Neuer Lufteinlass für Messstation auf Jungfraujoch installiert
Um die Empa-Messstation auf dem Jungfraujoch künftig mit sauberen Luftproben zu versorgen, wurde vor Ort während der Corona-Krise ein neuer Lufteinlass installiert. Dieser befindet sich rund 50 Meter ausserhalb der Station auf einem schmalen Grat über dem Abgrund.
Die Luftmessstation der Empa auf dem Jungfraujoch ist mit ihrem Standort auf 3500 Metern über Meer die höchste von Europa. Die Luft in dieser Höhe ist laut einer Mitteilung der Empa eine wahre Fundgrube für Informationen zur Entwicklung von Schadstoffen und Emissionen auf dem ganzen Kontinent. Für die genaue Untersuchung muss die Luft allerdings aus der Atmosphäre angesaugt werden. Auf dem Jungfraujoch geschah dies jeweils auf dem Dach des Sphinx-Gebäudes.
Allerdings wird das Sphinx-Observatorium natürlich nicht nur von Empa-Forschern für ihre Arbeit genutzt. Die damit verbundene Aussichtsplattform ziehe auch täglich tausende von Touristen an, die ihrerseits Emissionen verursachen. Daneben gebe es auf dem Jungfraujoch zahlreiche weitere lokale Emissionen, die beispielsweise aus Bauarbeiten, Kühlgeräten oder Schäumen resultieren. Diese können wiederum die Luftproben verfälschen.
Neuer Lufteinlass für saubere Proben
Bereits 2012 entschloss sich aus diesem Grund das Team rund um Martin Vollmer von der Empa-Abteilung «Luftfremdstoffe / Umwelttechnik», die Luft rund 50 Meter von der Sphinx entfernt anzusaugen, um zukünftig noch reinere Luft zur Analyse zur Verfügung zu haben. Daneben sollten insgesamt neun beheizte Schläuche Luftproben zu unterschiedlichen Messgeräten liefern. Durch die Beheizung sollten die Schläuche bei den Minustemperaturen nicht einfrieren.
Auf diese Anforderungen folgten schliesslich mehrjährige Tests und ein Projektplan, der nun umgesetzt wurde. Die neun Schläuche waren dabei anfangs in thermisch isolierten Dreierpaketen innerhalb eines Schutzrohres mit einem Durchmesser von 16 Zentimetern platziert. Das rund 100 Meter lange Konstrukt wurde daraufhin in einem aufwändigen Unterfangen aufs Jungfraujoch transportiert. Anschliessend wurde es über den Grat hinaus in den Felsen montiert.
Genügend Platz durch Corona-Lockdown
Für die Installation engagierte die Stiftung «Hochalpine Forschung Jungraujoch und Gornergrat» die Unternehmen Geotext und RockTec, die auf dem Jungfraujoch jeweils Bergsicherungen vornehmen. Erfahrene Kletterer spannten daraufhin den rund 500 Kilogramm schweren Schlauch von der Sphinx über den Grat. Die Kletterpartie war laut Mitteilung der Empa aber nicht die einzige Herausforderung.
Bereits die Vorbereitung stellte die das Team vor Schwierigkeiten. Denn die drei Schlauchpakete mussten zuerst durch das Schutzrohr gezogen werden. Bei einer Länge von 100 Metern stellte dies kein leichtes Unterfangen dar. Zu Gute kam dem Team dann der Corona-Lockdown. Dadurch stand der Carparkplatz in Grindelwald Grund komplett leer und bot somit genügend Platz, um die Einzelteile auszulegen, aufzurollen und in den Hauptschlauch zu ziehen.
Helikopter-Transport und schlechtes Wetter
Das fertige Schlauch-Konstrukt war daraufhin jedoch zu gross, um es in den Aufzügen der Jungfraujoch-Station transportieren zu können. Aus diesem Grund flog schliesslich ein Helikopter der Air Glacier die Schlauchrolle zur Sphinx. Dort blieb sie dann allerdings zwei Tage liegen: Das schlechte Wetter verunmöglichte weitere Arbeiten. Die Verlegung startete deshalb erst später.
Bereits die Planung für das Vorhaben war eine Herausforderung. Niemand hatte Expertise auf dem Gebiet, wie Martin Vollmer in der Mitteilung erklärt. Oft sei auch Kreativität gefragt gewesen. Der Hauptschlauch sei beispielsweise nichts anderes als ein umfunktioniertes Sickerwasserableitungsrohr.
Auch die Optik der Schlauch-Konstruktion wurde in der Planung berücksichtigt. Denn auch in Zukunft sollten schöne Aufnahmen des Jungfraujoch ohne schwarzes Schutzrohr möglich sein. Aus diesem Grund wurde die Leitung auf der weniger fotogenen Seite im Süden der Sphinx verlegt.
Kernbohrung und Schneeschutz
Zu guter Letzt folgte im Rahmen der Arbeiten noch eine Kernbohrung durch einen Meter Wand, um das Rohr ins Innere des Gebäudes zu bringen, ehe es im alten Liftschacht der Sphinx nach oben in die Labors gezogen wurde.
Die letzte Etappe folgte dann eine Woche später, als an der äusseren Spitze des Grats der speziell an der Empa entwickelte Einlassschutz auf die Schläuche gestülpt wurde. Dieser sorgt dafür, dass die nach oben zeigenden Öffnungen der Schläuche nicht zugeschneit werden und somit auch bei Minustemperaturen hochpräzise und verlässliche Luftproben möglich sind. (mgt/pb)
Weitere Informationen: https://www.empa.ch/web/s604/jungfraujoch-bauarbeiten