17:13 BAUPROJEKTE

Pfahlbauten: Biber gefährden archäologische Fundstelle im Inkwilersee

Teaserbild-Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Carlos Pinto

Die Kantone Solothurn und Bern wollen die Pfahlbauten auf der Insel des Inkwilersees vor Bibern schützen. Die Nagetiere benutzen die Insel als Wohnstätte und gefährden den Erhalt der archäologischen Fundstelle.

Inkwilersee archäologische Fundstelle

Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Carlos Pinto

Die grosse Insel im Inkwilersee, eine archäologische Fundstelle von nationaler und internationaler Bedeutung.

Die grosse Insel im Inkwilersee ist eine seit langem bekannte und geschützte archäologische Fundstelle auf der Grenze der Kantone Bern und Solothurn. Sie liegt je zur Hälfte auf dem Gebiet der Gemeinden Bolken SO und Inkwil BE und ist zugleich auch ein Naturschutzgebiet. Die dort liegenden Siedlungsreste aus der Jungsteinzeit und der Bronzezeit seien noch weitgehend unerforscht und ein wichtiges Forschungsreservoir, wie die Kantone am Dienstag mitteilten. 

Tunnel durch wertvolle Bauhölzer gegraben

Anlässlich einer Seesanierung stellte eine Tauchequipe des Archäologischen Dienstes des Kantons Bern 2018 fest, dass die Fundstelle auf der Insel aufgrund der Grabarbeiten von Bibern, die die Insel als ihren Wohnbau angenommen haben, in ihrer Substanz gefährdet ist. Bei weiteren Untersuchungen wurde dann das Ausmass dieser Grabarbeiten und damit der Schäden ersichtlich.

Beim Bau von insgesamt 14 Tunneleingängen am Rande der Insel hätten sich die tierischen Bewohner vom Wasser her durch mehrere Lagen von Bauhölzern aus der Bronze- und Jungsteinzeit durchgearbeitet. Durch die unterirdischen Gänge seien wertvolle archäologische Kulturschichten verloren gegangen, wie die Kantone festhalten.

Bibergang Inkwilersee

Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Daniel Steffen

Ein Bibergang durchschneidet eine Lage prähistorischer Hölzer im Uferbereich der grossen Insel.

Gitter soll Fundstelle schützen

Die Biber hätten sich vor wenigen Jahren angesiedelt, sagte Regine Stapfer, stellvertretende Kantonsarchäologin des Kantons Bern, der Nachrichtenagentur Keystone-SDA auf Anfrage. Die Siedlungsreste der Pfahlbauten seien zwischen 3000 und 5500 Jahre alt. Zudem ist die Insel Teil des Unesco-Welterbes «Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen».

Gemeinsam mit den betroffenen Fachstellen der beiden Kantone sowie des Bundes wurde deshalb nun ein Projekt erarbeitet, welches den Bibern das Graben auf der Insel künftig verunmöglicht und ihnen aber gleichzeitig durch einen Ersatzbau auf der kleinen Insel einen anderen Siedlungsplatz im See anbietet.

Das Projekt sei von den betroffenen Gemeinden und nationalen Natur- und Umweltschutzverbänden als positiv beurteilt worden, heisst es. Als Hauptmassnahme wird ein Gitter zum Schutz über die grosse Insel und bis 10 Meter in den See verlegt, fixiert und zugedeckt. Dadurch sollen die Tiere künftig von weiteren Grabungsaktivitäten an der grossen Insel abgehalten werden.

Inkwilersee Einmessung der Bibergänge

Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Daniel Steffen

Einmessung der Bibergänge auf der grossen Insel durch Mitarbeiter des archäologischen Dienstes des Kantons Bern und der Kantonsarchäologie Solothurn.

Ersatzbau auf kleiner Insel wird erstellt

Die Gesamtkosten für das Projekt werden auf rund 800'000 Franken veranschlagt. Das Bundesamt für Kultur hat einen Betrag von 25 Prozent zugesichert, da es sich bei der archäologischen Fundstelle im Inkwilersee um ein Kulturgut von nationaler, respektive internationaler Bedeutung handelt. Den Rest teilen sich die Kantone Bern und Solothurn je zur Hälfte.

In einem ersten Schritt wird in diesem Winter ein Ersatzbau für die Biber auf der kleinen Insel auf der Berner Seite des Sees erstellt. Auf diese Weise könnten die Tiere in ihrem Revier am Inkwilersee verbleiben, ohne den Erhalt der archäologischen Fundstelle zu gefährden.

Die Ausführung der Bauhauptmassnahme ist für Winter 2023/24 vorgesehen. Aufgrund von Schonzeiten sind die eigentlichen Bauarbeiten auf die Monate November bis Februar beschränkt. In den Folgejahren sollen die Massnahmen dann durch Fachstellen regelmässig überprüft werden. (pb/mgt/sda)

Inkwilersee eingestürzter Gang

Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Rolf Stettler

Ein eingestürzter Gang auf der grossen Insel, den die Biber quer durch die archäologischen Schichten gegraben haben. Bild:

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