10:24 BAUPROJEKTE

Neubau Fachhochschulareal: Campus beim Weiher

Geschrieben von: Manuel Pestalozzi (mp)
Teaserbild-Quelle: Wulf Architekten / Studio PEZ, Aron Lorincz Ateliers

Die Standorte der Berner Fachhochschule (BFH) sollen konzentriert werden. In Biel geschieht dies bereits. Nun ist die Stadt Bern an der Reihe. Ein neuer Campus wird zugleich ein Meilenstein für die zukünftige Entwicklung des Gebiets Weyermannshaus Ost. Den Projektwettbewerb konnten die Wulf Architekten GmbH aus Stuttgart und das Studio PEZ aus Basel für sich entscheiden.

Bern-Weyermannshaus ist den meisten als Autobahnverzweigung bekannt: Von der A1 St. Margrethen-Genf, die dem Südrand des Bremgartenwalds entlang führt, kann man hier auf die A12 nach Freiburg und Vevey abbiegen. Man fährt dann über den rund einen Kilometer langen Weyermannshaus-Viadukt. Dieser überquert eine Senke zwischen dem Bremgarten- und dem Könizbergwald. Weyermannshaus ist der Name eines einstigen Gutshofs, der den nördlichen Teil dieser Senke bezeichnet. Der Namensteil «Weyer» weist auf drei historische Weiherhin, die einst der Fischzucht dienten und mit Berns Stadtbach verbunden waren. Einer vonihnen wurde ab dem frühen 20. Jahrhundertzu einer öffentlichen Badeanstalt ausgebaut. Sie liegt unmittelbar westlich des Viadukts.

Für Bern war das Gebiet zwischen den beiden Wäldern lange eine Vorzone, durch die mansich von Westen her der Stadt näherte. An ihrenRändern verliefen zwei Hauptstrassen, zwischen diesen beiden die Eisenbahn-Hauptlinie quer durch die Schweiz. Es folgten der Güterbahnhof und die Trassen zweier Regionalbahnlinien, die sich am Ende seines Gleisfelds verzweigen. Mit der Eingemeindung des weiter westlich liegenden Dorfes Bümpliz im Jahr 1919 wurde das von diversen Verkehrssträngen unterteilte Gebiet Weyermannshaus zu einer Zwischenzone, dievon Industrie- und Gewerbebauten geprägt ist, mit dem Weiher, einem Hallenbad und einer Kunsteisbahn als «Oase».

Der kompakte Haupttrakt mit den drei Aufbauten und das pavillonartige Weiterbildungsgebäude liegen am frei gelegten Stadtbach.

Quelle: Wulf Architekten / Studio PEZ, Aron Lorincz Ateliers

Der kompakte Haupttrakt mit den drei Aufbauten und das pavillonartige Weiterbildungsgebäude liegen am frei gelegten Stadtbach.

Die Campus-Vision

Der BFH-Standort Bern soll unmittelbar östlich des Viadukts, am nördlichen Rand des auslaufenden, sich verzweigenden Gleisfelds des Güterbahnhofs entstehen, mitten im Industriegebiet, das sich heute noch auf die betreffenden Parzellen ausdehnt. Man erhofft sich davon eine Aufwertung der städtebaulichen Situation, einebessere Vernetzung des Quartiers und eine Neudefinition seiner Identität.

Der Wettbewerbs­perimeter liegt im «Premium Entwicklungsschwerpunkt (ESP) Bern-Ausserholligen», das ein interessantes Verdichtungs­potenzial hat. Südlich der Eisenbahn-Hauptlinie hat sich in den vergangenen Jahren viel getan: So entstand unter anderem der Europaplatz als regionaler Verkehrsknotenpunkt und anihm das 2014 eröffnete interkulturelle «Hausder Religionen».

Der Campus Bern ist Teil eines Gesamtkonzepts, mit dem das kantonale Fachhochschul-Universum aktualisiert werden soll. Den Anfang machte der Standtort Biel (siehe Baublatt, Ausgabe 16  /  2017). Auf dem Areal Weyermannshaus verfolgt die BFH mit dem Zusammenzugder Departemente Gesundheit, Soziale Arbeit, Wirtschaft, der performativen Künste der Hochschule der Künste Bern (HKB) sowie dem Departement Rektorat und Services (RSR) das Ziel, mehrere Standorte in einem neuen Campus zusammenzuführen. Zu diesem Zweck schrieb die Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion des Kantons Bern, vertreten durch das Amt für Grundstücke und Gebäude (AGG), einen einstufigenanonymen Projektwettbewerb aus.

Auswahl aus 36 Projekten

Die Projektteams hatten sich mit einem Be­arbeitungsperimeter von 44 912 Quadratmetern, gegliedert in zwei bebaubare Baufelder auseinanderzusetzen. Hinzu kam ein nördlich angrenzender Ideenperimeter mit einer Fläche von 11 250 Quadratmetern, auf dem zwei grosse,zylinderförmige Tanksilos stehen. Beide Perimeter reichen unter den Viadukt, wo eine neue Erschliessungsachse geplant ist, welchemit einer Unterführung den Anschluss an denEuropaplatz gewährleistet.

Die Anforderung an die Wettbewerbsteamswaren vielfältig: bauliche Flexibilität, in Sachen Energie die 2000-Watt- / 1-Tonnen-CO2-Gesellschaft-Kompatibilität sowie die Verwendung des Werkstoffs Holz. 36 Projekte wurden eingereicht und zur Beurteilung zugelassen. Nach formellen und materiellen Vorprüfungen sowie zwei Rundgängen klassierte das Beurteilungsgremium zehn Projekte in den Preisrängen und beschloss einen zusätzlichen Ankauf. Einstimmig empfahl es der Veranstalterin, die Büros des erstplatzierten Projekts «Dreierlei», die Wulf Architekten GmbH aus Stuttgart und das Studio PEZ aus Basel mit der Weiterbearbeitung gemäss Wettbewerbsprogramm zu beauftragen.

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