12:15 BAUPROJEKTE

Neues Luzerner Theater: Stadt lässt Verkleinerung prüfen

Teaserbild-Quelle: Ilg Santer Architekten, Zürich

Das Projekt für ein neues Luzerner Theater kommt ein erstes Mal ins Stocken. Beschwerden gegen den Jury-Entscheid blockieren weitere Arbeiten. Zudem fällt die geplante Überarbeitung des Siegerprojekts wegen der vielen Kritik umfassender aus.

Visualisierung Neues Luzerner Theater

Quelle: Ilg Santer Architekten, Zürich

Visualisierung: Im Siegerprojekt bleibt das alte Theatergebäude von 1839 bestehen und wird mit einem Anbau in Richtung Jesuitenkirche ergänzt

Im vergangenen Dezember hatte die Stadt nach einem Architekturwettbewerb mit über 100 Vorschlägen verkündet, wie das neue Luzerner Theater dereinst aussehen soll. Das von der Jury präferierte Projekt «überall» der Ilg Santer Architekten für den 120-Millionen-Franken-Bau überraschte mit dem Erhalt des heutigen Theatergebäudes.

Die kritischen Stimmen liessen nicht lange auf sich warten. Stadtpräsident Beat Züsli (SP) gab sich am Montag anlässlich einer Medienkonferenz zum weiteren Vorgehen beim Theater überrascht, dass man offenbar nach 3 Minuten eine abschliessende Meinung zum Projekt haben könne.

8500 Personen besuchten die Ausstellung zum Wettbewerb. Der Siegervorschlag sei «kontrovers aufgenommen» worden. «Wir möchten mit einer Überarbeitung die Kritikpunkte aufnehmen», sagte Züsli. Das heisse aber nicht, dass alle berücksichtigt würden.

Raumprogramm überprüfen

Er sprach von einem «umfassenderen Überarbeitungsprojekt», das mehr Zeit in Anspruch nehme. Es gelte, auch das Raumprogramm kritisch zu hinterfragen. So soll etwa geprüft werden, ob der grosse Saal auch mit 500 statt 600 Plätzen auskommen könnte, was ein kleineres Bauvolumen und mehr Abstand zur Jesuitenkirche zur Folge haben könnte. Auch die Ausgestaltung des mittleren Saals soll grundsätzlich hinterfragt werden.

Beim Gastrokonzept habe es «Missverständnisse» gegeben, sagte Projektleiterin Rosie Bitterli. Daher soll etwa ein Verzicht auf ein Restaurant im Dachstock des Altbaus geprüft werden. Man müsse, sagte Züsli, bei den grossen Bereichen ansetzen, die durch eine Anpassung «einschenken würden». Allgemein sollen Varianten von Verkleinerungen ausgearbeitet werden.

Stefan Vogel, Betriebsdirektor des Luzerner Theaters, gab zu bedenken, dass auch kleinere Anpassungen Auswirkungen auf das Ganze haben würden. Züsli relativierte: «Es ist überhaupt nicht die Idee, dass man das Konzept völlig verändert.» Stadtarchitekt Pascal Hunkeler sprach von der «Seele» des Projektes, das sich gegen viele andere durchgesetzt habe.

Visualisierung Neues Luzerner Theater

Quelle: Ilg Santer Architekten, Zürich

Visualisierung: Die Erweiterung beherbergt künftig den Grossen und Mittleren Saal. Im Altbau sind die Publikumsbereiche untergebracht.

Beschwerden von Mitbewerbern

Auch die Fassadengestaltung, die mit ihrer Grossflächigkeit für Kritik gesorgt hatte, soll noch einmal unter die Lupe genommen werden. Deren Aussehen könnte sich laut Stadtarchitekt Hunkeler gegenüber den Bildern noch stark verändern.

Den Auftrag zur Überarbeitung des Projekts kann die Stadt indes noch nicht erteilen. Grund sind fünf hängige Beschwerden von unterlegenen Wettbewerbsteilnehmern beim Gericht. Sie bemängelten, von der Jurierung ausgeschlossen worden zu sein.

Die Stadt hoffe bis im Sommer auf einen Gerichtsentscheid. Solange dieser nicht vorliegt, können keine Preisgelder ausbezahlt und keine Aufträge erteilt werden. Es sei schade, dass man mit «angezogener Handbremse» unterwegs sei, sagte Züsli.

Volksabstimmung frühestens 2024

Im besten Falle geht er davon aus, dass der Projektierungskredit von 8 bis 10 Millionen Franken Ende Jahr oder Anfang 2024 dem Stadtparlament vorgelegt werden könne. Bislang war geplant, dies bereits im Sommer zu tun. Eine Volksabstimmung darüber wäre frühestens 2024 möglich.

Es gelte nun, die Mehrheit auch über eine bessere Kommunikation vom Projekt zu überzeugen, indem man die öffentliche Zugänglichkeit des Gebäudes stärker zum Ausdruck bringe, sagte Züsli. Zur umfassenden Kritik sagte er: «Wenn sich die Stadtbevölkerung mit dem Platz nicht beschäftigt hätte, hätte man sich Gedanken machen müssen.» (sda/pb)


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