Neue Donaubrücke Linz: 5‘600 Tonnen Stahl über Wasser «eingeparkt»
Für die österreichische Stadt Linz ist es ein Jahrhundertprojekt: Der Bau der neuen Donaubrücke. Im März 2021 wurden die Tragwerke der imposanten Konstruktion in einem spektakulären Manöver mittels Ponton-Spezialschiffen eingeschwommen.
Das neue rund 400 Meter lange Bauwerk ersetzt die 2016
abgetragene Eisenbahnbrücke bei Linz, deren Stahlkonstruktion
derart korrosionsgeschädigt war, das Windböen sie gefährdeten. Sowohl die
Stadtbahn als auch die O-Buslinien sollen ab diesem Herbst über die neue Brücke führen und damit den städtischen Verkehr nachhaltig entlasten. Auf einer
Breite von 33,7 Metern weist der Übergang deshalb zwei Fahrbahnen, Geh- und
Radwege sowie eine Trassee für eine zweite Schienenachse zwischen Mühlkreisbahnhof
und Bulgariplatz auf.
2‘500 Tonnen Bewehrungsstahl verbaut
Der Spatenstich zum Grossprojekt erfolgte im Juli 2018 und
markierte den offiziellen Auftakt der Hauptbauarbeiten. Zunächst folgte der
Abbruch des Urfahrer Widerlagers, dem Übergang zwischen
Brückenkonstruktion und Damm. Anschliessend wurde dort ein neues
Anschlussbauwerk – der Urfahrer Vorlandpfeiler – gebaut, das im Herbst 2018
fertiggestellt worden ist. 2019 erfolgten dann der Neubau der beiden
Flusspfeiler und die Errichtung des Brückenwiderlagers Linz.
Der Entwurf für die neue Donaubrücke stammt vom Pariser Büro
Marc Mimram, das einen entsprechenden Architekturwettbewerb für sich
entscheiden konnte. Mit dem Bau wurde eine Arbeitsgemeinschaft der Firmen MCE
GmbH, Porr Bau GmbH und Strabag AG beauftragt. Erstere fertigte die Brückenbögen
der Konstruktion an, die aus etwa 300 Einzelbauteilen bestehen. Für die Brücke selbst
wurden rund 13‘000 Kubikmeter Beton und 2‘500 Tonnen Bewehrungsstahl verbaut.
Tonnenschwere Tragwerke «eingeparkt»
Ende Februar und Anfang März wurden nach mehr als zweieinhalb Jahren Bauzeit die beiden je zirka 2‘800 Tonnen schweren Tragwerke für die Brücke von ihren Montageplätzen mit Ponton-Spezialschiffen der niederländischen Mammoet in ihre Endlager eingeschwommen und auf den beiden Brückenpfeilern abgesetzt. Die vier Pontons der auf das Heben und den Transport schwerer Objekte spezialisierten Firma waren dabei je 66 Meter lang und 44,45 Meter breit.
Zwei 900 PS starke Schubschiffe aus Rotterdam übernahmen den An- und Abtransport der Pontons und halfen bei der Steuerung der Tragwerke. Das Einschwimmen markierte den entscheidendsten Schritt beim Bau der neuen Brücke, wie die Stadt Linz im Februar mitteilte. Neben ihrem Gewicht beeindrucken die stählernen Tragwerke auch mit ihren Massen: Sie sind 120 Meter lang, bis zu 34 Meter breit und am Bodenscheitel 17 Meter hoch.
Stapeltürme, hydraulische Pressen und Seilwinden
Bevor das Manöver starten konnte, mussten die Tragwerke an Land zuerst mittels SPMT-Fahrzeugen und hydraulischen Pressen aufgebockt und auf die Pontons geladen werden. Danach wurden die Konstruktionen vor der endgültigen Platzierung auf den Pfeilern gedreht und auf dem Wasser in Querlage gebracht. Für die Einschwimmung und den Transport war eine komplexe Technik aus Stapeltürmen, hydraulischen Pressen, Schwerlasttransportern, Seilwinden sowie Ballasttanks mit Pumpen und Hilfskonstruktionen für das millimetergenaue Versetzen auf den Lagern der Pfeiler nötig.
Konkret wurden die Tragwerke hierbei mittels sechs Stapeltürmen und hydraulischen Pressen zuerst um vier Meter hochgehoben, um sie auf die endgültig erforderliche Höhe zu bringen und auf eine Längsneigung der Brücke einzurichten. Danach fuhren auf den Pontons vier SPMT-Fahrzeuge mit den Tragwerken langsam und synchron über eine 12 Meter lange Rampe, um die Grossbauteile in ihre Endlage zu bringen. Um während des Wassertransports Höhen und Belastungen auszugleichen, konnte jede der insgesamt 120 Fahrzeugachsen einzeln angesteuert werden.
Die spektakuläre Einschiffung der Tragwerke im Video. (Quelle: zvg Mammoet)
Fünfwöchiger Baustopp wegen Pandemie
Für das gesamte Manöver der Einschwimmung musste der Schiffsverkehr auf der Donau an jeweils zwei Tagen gesperrt werden. Herausforderungen boten dabei vor allem der sich verändernde Wasserstand, der enge Vormontagebereich an der Donau sowie der Schwerpunktunterschied zwischen den beiden Brückenkonstruktionen, wie die Firma Mammoet rückblickend mitteilte.
Nach der endgültigen Platzierung der Brückentragwerke starteten die Schweissarbeiten, die Mitte April fertiggestellt worden sind. In einem weiteren Schritt wird nun die Fahrbahnplatte aus Stahlbeton, der Randbalken sowie die Fahrbahnaufbauten aus Asphalt hergestellt und montiert. Bis Juni sollen laut der Stadt Linz auch die Strassenbauarbeiten und Leitungsverlegungen in der linken Brückenstrasse fertiggestellt sein.
Die Arbeiten für die neue Donauquerung sind mit der erfolgreichen Einschwimmung und Installation der Konstruktionen nun auf Kurs. Dies trotz eines rund fünfwöchigen Baustopps, da dem Montagepersonal aufgrund der Coronapandemie anfänglich die Einreise nach Österreich verweigert wurde. Die Verkehrsfreigabe der neuen Brücke ist für Herbst 2021 geplant. Die Kosten betragen derzeit rund 90 Millionen Euro.