. Varianten, die den Saal und die
Bühne in unterschiedlichem Ausmass erhalten würden, würden zwischen 122 und 132
Millionen Franken kosten. Diese besässen nach Ansicht des Stadtrates aber nur
einen «beschränkten Nutzwert».
Der Stadtrat hielt im November 2020 darum an der Totalvariante fest. Das brachte ihm sofortige Kritik von Links und Rechts ein, die auf die historische Bedeutung des Saals verwies. Dieser sei während der Nazizeit die einzige noch freie deutschsprachige Bühne gewesen. Das Geschäft ist zurzeit im Gemeinderat hängig. (sda)