Opernhaus Zürich will «Fleischkäse»-Erweiterungsbau durch Neubau ersetzen
Das Opernhaus Zürich hat seine Pläne für die Zukunft präsentiert. Um den Platzbedarf zu decken, wird der bestehende Erweiterungsbau aus dem Jahr 1984 wahrscheinlich einem Neubau Platz machen müssen.
Quelle: Baugeschichtliches Archiv Zürich, Hussel Thomas, CC BY SA 4.0
Blick auf das Opernhaus Zürich.
Das Projekt «Zukunft Oper», welches die Verantwortlichen des
Opernhauses am Donnerstag den Medien präsentierten, soll die räumlichen
Voraussetzungen für den künftigen Betrieb des Opernhauses schaffen. Dieses
platzt nämlich – gemäss Schilderungen der Verantwortlichen – mittlerweile aus
allen Nähten.
Der Fokus liegt auf dem Erweiterungsbau, der aufgrund seines
rötlichen Sichtbetons im Volksmund «Fleischkäse» genannt wird. Laut den
Verantwortlichen des Opernhauses würden eine Sanierung und sogar eine
Aufstockung des Baus die Probleme, vor allem den Platzmangel des Opernhauses,
nicht lösen. Wahrscheinlicher ist deshalb, dass er durch einen Neubau ersetzt
werden soll.
Weitgehend unangetastet wird das eigentliche Opernhaus aus
dem Jahre 1890 bleiben. Dieses ist, dank regelmässiger Unterhaltsarbeiten,
grundsätzlich gut in Schuss.
Noch ist «Fleischkäse»-Abriss nicht fix
Der definitive Entscheid zur Zukunft des «Fleischkäses» soll im Herbst dieses Jahres fallen. Dann liegen die Ergebnisse einer Studie vor, in der die Sanierung und eine allfällige Aufstockung des Erweiterungsbaus vertieft geprüft werden. Das entscheidende Kriterium dürften die zusätzlichen Flächen sein.
Quelle: Baugeschichtliches Archiv Zürich, Grünert Peter, CC BY SA 4.0
Aufnahme von 1985: Um den Platzbedarf zu decken, wird der bestehende Erweiterungsbau aus dem Jahr 1984 wahrscheinlich einem Neubau Platz machen müssen.
Mit dem Neubau oder der Sanierung sollen nämlich in erster Linie die Platzprobleme des Opernhauses gelöst werden. Laut dem Opernhaus bräuchte es für einen optimalen Betrieb rund 60 Prozent mehr Flächen, als heute zur Verfügung stehen.
Der Platzmangel macht sich laut Marketing-Direktorin Sabine
Turner in vielen Bereichen bemerkbar. «Es herrschen teils unzumutbare
Arbeitsbedingungen», sagte sie. So würden beispielsweise Durchgangsräume auch
für physiotherapeutische Behandlungen genutzt oder Einzelbüros mit zwei oder
sogar drei Arbeitsplätzen belegt.
Baubeginn und Kosten stehen noch nicht fest
Das Projekt steht noch ganz am Anfang. Die Bauarbeiten
dürften frühestens in der ersten Hälfte der 2030er Jahre starten. In einem
ersten Schritt sollen bis Herbst 2024 ein zukünftiges Betriebskonzept sowie die
Unterlagen für einen Architekturwettbewerb erarbeitet werden.
Der Neubau solle eine architektonische Perle am See werden, die mit dem alten Opernhaus eine Symbiose eingehe, sagte Turner. Die Kosten, die zu einem guten Teil vom Kanton getragen werden dürften, sind noch nicht beziffert. Eine reine Sanierung des bestehenden Erweiterungsbaus dürfte gemäss einer Schätzung mindestens 75 Millionen Franken kosten.
Quelle: Baugeschichtliches Archiv Zürich, Comet, CC BY SA 4.0
Eine Luftaufnahme von 1985 zeigt das Opernhaus Zürich mit dem Erweiterungsbau rechts.
Laut Markus Notter, Verwaltungsratspräsident des Zürcher
Opernhauses und früherer Zürcher SP-Regierungsrat, dürften die Kosten eines
Neubauprojekts wohl noch höher liegen. Der Kantonsbeitrag untersteht dem
fakultativen Referendum, eine Volksabstimmung wäre also möglich.
Suche nach Ersatzlösungen
Klar ist, dass das Opernhaus während der Bauphase seinen
Betrieb am angestammten Ort nicht aufrecht erhalten könnte. Die Suche nach
möglichen Ersatzlösungen soll bald beginnen.
Zunächst einmal steht jedoch ein wesentlich kleineres Bauprojekt an: Auf rund einem Drittel der Dachfläche des bestehenden Erweiterungsbaus wird im Sommer 2024 im Sinne einer Übergangslösung ein Holzbau erstellt. Die Räumlichkeiten darin sollen dabei helfen, zumindest die dringendsten Platzprobleme zu entschärfen. (sda/pb)