MVRDV baut Pyramide von Tirana zum Treffpunkt und Aussichtsturm um
Einst spöttisch als Enver-Hoxha-Mausoleum betitelt, dient die Pyramide von Tirana heute als Bildungszentrum, als Treffpunkt und als Aussichtsturm. Hinter dem Umnutzungsprojekt in der albanischen Hauptstadt steckt das Rotterdamer Büro MVRDV.
Quelle: Ossip van Duivenbode
In der Pyramide von Tirana war einst ein Museum über Enver Hoxha untergebracht.
Sie war als eine Huldigung an den albanischen Diktator Enver Hoxha nach Entwürfen seiner Tochter Panvera und ihrem Gatten erbaut worden: die Pyramide von Tirana. 1988 eröffnet diente das brutalistische Gebilde aus Beton, Glas, Stahl und Marmor zunächst als Museum, das dem drei Jahre zuvor verstorbenen Staatsführer gewidmet war, der als Statue in der Eingangshalle unter riesigen goldglänzenden Leuchtern sass.
Doch dem Bau war ein kurzes Leben als Hoxha-Andachtsstätte beschieden: Mit dem Ende des kommunistischen Regimes funktionierte man das Monument zum Internationalen Kulturzentrum um, 1999 installierte sich während des Kosovokriegs die Nato in seinen Räumen. Später zog ein Nachtclub ein, danach diente die Pyramide als Veranstaltungsort für unterschiedlichste Anlässe. Gleichzeitig avancierte ihr Dach bei kleinen und grossen Kindern zum Spielplatz. Schliesslich konnte man es leicht erklimmen und problemlos auf die Spitze gelangen, und auf dem glatten Marmor hinunterrutschen.
Ein Symbol für den Sieg über Enver Hoxha
Quelle: Diego Delso, CC BY-SA 3.0,
Die Pyramide um 2014, bevor sie umgebaut wurde.
Die immer wieder wechselnden Nutzungen aber auch diverse Renovationen hatten das Innere des Gebäudes unübersichtlich werden lassen. Im Laufe der Jahre waren alle möglichen, teils umstrittene Ideen für den zunehmend verfallenden Bau aufgekommen und wurden wieder verworfen. Unter anderem dachte man zeitweise darüber nach, ihn abzureissen und an seiner Stelle ein Parlamentsgebäude nach Plänen von Coop Himmelblau zu errichten. Aber so weit kam es nicht. Längst zu einem Wahrzeichen der Stadt geworden, sollte die Pyramide bestehen bleiben. Zumal sie für viele ein Symbol des Sieges über Hoxha darstellt.
Die Regierung entschied, dass die Pyramide so umgestaltet werden soll, dass sie vor allem auch Jugendlichen zugutekommt. Das Projekt dazu stammt von MVRDV. Die Pyramide sei das teuerste Gebäude gewesen, das im kommunistischen Albanien errichtet worden sei, zu einer Zeit, in der die albanische Bevölkerung in Armut gelebt habe, erklärt Winy Maas Gründer des Rotterdamer Büros.
Viele, viele bunte Boxen drinnen und draussen
Vor rund
einem Monat ist die Pyramide wieder eröffnet worden: Anstelle der
Hoxha-Erinnerungsstücke beleben kleine Pavillons oder vielmehr bunte
Kuben die Pyramide und ihre Umgebung. Sie gruppieren sich scheinbar
verstreut um das Gebäude, einige türmen sich unter ihrem Dach
übereinander. In ihnen sind Cafés, Büros für Start-Ups und Ateliers
untergebracht. Etwa die Hälfte dient als Kursräume untergebracht: Hier
bietet die gemeinnützige Bildungseinrichtung TUMO Tirana Jugendlichen
von12 bis 18 Jahren nach der Schule kostenlosen Unterricht in neuen
Techniken wie Software, Robotik, Animation, Musik und Film an. - 2011 in
Armenien gegründet, versucht TUMO europaweit Länder wie Albanien zu
unterstützen, um die Abwanderung von Fachkräften zu verhindern.
