Nakagin Tower: Das Ende naht für den Kapselturm in Tokio
Nächstes Jahr wird er nun rückgebaut: der Nakagin Tower in Tokio. Die metabolistische Architekturikone konnte nicht gerettet werden. Immerhin soll eine ihrer Kapseln restauriert und danach in einem Museum ausgestellt werden.
Quelle: Darian Shamkali, Unsplash
Avancierte zum Wahrzeichen seiner Umgebung und zur Pilgerstätte für Architekturinteressierte: Der Nakagin Tower im Stadtteil Ginza in Tokio.
Dem Nakagin Tower in Tokios Stadtteil Ginza dräut seit rund zehn Jahren der Abbruch. Obwohl das 1972 errichtete Büro- und Wohngebäude des 2007 verstorbenen japanischen Architekten Kisho Kurokawa als besonders prominentes Beispiel den Metabolismus gilt und sein Ende bei Fachleuten weltweit Aufmerksamkeit erregt hatte, schlägt nun endgültig seine letzte Stunde. Dieser Tage berichtete das englischsprachige, japanische Newsportal „SoraNews24“, dass der Rückbau der Architekturikone nun bewilligt worden ist. Im März 2022 soll es soweit sein.
Die Verwaltungsgesellschaft des Turms - oder vielmehr seine Mieter - hatten Medienberichten zufolge erfolglos versucht, einen Käufer für das Gebäude zu finden, der bereit gewesen wäre, es zu erhalten und zu sanieren.
Kapseln alle 25 Jahre auswechseln
Die Ironie daran: Kurokawa hatte das 13geschossige Haus so angelegt, dass es sich einfach in Stand halten lässt. Es setzt sich aus 140 vorgefertigten Kapseln oder Wohnzellen zusammen, die sich alle um den Betonkern des Turms gruppieren, an dem sie befestigt sind. Auf diese Weise sollten Einheiten jeweils alle 25 Jahre ersetzt werden können, indem sie einfach herausgenommen und mit einer neuen ausgetauscht werden.
Quelle: Svetlov Artem, eigenes Werk, CC0
Nächsten Frühling soll der Turm rückgebaut werden.
Das Innere der 4x 2,5 Meter grossen Einheiten erinnert entfernt an ein Raumschiff: Alles ist fest eingebaut, vom Bett über den Taschenrechner, den Fernseher und das Radio bis hin zum Wecker. Gedacht waren die Wohnzellen, die auch über ein Bad verfügten, ursprünglich für Geschäftsleute, die werktags in der Stadt übernachten wollen. - Braucht man mehr Raum, können die einzelnen Zellen auch miteinander verbunden werden.
Vorbild für Kapselhotels
Immerhin wird der Kapselturm auch nach seinem Rückbau nicht ganz verschwunden sein, schliesslich lieferte er das Vorbild für Japans Kapselhotels. Und nicht nur das. Mit einer Crowdfunding-Kampagne hat Akiko Ishimaru, Architektin und ehemalige Bewohnerin des Nakagin Tower, die Kapsel A606 wiederhergestellt. Zunächst hatte sie darin und in sieben anderen Einheiten zusammen mit Gleichgesinnten einen Coworking Space betrieben, wie das Architekturnewsportals „The Architect’s Newspaper“ berichtete.
Und nun hat sie bei der Stadt beantragt, die Kapsel zu entfernen zu dürfen. Dies, um sie vollständig zur restaurieren - inklusive einer Asbestsanierung – und sie dann einem Museum zur Verfügung zu stellen. Mittlerweile hat Ishimaru das OK der Behörden erhalten. Aktuell ist sie laut dem Artikel daran, Geld für die Umsetzung ihrer Pläne aufzutreiben. (mai)
Metabolisten
"Die japanischen Architekten und Stadtplaner Kisho Kurokawa, Kiyonori Kikutake, Fumihiko Maki, Sachio Otaka und Noboin Kawazoe fanden sich 1959 unter der Bezeichnung Metabolisten zusammen. Ihr Thema war die Stadt im urbanen Kontext, die Stadt der zukünftigen Massengesellschaften und zwar als lebendiger Prozess, gestaltbar ausschliesslich durch flexible, erweiterbare Großstrukturen.
Nach ihrer Auffassung reichten die altehrwürdigen Gesetze der Form und Funktion nicht mehr aus. Die neuen, zukünftigen Anforderungen an die Kultur und Gesellschaft sind die Gesetze des Raumes und des Funktionswandels. Es wurde der Gedanke verfolgt, den Lebenszyklus von Geburt und Wachstum auf Städtebau und Architektur zu übertragen." Wikipedia.de
Quelle: Dick Johnson, Flickr: Nakagin Capsule Tower, CC BY 2.0
Wohnen im Orbit? Entfernt erinnert die Einrichtung der Kapseln an ein Raumschiff.