11:10 BAUPROJEKTE

Neuer Bahnhof Bern wird erst Ende 2029 eröffnet

Teaserbild-Quelle: David Schweizer

Der ausgebaute Bahnhof Bern kann erst Ende 2029 eröffnet werden. Die Bauarbeiten dauern länger als geplant. Grund dafür ist eine Verzögerung im Projekt der SBB, unter anderem wegen der schwierigen Geologie – der Fels ist härter als vermutet. 

Bewehrung Kaverne Laupenstrasse Baustelle Bahnhof Bern

Quelle: David Schweizer

Blick in die Kaverne Laupenstrasse: Findlinge und geologische Verhältnisse machten bauseitig weitere Massnahmen erforderlich, darunter das Rückverankern der Baugrubensohle.

Bisher war geplant, die neue Unterführung der SBB Mitte 2028 und den Tiefbahnhof des Regionalverkehrs Bern-Solothurn (RBS) Mitte 2029 in Betrieb zu nehmen. Der Bau des neuen Bahnhofs sei eine hochkomplexe Aufgabe, hiess es bereits vor zwei Jahren von den Projektbeteiligten zur damals bekanntgewordenen Verzögerung.  

Die Hauptursachen für den erneuten Verzug bleiben im Grunde dieselben wie 2022: Die Anspruchsvolle Geologie des Baugrunds, die Komplexität des Projekts und die Durchführung der Bauarbeiten bei laufendem Bahnbetrieb. In den vergangenen Bauphasen sah sich der RBS immer wieder mit unvorhersehbaren Hürden konfrontiert.

Im Bereich der Laupenstrasse stiess man so etwa rund acht Meter tief im Untergrund auf Öl-Altlasten. Findlinge und geologische Verhältnisse machten zudem bauseitig weitere Massnahmen erforderlich, darunter das Rückverankern der Baugrubensohle im Schacht Laupenstrasse und zusätzliche Bohrungen zum Vereisen des Bodens.

Alte Schienenteile von 1960

Liefen die Bauarbeiten der SBB vor zwei Jahren noch planmässig, harzt es nun aber auch dort. Wie die Projektbeteiligten am Mittwoch mitteilten, ist eine Verzögerung im SBB-Projekt verantwortlich für den erneuten Verzug. Grund dafür ist erneut die Geologie. Der Fels sei härter als die vorgängigen Untersuchungen des Baugrunds hätten vermuten lassen. «Der Abbau ist aufwändiger als angenommen», sagte Benno Nussberger, Gesamtprogrammleiter der SBB.

Hinzu kommen Hindernisse bei den Bauarbeiten. So stosse die SBB immer wieder auf Objekte, die in den teilweise rund 60 Jahre alten Plänen nicht vermerkt waren – etwa alte Schienenteile, die um 1960 zur Erzeugung einer höheren Masse beim Bau der Perrons verwendet wurden.

Als knifflig erweise sich auch der Umstand, dass die Arbeiten bei laufendem Bahnbetrieb erfolgen. Die Züge fahren direkt oberhalb der SBB-Baustelle ein und aus. Nussberger bezeichnete die entsprechende Koordination als «Herkulesaufgabe». Allfällige Gleissperrungen müssten auf ein Minimum reduziert werden. Denn, so betonte er mehrmals, «die oberste Kapazitätsgrenze des Bahnhofs ist bereits erreicht».

Ausbrucharbeiten Unterführung Mitte Bahnhof Bern

Quelle: David Schweizer

Ausbrucharbeiten für die Unterführung Mitte: Aufgrund der Verzögerung im SBB-Projekt verschiebt sich auch die Inbetriebnahme des neuen RBS-Bahnhofs. Denn dieser muss an die neue Unterführung angeschlossen werden.

Sechs Einsprachen bei Stadt hängig

Die Verzögerungen im SBB-Bauprogramm haben auch Auswirkungen auf das RBS-Projekt. Zwischen den Bauarbeiten zur Erstellung der neuen Unterführung Mitte und jenen für den neuen darunterliegenden RBS-Bahnhof bestehen starke Abhängigkeiten. Der Zugang zum RBS-Bahnhof erfolge über die neue Personenunterführung, erklärte Adrian Wildbolz, Gesamtprojektleiter der RBS. Dieser erfreute sich trotz der Verzögerung über den neusten «Meilenstein». So sind seit diesem Sommer sämtliche Ausbrucharbeiten für den Tiefenbahnhof abgeschlossen.

Ebenfalls mit dem Projekt einher gehen Verkehrsmassnahmen, darunter eine Personenunterführung vom Bahnhofzugang Bubenberg in den Hirschengraben. «Sonst funktioniert die Infrastruktur nur unterirdisch» , sagte Reto Zurbuchen, Berner Stadtingenieur. Zum Zweck dieser Massnahmen hat das Stimmvolk 2021 einen Kredit von 112 Millionen Franken genehmigt. Nun kommt der Stadt die Projektverzögerung insofern entgegen, als es auch bei der Passage zu Verzögerungen gekommen ist: Insgesamt 22 Einsprachen sind eingegangen.

Daraufhin hat sie geringfügige Änderungen am Projekt vorgenommen. Diese betreffen insbesondere den Verkehr und dessen Infrastruktur. Mit sechs Parteien hat sich die Stadt Bern nicht einigen können. Trotzdem sei die Stadt optimistisch, dass die Bauarbeiten bis zur Eröffnung des neuen Bahnhofs abgeschlossen seien, so Zurbuchen. Der Baustart ist per Ende 2026 vorgesehen. Auch bei der Stadt seien durch die Verzögerung Mehrkosten entstanden, allerdings könnten diese mit dem genehmigten Kredit gedeckt werden. 

Gemeinsame Eröffnung aller Projektteile

Ursprünglich hätte der ausbaute Bahnhof Bern gestaffelt in Betrieb genommen werden sollen. Nun sollen aber alle Projektteile gemeinsam Ende 2029 eröffnet werden. Wie sich die Verzögerung auf die Projektkosten auswirkt, ist noch offen. Bisher rechneten SBB und RBS mit Kosten von zusammen 1,1 Milliarden Franken. Die neue Endkostenprognose der SBB werde 2025 vorliegen. Die RBS prüft derzeit die Auswirkungen auf die Kosten.

Ob das nun die letzte Verzögerung im Grossprojekt ist, wird sich zeigen. Bei einem derart komplexen Bauwerk müsse zwar weiterhin mit Überraschungen gerechnet werden, die bautechnischen Abschätzungen seien jedoch mittlerweile wesentlich belastbarer als zu Baubeginn, heisst es auf der Projektwebseite. Die RBS, die SBB und die Stadt Bern zeigen sich optimistisch, den nun angepeilten Eröffnungstermin einhalten zu können.

Der Ausbau «Zukunft Bahnhof Bern» gilt als dringend nötig, weil der zweitgrösste Bahnhof der Schweiz an seine Grenzen stösst. In den Stosszeiten herrscht grosses Gedränge. Die Arbeiten wurden 2017 in Angriff genommen. Einen Blick hinter die Kulissen werfen kann die Bevölkerung am kommenden Samstag, am Tag der offenen Baustelle. (pb/mgt/sda)

Weitere Informationen unter: zukunftbahnhofbern.ch

Bewehrung Kaverne Laupenstrasse Baustelle Bahnhof Bern

Quelle: David Schweizer

Blick in die Kaverne Laupenstrasse.


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