Quelle: Ossip van Duivenbode
Die Pyramide heute.
Neben der sozialen Seite ist auch die Nachhaltigkeit ein Thema: Der grösste Teil des Gebäudes ist die meiste Zeit des Jahres zur Umgebung hin geöffnet, daher müssen laut MVRDV nur die zusätzlichen Boxen, die dem Bildungsprogramm vorbehalten sind, klimatisiert werden, was den Energieverbrauch senke.
Ein Lift und Treppen für den Aussichtspunkt
Gleichzeitig dient die Pyramide weiterhin als Aussichtsplattform: Die Fassade wurde mit Stufen versehen, sodass man leicht auf sie hinaufsteigen kann, auf der Westseite wurde ein Lift installiert, der ebenfalls auf die Spitze führt. Wer hinunterrutschen will, kann dies ebenfalls: Einer der sternförmig auf dem Dach angeordneten Balken, wurde so belassen, dass man auf ihm nach wie vor bis auf den Boden rutschen kann.
Auch wenn die Pyramide nun einen völlig neuen Zweck hat und wie Winy Maas erklärt, alle diktaturverherrlichenden Symbole entfernt worden sind, soll ihr Geschichte nicht vergessen werden. Einige Details wruden laut Maas bewahrt, sie sollen an die die dunkle Vergangenheit des Gebäudes erinnern. (mai)
Die Umnutzung der Pyramide ist nicht das einzige Projektvon MVRDV in Tirana, auch der Wolkenkratzer Tirana's Rock stammt aus der Feder des Rotterdamer Büros. Daneben laufen zurzeit die Bauarbeiten an Downtown One, einem 140-Meter-Hochhaus, es soll laut Website von MVRDV 2024 fertig gestellt werden.
Quelle: Ossip van Duivenbode
Das Gesicht Tiranas verändert sich: Pyramide aus der Vogelperspektive.
Quelle: Ossip van Duivenbode
Die Struktur der Pyramide wurde erhalten, und um bunte, würfelförige Pavillons ausgebaut,
Quelle: Ossip van Duivenbode
Unterschiedliche Treppen führen auf die Spitze der Pyramide.
Quelle: Ossip van Duivenbode
Die Treppen der Pyramide im Detail.
Quelle: Ossip van Duivenbode
Bevölkerung erklimmt die Pyramide.
Quelle: Ossip van Duivenbode
Die Pyramide ist heute auch ein Aussichtpunkt.
Quelle: Ossip van Duivenbode
Blick durchs Oberlicht ins Innere der Pyramide.
Quelle: Ossip van Duivenbode
Blick nach oben ins Dach: Die Pyramide ist 23 Meter hoch.
Quelle: Ossip van Duivenbode
Im Innern der Pyramide befinden sich verschiedene Pavillons.
Quelle: Ossip van Duivenbode
Die einzelnen Pavillons dienen zum einem grossen Teil als Kursräume.
Quelle: Ossip van Duivenbode
Die bunten Pavillons dienen unterschiedlichsten Zwecken.
Quelle: Ossip van Duivenbode
In der Pyramide bietet die Organisation TUMO verschiedene Ausbiludngen an.
Quelle: Ossip van Duivenbode
Nebst bunten Pavillons bestimmen Pflanzen das Innere der Pyramide.
Quelle: Ossip van Duivenbode
Wenn ein Gebäude auch eine Rutschbahn ist: auf einem Bereich der Pyramide kann man weiterhin hinunter rutschen.
Quelle: Ossip van Duivenbode
Die Pyramide wurde zum luftigen Gebilde: Sie ist ist gegen Aussen geöffnet, unter ihrem Dach befinden sich verschieden Pavillons.
Quelle: Ossip van Duivenbode
Die beleuchtete Pyramide bei Nacht.
Quelle: Ossip van Duivenbode
Die Pyramide aus der Vogelperspektive.