Neues Zürcher Kinderspital von Herzog & de Meuron eingeweiht
Nach sechsjähriger Bauzeit ist am Dienstag das neue Kinderspital (Kispi) in Zürich-Lengg eingeweiht worden. Die Türen öffnet der über 760 Millionen Franken teure Bau der Basler Stararchitekten Herzog & de Meuron am 2. November.
Quelle: Maris Mezulis
Nach sechsjähriger Bauzeit ist das neue Kinderspital (Kispi) in Zürich-Lengg eingeweiht worden.
An der Einweihung dabei waren die Zürcher Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli (SVP), der Eleonorenstiftungspräsident Martin Vollenwyder, Kispi-CEO Georg Schäppi sowie Architekt Jacques Herzog.
Vollenwyder sprach von einem historischen Moment. «Wir haben für Generationen gebaut. Und zwar mit Herzblut, Durchhaltewillen und Resilienz», sagte er. Das alte Spital zu betreiben und gleichzeitig den Umzug zu vollziehen, fordere ungemein. Vollenwyder zitierte in seiner Eröffnungsrede den ärztlichen Direktor vom Kispi: «Wir erstellten keine Luxusbauten, sondern Gebäude mit Inhalt und Seele.»
Die Zürcher Gesundheitsdirektorin und Regierungspräsidentin Natalie Rickli (SVP) sagte, kranke Kinder hätten andere Bedürfnisse als Erwachsene. Das neue Kispi habe die wichtige Aufgabe, den Kindern nicht nur eine wohlige Atmosphäre zu bieten, sondern auch die beste medizinische Versorgung zu ermöglichen. Intelligente Raumkonzepte und effiziente Prozesse liessen dies zu, so Rickli.
«Architektur kann zu Heilung beitragen»
«Ein Spital ist ein Ort, wo sich Menschen in einer oft schwierigen Lebenslage aufhalten», wird Jacques Herzog, Herzog & de Meuron, in einer Mitteilung des Kispi von Dienstag zitiert. Und doch gehörten Spitäler ironischerweise oft zu den hässlichsten Orten. «In den letzten 20 Jahren haben wir uns verstärkt um dieses Thema bemüht.»
Am neuen Kispi könne man das nun selbst erfahren: wie zum Beispiel ein unterschiedlicher Lichteinfall und wechselnde Proportionen einen Raum beleben und verändern könnten oder Pflanzen den Innen- und den Aussenraum ineinander übergehen lassen. Oder wenn Materialien nicht nur schön anzusehen, sondern auch angenehm zu berühren seien. «Architektur kann zur Heilung beitragen», so Herzog.
Quelle: Maris Mezulis
Das neue Kispi soll Kindern nicht nur eine wohlige Atmosphäre bieten, sondern auch die beste medizinische Versorgung ermöglichen.
Effiziente und flexible Raumanordnung
Das neue Kinderspital verfügt über Einzel- und Zweibettzimmer, die Eltern könnten dadurch auf Liegen bei ihren Kindern übernachten. Zudem sorgen intelligente Raumkonzepte für eine optimale Nutzung, effiziente Prozesse und eine bessere Betreuung. Die neuen Patientenräume sind bestimmten Stationen zugeordnet, können bei Bedarf aber zwischen benachbarten Stationen flexibel eingesetzt werden.
«Diese Flexibilität fördert die Zusammenarbeit zwischen den Stationen und ermöglicht eine optimale Versorgung zu jeder Zeit», erklärt Schäppi. Auch die Notfallstation erhält mit dem Neubau die nötigen Raumkapazitäten – diese kann etwa bei grossem Andrang auf angrenzende Räume der Poliklinik ausgeweitet werden.
Das neue Kinderspital bündelt medizinische Fachbereiche auf bestimmten Etagen. Stationäre und ambulante Bereiche sind nun näher beisammen, was die Wege kürzer und die Abläufe effizienter macht. Chronisch kranke Kinder könnten dadurch nun an einem zentralen Ort behandelt werden.
Quelle: Maris Mezulis
Sowohl das Akutspital (im Bild) als auch das Gebäude für Forschung und Lehre wurden mit dem Platin-Standard der SGNI zertifiziert.
Zertifizierung nach SGNI-Platin-Standard
Der Neubau des Kinderspitals umfasst auch ein eigenständiges Gebäude für Forschung und Lehre. Dieses bietet Forschungsteams eine moderne Infrastruktur für die Entwicklung zukunftsweisender Therapien. Die unmittelbare Nähe zum Akutspital ermöglicht es, medizinische Erkenntnisse direkt in die Behandlung einfliessen zu lassen.
Im neuen Gebäude finden zudem auch Lehrbetrieb und Ausbildung ihren festen Platz: Angehende Chirurginnen, Ärzte und Pflegefachpersonen erhalten hier Ausbildungs- und Lernmöglichkeiten. Durch die Kombination aus Praxis und Lehre soll die medizinische Ausbildung gestärkt und dem Fachkräftemangel entgegengewirkt werden.
Kosten liefen aus dem Ruder
Der Nachhaltigkeit kam beim Neubau eine zentrale Rolle zu. Als erstes Spital der Schweiz wurden gemäss Communiqué sowohl das Akutspital als auch das Gebäude für Forschung und Lehre mit dem Platin-Standard der SGNI (Schweizerische Gesellschaft für nachhaltiges Immobilienmanagement) zertifiziert.
Der Spatenstich des Jahrhundertprojekts erfolgte 2018. Die Kosten für den Neubau liefen aber aus dem Ruder: Der Kanton erhöhte im April dieses Jahres das bestehende Darlehen um 100 Millionen auf 250 Millionen Franken, zusätzlich gibt es für das laufende Jahr Subventionen in der Höhe von 35 Millionen Franken.
Die Kosten für den Neubau der Stararchitekten Herzog & de Meuron stiegen mittlerweile auf 761 Millionen Franken. Am 2. November soll nun der Spitalbetrieb im neuen Gebäude aufgenommen werden – und das Projekt damit nach sechs Jahren zum Abschluss kommen. (mgt/pb/sda)
Quelle: Maris Mezulis
Aussenansicht des Gebäudes für Forschung und Lehre, dass Forschungsteams eine moderne Infrastruktur für die Entwicklung zukunftsweisender Therapien bietet.
Quelle: Maris Mezulis
Intelligente Raumkonzepte sorgen für eine optimale Nutzung, effiziente Prozesse und eine bessere Betreuung.
Quelle: zvg, Kinderspital Zürich
Stationäre und ambulante Bereiche sind nun näher beisammen, was die Wege kürzer und die Abläufe effizienter macht.
Quelle: Maris Mezulis
Innenraum im Gebäude für Forschung und Lehre.
Quelle: zvg, Kinderspital Zürich
Der Neubau des Kinderspitals umfasst auch ein eigenständiges Gebäude für Forschung und Lehre. Dieses bietet Forschungsteams eine moderne Infrastruktur für die Entwicklung zukunftsweisender Therapien.
Quelle: Michael Schmidt
Der Spatenstich des Jahrhundertprojekts erfolgte 2018. Am 2. November soll nun der Spitalbetrieb aufgenommen werden und das Projekt damit zum Abschluss kommen.